Itchy Poopzkid (live bei Rock am See, Konstanz 2012)

Itchy Poopzkid (live bei Rock am See, Konstanz 2012) © Achim Casper

Die Wettervorhersage für das diesjährige Rock am See am 1. September war mehr als bescheiden und doch füllte sich das Bodenseestadion in kürzester Zeit – mit 25.000 Besuchern war das Event am Bodensee schon frühzeitig ausverkauft. Neben den Headlinern Green Day und Social Distortion konnte man sich auf die Iren Flogging Molly, Jupiter Jones, Angels and Airwaves und Itchy Poopzkid freuen. Wegen des Unfalls ihres Drummers Thomas mussten die Beatsteaks ihren Auftritt leider absagen. Dafür sprangen kurzfristig Kraftklub ein.

{image}Wie im vergangenen Jahr meinte es der Wettergott nicht gut mit den Besuchern von Rock am See. Es regnete in der Nacht vor dem Konzert im Akkord und Teile der Konstanzer Innenstadt mussten gesperrt werden. Doch auch Matsch, Regen und Kälte hinderten die zahlreichen Konzertbesucher nicht, sich gegen frühen Mittag im Bodenseestadion einzufinden. Bei Nieselregen stürmten Itchy Poopzkid um 13 Uhr als erste Band des zehnstündigen Line-Ups die Bühne. Erst Anfang letzten Jahres gab es einen Wechsel innerhalb der Band: Der langjährige Drummer Saikov wurde nach zehn Jahren durch Max Zimmer ersetzt. Doch die Band hat in den vergangenen elf Jahren fleißig geübt und weiß, wie man das Publikum für sich gewinnt. Obwohl die Ränge und auch der Innenraum des Stadions noch nicht ganz gefüllt waren lieferten die drei Punkrocker Sibbi, Panzer und Max aus Eislingen an der Fils eine klasse Show. Die Zuhörer waren sichtlich begeistert davon, was sich ihnen bot. Mit Klassikern wir Silence is killing me aus ihrem zweiten Studioalbum und Stücken aus dem aktuellen Album Lights out London wie Down Down Down und The Enemy heizten die drei Musiker ihrem Publikum ein und feuerten die ersten Pogoherde an. Eine besonders frohe Botschaft hatte die Band zum Ende hin noch: Mit neuem Album und einer dazugehörigen Tour wollen Itchy Poopzkid im Frühjahr 2013 wieder Vollgas geben.

{image}Abgelöst wurden Itchy Poopzkid nach einer knappen dreiviertel Stunde von Jupiter Jones. Die vierköpfige Band aus der Eifel erreichte im vergangenen Jahr mit ihrer Ballade Still aus dem aktuellen Erflogsalbum Jupiter Jones eine Top-Rotation im deutschen Radio. Vergangenen Samstag konnten Jupiter Jones ihren Zuhörern ein abwechslungsreiches Programm aus schnellen Rocknummern und ruhigen Popsongs präsentieren und kamen gut damit an.

Angels and Airwaves hielten neben Green Day und Flogging Molly die kalifornische Quote dieses Jahr hoch. Die Band, 2005 vom ehemaligen Blink-182-Sänger  gegründet, begeisterte mit ihren eingängigen und sehr melodischen Rockstücken die Festivalbesucher sichtlich. Obwohl es entgegen der aktuellen Wettervorhersage noch immer regnete konnten die vier Musiker dank ihrer Publikumsarbeit die gute Stimmung aufrecht erhalten und damit auf voller Länge punkten. Immer mehr Menschen strömten in Richtung des vorderen Bühnenbereiches, was zur Folge hatte, dass es ein unangenehmes Gedränge am Einlass in den vorderen Bereich gab, während an anderer Stelle ausreichend Platz für zahlreiche Zuschauer gewesen wäre.

