Disturbed (live in Karlsruhe, 2008)
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Disturbed (live in Karlsruhe, 2008) Foto: Marcel Benoit © regioactive.de

Mit ihrem jüngsten Album "Indestructible" schafften es Disturbed zum dritten Mal in Folge, direkt auf dem Spitzenplatz in die US-Charts einzusteigen. Zwar reicht ihre Popularität in Deutschland noch nicht ganz so weit, aber die Band aus Chicago kann auch hierzulande auf ihre Anhängerschaft zählen, die, nach der Deutschlandtour im Jahre 2006 und zwei Auftritten beim diesjährigen Rock am Ring und Rock im Park, entsprechend zahlreich zum Gastspiel in die Karlsruher Europahalle erschien.

{image}[direkt zur fotogalerie springen] Einen zweigeteilten Eindruck hinterließen Shinedown, die Disturbed auf der aktuellen Tour begleiten. Es dauerte ein klein wenig, bis sich das Publikum für die Band aus Florida erwärmen konnte, doch dann herrschte vor der Bühne ein beachtliches Maß an Aktivität. Publikum und Band erfreuten sich sichtlich aneinander und so wurde schon zum Warm-Up, je nach persönlichen Vorlieben, ordentlich gemosht, gesprungen oder mitgeklatscht. Die Aufforderung, die Handys in die Höhe zu strecken, erstaunte dann aber doch etwas, aber gut, dass sich im Repertoire von Shinedown auch Gediegeneres findet ist bekannt und schließlich konnten am Ende von 45, während dessen Intro sich das Ganze abspielte, die Mähnen auch wieder geschüttelt werden. Das wäre als kurze Verschnaufpause ja ganz in Ordnung gewesen, aber kurz darauf folgte mit Second Chance ein weiteres zartes Pflänzchen – nicht unbedingt eine glückliche Wahl für eine Support-Show bei Disturbed. So musste man leider miterleben, wie sich die Band einen Teil ihres Kredits, den sie sich zuvor voll und ganz verdient hatte, durch die etwas unpassende Songauswahl wieder verspielte.

{image}Doch spätestens als sich Disturbed-Frontmann David Draiman mit Zwangsjacke und Maske gefesselt auf die Bühne karren ließ, war das alles vergessen. Zum Einzug passend gab es zum Auftakt Perfect Insanity, das menschliche Abgründe thematisiert, wie sie von Hannibal Lecter verkörpert werden. Um das Publikum mussten sich die "Gestörten" indes keine Sorgen machen. Dessen ausgeprägte Motivation, an diesem Abend voll auf seine Kosten zu kommen, war ja bereits bei Shinedown erkennbar gewesen und dementsprechend gut war die Stimmung auch über das gesamte Konzert hinweg. In Sachen Setlist gab sich die Band aus Chicago keine Blöße und spielte außer einer Auswahl vom aktuellen Album auch noch einen Großteil ihrer bisherigen Singles, darunter auch das Genesis-Cover Land of Confusion vom Album Ten Thousend Fists, bei dem das Publikum seine Textkenntnisse auf fremdem musikalischen Terrain unter Beweis stellte. Ein geringfügigen Dämpfer bekam die Stimmung während Torn, dessen Vocals ein wenig Geschmackssache sind, und Deify, aber schon nach den ersten Klängen des darauf folgenden Stupify war wieder alles in bester Ordnung.

{image}Es überrascht nicht weiter, wenn jemand nicht unbedingt den festen Willen aufbringt, auf einer Tour um die komplette Welt ausgerechnet im Badischen Außergewöhnliches vollbringen zu wollen. Insbesondere Sänger Draiman erweckte bisweilen den Eindruck hier eher professionell-routiniert als besonders engagiert zu Werke zu gehen. Etwas irritierend waren auch die teilweise ungewöhnlich langen Pausen zwischen den Stücken, die den inneren Zusammenhalt der Show schmälerten. Nach einer Stunde verließen Disturbed dann die Bühne und ließen sich erst einmal eine ganze Weile bitten, um dann nach langer Ansage zur Zugabe zu schreiten. Die ließen dafür keine Wünsche offen: auf Inside The Fire und Stricken folgten ein nicht zu verachtendes Drumsolo, das schließlich in das finale Down With The Sickness überging.

Ohne größere Schwierigkeiten ließen sich auch noch weitere Punkte finden, über die man diskutieren könnte, beispielsweise die Lyrics von Indistructible im Kontext des Auftritts von Disturbed vor Soldaten in Kuwait. Das wäre der Sache allerdings nicht besonders dienlich, da schlicht und ergreifend irrelevant. Die Zuschauer in Karlsruhe hatten sich nämlich dazu entschieden, die musikalische Komponente des Abends kompromisslos zu feiern, ohne sich an möglicherweise lästigen Hintergründen zu stören – oder daran, dass nicht alle Bandmitglieder nicht den Eindruck erweckten, als hätten sie genauso viel Spaß, wie ihre Fans.

Fotogalerie:

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Setlist Shinedown

1. Devour / 2. Heroes / 3. Cyanide sweet tooth suicide / 4. Sound of Madness / 5. Left Out / 6. 45 / 7. Save Me / 8. Second Chance / 9. Fly from the Inside

Setlist Disturbed

1. Perfect Insanity / 2. Liberate / 3. Just Stop / 4. Voices / 5. Indestructible / 6. Prayer / 7. Land of Confusion / 8. Torn / 9. Deify / 10. Stupify / 11. Divide / 12. Haunted / 13. Medley (Guarded, Violence Fetish, Criminal, Devour, Meaning of Life) / 14. The Game

15. Inside The Fire / 16. Stricken / 17. Drum Solo / 18. Down With The Sickness

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