Art Brut

Art Brut

Mit "Bang Bang Rock'n’Roll" schlug sich Art Brut in die Herzen aller Musikfans, mit "It’s A Bit Complicated" trieb die Band diese zur Verzweiflung. In "Art Brut vs. Satan" kämpft die Gruppe nun gegen den Teufel und Eddie Argos in Berlin gegen sich selbst.

{image}So leidet der Sänger von Art Brut beim Konzert im Berliner Lido am vergangenen Freitag vor allem an einer Sache: An "unglaublichen" Rückenschmerzen aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, die ihn scheinbar erheblich am wilden Leben als Rockstar hindern. Deshalb muss er nun, nach eigener Aussage, schon seit einer Woche auf Alkohol und Drogen verzichten. Doch die Befürchtung des Autors, dass sich diese Askese auf die Qualität der Liveperformance hätten auswirken können, bestätigte sich in Berlin zum Glück nicht. Vielmehr scheint das Adrenalin, das bei einem Konzertauftritt normalerweise durch die Adern der Musiker strömt, alle Schmerzen wegzuwischen. Er beugt und streckt sich auf der Bühne, als ob er noch nie irgendwelche Schmerzen verspürt hätte und er singt ohne jegliche, schmerzliche Gesichtsverzerrungen, neunzig Minuten lang unverblümt und gut gelaunt über seine Jugendliebe Emily Kane, seinen kleinen Bruder und über andere Erlebnisse in seinem "aufregenden" Rockerleben. Gleichzeitig hält er dann auch mal, innerhalb der Songs, minutenlange Ansprachen ans Publikum und kommt schließlich zur aufschlussreichen und amüsanten Erkenntnis: "Der Punkrock ist (noch) nicht tot!".

{image}Ob das stimmen mag, ist zwar eine andere Frage, aber zumindest Art Brut scheinen davon überzeugt zu sein. Das beweist auch Gitarrist Jaspar Future, wenn er versucht, mit wütend-bösem und aggressivem Gesichtsausdruck den Teufel höchstpersönlich aus dem Club zu vertreiben und das Publikum mit Poser-Gesten zum Tanzen anstachelt.

Ob es an diesem Abend allerdings wirklich noch einen Antreiber braucht, ist zumindest zweifelhaft. Das Publikum tobt auch so durch den Saal, tanzt Pogo und feiert Art Bruts Musiker ausgelassen und voller Euphorie: Den Sänger Eddie Argos, die beiden Gitarristen Jaspar Future und Ian Catskilkin, sowie die deutschstämmige Freddy Feedback am Bass und Mickey Breyer am Schlagzeug (spielt im Stehen!).

Gefeiert wird zumindest solange, bis sich das Konzert nach neunzig Minuten langsam dem Ende zuneigt und Eddie Argos scheinbar wieder die altbekannten Rückenschmerzen verspürt, die schließlich sogar dazu führen, dass er beim Verlassen der Bühne von einem Techniker gestützt werden muss. Ja, das Rockstarleben kann auch quälend sein! Besonders, wenn man den Punkrock im Blut hat.

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