Statt Support gab es einen Film aus eigenem Hause. Statt großer Show gab es perfekt gespielte Harmonien und symphonische Klangzusammenstellungen. Efterklang bewiesen in Berlin, dass sie auch nach dem dritten Album noch immer aus purer Liebe zum Klang auf der Bühne stehen.

{image}Normalerweise ist die Berliner Volksbühne vor allem für ihre provokanten und extravaganten Theaterproduktionen bekannt. Am Sonntag gab es einen musikalischen Beitrag, der vielleicht weniger provokant war, dennoch aber mit Genialität aufwarten konnte: Die dänische Band Efterklang gab sich die Ehre und riss das Publikum im ausverkauften Saal bis in die hinterste Ecke vor Begeisterung aus den Theatersitzen. Doch bevor die Band persönlich die Bühne betrat, präsentierte sie ihr neustes Werk "An Island", bei dem es sich nicht etwa um ein Album handelt, sondern vielmehr um einen Film, den sie mit dem französischen Regisseur Vincent Moon produziert haben.

{image}Zu Anfang glaubt man, an einen wirren Kunstfilm geraten zu sein: unscharfe Bilder, viel zu nahe Aufnahmen und jede Menge wackelnde Handkamerabilder prägen den ersten Eindruck. In dem Film reist die Band zurück zu den Orten ihrer Kindheit und Jugend, um dort mit Schülern, Eltern, Nachbarn und örtlichen Musikern einige Songs aus ihrem aktuellen Album Magic Chairs einzuspielen. Vorher kann man die Musiker dabei beobachten, wie sie auf dem Land auf Geräuschejagd gehen, immer mit dem Aufnahmegerät bewaffnet, durch Matschpfützen hüpfen oder versuchen, dem Gitter im Kuhstall einen schönen Klang zu entlocken. Bei den weiteren Aufnahmen, die mit über 200 Mitwirkenden entstanden, können sich dann die Augen ein wenig entspannen und beobachten, wie eine Gruppe von Menschen, die vielleicht zunächst nur eine kleine Schnittmenge bilden, letztendlich durch die Musik eine Einheit bilden, die man sowohl sehen als auch hören kann. Bei jeder schönen Harmonie oder bei jedem besonderen Klang geht im Gesicht von Sänger Caspar Clausen die Sonne auf. Eine Mimik, die man auch im Laufe des Live-Abschnitts noch öfter sehen wird.

{image}Über den zweiten Teil des Abends fällt ein Bericht etwas schwerer. Es fühlt sich an, als hätte man ein einziges 60-minütiges Musikstück gehört, das einen von der ersten bis zur letzten Sekunde berührt hat. Die 7-köpfige Liveband betritt die Bühne, spielt den ersten Ton an und von nun an möchte man Efterklang nicht mehr gehen lassen. Ihnen gelingt praktisch alles, der harmonische Gesang kombiniert sich perfekt mit den experimentellen Klängen. Sänger Caspar Clausen ist absolut in seinem Element, wenn er mal singt, mal auf seine Trommel schlägt und manchmal auch zum Rand der Bühne läuft, um mit seinen Drumsticks auf die Sprossen einer Bühnenleiter zu schlagen, immer auf der Suche nach dem perfekten Sound. Irgendwann lädt er das Publikum dazu ein, auch einmal aufzustehen. Eine Einladung, die alle sofort annehmen, vor allem um der eigenen Begeisterung noch mehr Ausdruck zu verleihen. Dennoch funktioniert es, dass selbst gegen Ende des Abends im Saal eine perfekte Stille herrscht, als nach dem Wort "Silence" die Band mitten im Lied für einen kurzen Moment verstummt. Es scheint, als sei auch das Publikum an diesem Abend in Hochform und weiß, wie man großartige Musik würdigen muss. Das scheint wiederum auch die Band zu bemerken und bedankt sich sogar noch mit einer außerplanmäßigen Zugabe.

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