Juli (live in Pforzheim)
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Juli (live in Pforzheim) Fotos: Marcel Benoit © regioactive.de

Normalerweise verirren sich nicht gerade häufig Bands von überregionaler Bedeutung nach Pforzheim. Mit dem Besuch von Juli stand jedoch kurz nach dem "Campus rockt"-Festival das nächste solche Ereignis an - scheinbar ein bisschen zu viel für die Pforzheimer. Es wurde ein Abend, an dem Publikum und Band gleichermaßen darum bemüht waren, großzügig über die ein oder andere Unzulänglichkeit hinwegzusehen.

Pünktlich um 20:00 Uhr betraten Radiopilot, der mit Juli verwandtschaftlich verbundene Support-Act, die Bühne. Die Popband aus Berlin kam zwar etwas seicht daher, aber die gute Laune übertrug sich auch auf das Publikum. Im Rahmen ihrer Show schreckten sie weder vor dem Einsatz eines Glockenspiels, noch vor dem Anspielen von Michael Jacksons Billy Jean zurück. Bereits nach einer knappen halben Stunde mussten die Newcomer die Bühne jedoch schon wieder räumen. Inzwischen war das Publikum auf die noch immer indiskutabel niedrige Zahl von knapp 500 angewachsen.

Über die Gründe für dieses verhaltene Interesse kann hier nur spekuliert werden. Egal, ob es am nicht ganz niedrigen Preis, dem undankbaren Termin am Montagabend, unzureichender Öffentlichkeitsarbeit oder was auch immer lag – vor, beziehungsweise in einer doch recht leeren Location zu stehen ist für Band und Fans gleichermaßen schade. Möglicherweise hätten weniger Freiräume auch die schlechte Akustik im "Großen Saal" des Congresszentrums positiv beeinflusst.

So verwundert es auch nicht weiter, dass die Stimmung während des Auftritts von Juli zwar gut war, die letzte Euphorie jedoch ausblieb. Frontfrau Eva Briegel überzeugte mit ihrer Stimme, auch wenn ihre Leistung diesbezüglich im weiteren Verlauf des Abends leicht nachlies, genauso wie durch ihr Äußeres. Bedauerlicherweise wirkte sie teilweise jedoch etwas unsicher, als fühle sie sich nicht so richtig wohl auf der Bühne. Zwischenzeitlich stand sie sogar mit verschränkten Armen vor ihrem Publikum oder sang mit den Händen in den Taschen ihres Rocks. Nachdem man das Congresszentrum mit Kurz vor der Sonne in Bewegung gebracht hatte, war derartiges jedoch nicht mehr zu beobachten.

Hinter der schillernden Sängerin geriet der Rest der Band etwas in den Hintergrund. Die übrigen Mitglieder beschränkten sich weitestgehend auf die Bedienung ihrer Instrumente; einzig Eva Briegel trat mit dem Publikum in direkten Kontakt. Trotzdem war das Zusammenspiel der Musiker nicht immer ganz harmonisch, was aber von den Fans nicht als besonders störend empfunden wurde.

Auch im weiteren Konzertverlauf geizte die "Alternative-Pop-Band", wie sie sich selbst beschreibt, nicht bei ihrer Songauswahl. Trotz erst zwei erschienener Alben, konnte mit Perfekte Welle, passend durch eine Welle des Publikums eingeleitet, Regen und Meer und Geile Zeit am Ende des Gigs gleich mit drei Titeln geklotzt werden, die seinerzeit die Charts anführten. Als Eindruck bleibt, dass sich Publikum und Band gleichermaßen bemüht haben, großzügig über die ein oder andere Unzulänglichkeit hinwegzusehen und das Beste aus dem Abend zu machen. Erfreulicherweise gelang dies, besonders wenn man die Voraussetzungen berücksichtigt, erstaunlich gut.

Setlist: 1. Dieses Leben – 2. Du nimmst mir die Sicht – 3. Warum – 4. Bist du das – 5. Sterne – 6. Am besten ein – 7. Kurz vor der Sonne – 8. November – 9. Zerrissen – 10. Wenn du mich lässt – 11. Ein neuer Tag – 12. Das gute Gefühl – 13. Anders – 14. Perfekte Welle – 15. Wir beide

16. Wer von Euch – 17. Regen und Meer – 18. Geile Zeit

19. Ein Gruß

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