Beatsteaks (live in Stuttgart, 2008)
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Beatsteaks (live in Stuttgart, 2008) Foto: Marcel Benoit © regioactive.de

Schwere Geschütze mit Namen wie "E-G-O" oder "Let Me In" konnten die Beatbuletten auffahren, als es darum ging, ihre Fans zu bedienen. Die Vorfreude hätte größer kaum ausfallen können, denn die Geduld der Beatsteaks-Anhänger war auf eine harte Probe gestellt worden. Mehr als ein halbes Jahr lang gammelten die Tickets schon in der Schublade, denn ursprünglich hätte das damals bereits hoffnungslos ausverkaufte Konzert schon Anfang Dezember stattfinden sollen.

{image}Aus gesundheitlichen Gründen musste das Konzert seiner Zeit verschoben werden, was die ohnehin hohen Erwartungen nur noch weiter steigerte. Diese konnten – so viel sei hier schon vorweggenommen – von den Herren aus Berlin erfüllt werden. Frontmann Arnim höchstpersönlich kündigte Quite A Few an, den ersten Act des Abends, und wies darauf hin, dass dies erst das achte und bisher größte Konzert der jungen Lokalmatadoren sei. Bedauerlicherweise war ihnen das auch anzumerken und der viertelstündige Auftritt klang bisweilen noch ein wenig unausgereift. Das Publikum störte sich daran jedoch nicht, sondern zeigte vielmehr deutlich, dass es hier war, um nun endlich die lang ersehnte Party zu haben und nicht um übermäßig kritisch mit dem Dargebotenen ins Gericht zu gehen. Musikalisch überzeugender kam da schon der zweite Support Humanzi daher. Den Fans schienen jedoch die bei Quite A Few noch reichlich vorhandenen Aufforderungen zum Mitmachen etwas zu fehlen. Besonders in der vorderen Fraktion war die Stimmung verhaltener als noch zuvor.

Vordere Fraktion? Ganz richtig, in Stuttgart war konsequent das Zwei-Klassen-Publikum eingeführt worden: Nur mit Bändchen durfte man vor den Wellenbrecher, ohne half alles Betteln nichts. Dabei galt: "First come – first served", denn auch wer bereits um Acht in der Halle eingetroffen war, musste sich von dem Gedanken, die Beatsteaks aus der Nähe bewundern zu dürfen, verabschieden. Folglich war das Publikum im vorderen Drittel der Halle überdurchschnittlich jung und weiblich. Für manche war diese Regelung offensichtlich ein großes Ärgernis, andererseits gab es so auch weder Schlangen und Gedränge noch scheinbar allmächtige Securities an den Übergängen. Bändchenträger hatten es natürlich gut und konnten schnurstraks vom Bierstand bis unmittelbar vor die Bühne gelangen, hauptsächlich profitierte jedoch wohl der Veranstalter von dem Verfahren.

{image}Mit As I Please wählten die Beatsteaks den Opener von Limbo Messiah als Start in den Abend und legten mit Demons Galore, Monster und Hello Joe gleich ordentlich nach. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass sich die Berliner das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen lassen würden. Sie können es sich leisten, gleich am Anfang derartig zu klotzen, ohne dadurch zu einem späteren Zeitpunkt wegen der immerhin 25 Titel umfassenden Setlist in Verlegenheit zu geraten. Wer es hat, der hat es halt – und an Abräumern mangelt es den Beatsteaks bestimmt nicht. Nur selten nahm sich das Publikum mal ein Stück Pause, um ein bisschen durchzuatmen. Kam es in der Vergangenheit durchaus gelegentlich vor, dass der Gesang von Arnim einen Tick daneben lag, so war das in Stuttgart kaum der Fall. Auch die Fans legten sich ordentlich ins Zeug und wurden dafür des Öfteren von der Band mit lobenden Wort bedacht. Irgendwann ließ man sich gar zu einem Vergleich mit der Hauptstadt hinreißen. Keine gute Idee, denn die folgenden minutenlangen Sprechchöre "Stuttgart ist viel schöner als Berlin" konnten erst durch das Zugeständnis der Band, dass dies an jenem Abend zutreffe, da man ja hier und nicht zu Hause sei, beendet werden.

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Ob Klettereien auf den Boxen, Arnims Salto ins Publikum oder kollektivem Niederknien und Aufspringen: es waren zwar keine bahnbrechenden Neuigkeiten zu bewundern, allerdings gab es auch nicht viel, das der geneigte Beatsteaks-Fan vermisst haben könnte. Natürlich durfte die "beste Band des Universums" auch ihre Tanzkünste zu verschiedenen Samples, unter anderem aus Dickes B., Intergalactic oder The Seed 2.0, unter Beweis stellen. Zum krönenden Abschluss gab es mit Schlecht noch einmal ein richtiges Rotzhighlight, zu dem die letzten Kräfte mobilisiert wurden.

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Um Superlative wie etwa "denkwürdig" dafür bemühen zu können, fehlte es dem Abend wohl in erster Linie an Einmaligkeit – dagegen half auch die lange Wartezeit nicht. Allerdings ist den Beatsteaks gewiss kein Vorwurf zu machen, da sie sich auf den Bühnen im Lande nicht gerade rar machen. Im Gegenteil, sehen wir es positiv und freuen uns darüber, dass diese Band dazu in der Lage ist, uns reihenweise mit Konzerten von weit überdurschnittlicher Qualität zu beglücken.

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Setlist: As I Please - Demons Galore - Monster - Hello Joe - Loyal To None - Hot Snakes - What's Coming Over You - She Was Great - Atomic Love - To Be Strong - Summer - Panic - Sampler - I Don't Care As Long As You Sing - Hail To The Freaks -  Jane Became Insane - E-G-O - Hey Du - Frieda und die Bomben - Hand In Hand

Meantime - Cut Off The Top - Let Me In - Big Attack - Schlecht

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