{image}Als der Himmel endlich ein Nachsehen hatte und der Regen endgültig nachließ betraten Kraftklub die Rock am See-Bühne. Nachdem die Beatsteaks zwei Tage vor Festivalbeginn wegen eines schweren Unfalls ihres Drummers Thomas leider ihren Auftritt absagen mussten, hatten sich die fünf Musiker aus Chemnitz spontan bereit erklärt einzuspringen. Mit Songs wie Wenn du mich küsst und Mein Leben aus ihrem Debütalbum Mit K sorgten Kraftklub dafür, dass kein Bein mehr stillstehen konnte und wo man hinschaute gefeiert wurde. Trotz ihres Status als Ersatzband konnte man nicht wirklich von einem "gewöhnlichen Ersatz" sprechen. Mit den Beatsteaks fiel zwar eine großartige Headlinerband weg, wegen der viele Zuschauer ihre Karten gekauft hatten. Doch trotz anfänglicher Skepsis seitens mancher Konzertbesucher konnten Kraftklub in dieser Situation glänzen und lieferten eine würdige Show ab.

Der nächste Wechsel schien fliegend zu funktionieren. Nach einer kurzen Umbauphase hieß es: Vom deutschsprachigen Kraft-Pop hin zu irischem Folk-Punkrock der Band Flogging Molly. Die Band um Leadsänger Dave King aus Dublin gründete sich bereits 1997 in Los Angeles und begeistert seither nicht nur die ältere Generation. Zu den klassisch irischen Instrumenten wie Mandoline und Banjo sowie echtem Guinness für die erste Reihe ließ es sich angenehm tanzen, hüpfen und jubeln. Man merkte Flogging Molly an, dass sie richtig Spaß hatten und die Stimmung war sowohl auf der Bühne als auch beim Publikum mehr als gut.

Dafür, dass das Rock am See Jung und Alt anzieht haben diesmal vor allem Social Distortion gesorgt. Die Band gründete sich vor mehr als dreißig Jahren und beschreibt sich selbst als "amerikanische Punkrockband mit diversen Einflüssen von Blues, Country und Rock'n'Roll". Dass die Band die jüngere Generation nicht so sehr anspricht zeigte sich an der verhaltenen Stimmung während des Auftritts. Nach Bands wie Flogging Molly und Kraftklub, die ihr Publikum völlig eingenommen hatten, wirkten Social Distortion fast etwas zu ruhig auf der Bühne. Dennoch konnten sie die Herzen älterer Rockfans höher schlagen lassen und lieferten ein ordentliches Konzert ab.

{image}Es war längst dunkel, als die Alt-Punkrocker von Green Day aus Kalifornien die Bühne endlich enterten. Das Bodenseestadion war zu diesem Zeitpunkt – im Gegensatz zu den letzten Jahren – zum Bersten voll. Die drei Musiker eröffneten mit Welcome to Paradise ihre zweistündige Show. Ein Meer aus Kameras und Handylichtern begrüßte sie. Frontmann Billie Joe Armstrong zog die komplette Bühnenshow in ordentlicher Green Day-Rockmanier durch: Die Menge durfte nachsingen und mitgrölen, es gab eine Bierdusche für die vorderen Reihen und anschließend Rollenweise Klopapier. Weil die Band ab September jeweils im Abstand von zwei Monaten drei neue Alben herausbringt durfte das Publikum als eines der ersten einige Stücke wie die aktuelle Single Oh Love live hören. Dass Green Day noch immer unglaublich viel Energie haben zeigt ihre publikumsorientierte Show wieder einmal aufs Neue: Insgesamt vier Fans durften an diesem Abend mit auf die Bühne, um die Band bei Gesang und Instrumenten zu unterstützen. Während zu Stücken wie American Idiot im vorderen Bereich des Bodenseestadions eine Wall of Death die Nächste jagt wird im hinteren Tribünenbereich selbstverständlich im Stehen gefeiert und gejubelt, was das Zeug hält. Nach ziemlich genau zwei Stunden und dem Finalsong Good Riddance verlässt die dreiköpfige Band die Bühne unter tosendem Beifall.

Das diesjährige Rock am See war ein Erfolg auf ganzer Linie, trotz des tragischen Ausfalls der Beatsteaks und nicht hundertprozentig bestem Sound. Die Bands gaben alles, das Publikum war begeistert und auch der Regen verzog sich kurz nach Konzertbeginn. Bleibt zu hoffen, dass es nächstes Jahr genauso weitergeht.

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