DJ Jase

DJ Jase © DJ Jase

Urbane Musik ist in Vietnam noch nicht weit verbreitet. DJ Jase aus der pulsierenden Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden des Landes, kümmert sich deshalb neben seinem Job als DJ um die Förderung bassbetonter Musik. Mit seiner Crew und Bookingagentur "The Beats Saigon" hat er schon bedeutende internationale Künstler aus den Bereichen HipHop, Dubstep und Drum'n'Bass nach Vietnam geholt. Wir haben mit Jase über das DJ-Leben in Vietnam gesprochen.

{image}regioactive.de: Hey Jase! Stell dich doch bitte kurz vor und erzähl uns etwas über deine Musik...
Jase: Hi, ich bin DJ Jase aus Saigon. Mein Style ist hauptsächlich Dubstep würde ich sagen. Das ist das Neuste, wenn es um Variationsmöglichkeiten von bassbasierter Musik geht. Meine Sets sind aber relativ eklektisch: ich mische verschiedene Styles von HipHop über Funk, Reggae bis hin zu abstrakten Beats zusammen, so dass eine interessante Mischung entsteht.

regioactive.de: Woher kommen die Einflüsse für junge vietnamesische Musiker wie dich?
Jase: Meine Wurzeln sind im Reggae. Neuere Einflüsse kommen von englischen Dubstep-Künstlern wie Skream oder Low End Theory aus Los Angeles, da ihre Beats abstrakter und einfach abgedrehter sind als der konventionelle Kram.

{image}The Beats Saigon gibt es seit 2007. Welche Idee steckt dahinter?

Wenn ich in Vietnam ausgegangen bin, habe ich nirgends Musik gehört, auf die ich selbst abgefahren bin. Die meisten DJ’s hier spielen überall den gleichen Schrott in den Clubs. Besonders für einen DJ ist das natürlich frustrierend. Deshalb habe ich angefangen selbst Musik zu fördern und eine eigene Party zu schmeißen. The Beats Saigon ist das Ergebnis.

Auf welches Booking bist du besonders stolz und welcher Künstler steht ganz oben auf deiner Wunschliste für einen Auftritt in Vietnam?

Am meisten hat mich stolz gemacht, dass DJ Premier nach Vietnam gekommen ist. Er ist einfach der Gott des HipHop. Dass er 2010 in meiner Stadt Saigon gespielt hat war eine große Ehre. Das hat mich total umgehauen, als ich die Leute zu richtig gutem HipHop springen sehen hab. 

Ganz oben auf meiner Wunschliste steht DJ Shadow, der auch ein sehr krasser Produzent ist. Ansonsten sind alle innovativen Künstler willkommen. LTJ Bukem, der Godfather of Drum’n’Bass oder Mos Def als begnadeter Freestyler.  

{image}Welche Subkulturen gibt es in Vietnam und gibt es hier so was wie eine HipHop Szene?

Ich sehe viele Indie Rocker, die gerade im Aufschwung sind. Sogar Gothics sind mir schon über den Weg gelaufen. Unsere Skater sind richtig gut und trickreich. HipHop gibt es schon seit längerem, besonders die B-Boys sind sehr gut!

Seit wann gibt es HipHop in Vietnam?

HipHop gibt es in Saigon ca. seit 2000. Aber vom echten HipHop spürt man nur wenig. Die meisten folgen nur einem Trend und weil es modisch aussieht wenn man tanzt. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Leute überhaupt verstehen um was es bei HipHop eigentlich geht, wie alles begann. Der ganze Hintergrund mit den Funk-Roots, Blues, Jazz und dem ganzen Zeug. Die meisten Kids kennen HipHop nur so wie MTV es ihnen rüberbringt. 

{image}Warum denkst du sind manche Elemente von HipHop - wie B-Boying - stärker verbreitet und andere - wie Rappen und Graffiti - noch nicht so weit entwickelt in Vietnam?

Ich denke aus dem Grund, da es einfacher ist zu tanzen. Nicht jeder kann zeichnen aber die meisten Menschen können laufen. Kannst du laufen kannst du tanzen, heißt es. Da ist es einfach ganz natürlich dass es mehr Breakdancer gibt.

Wo siehst du Unterschiede zwischen Nord und Süd bei der Entwicklung von HipHop und wie unterscheidet sich das Publikum wenn du Auftritte von dir in Saigon (Süden) und Hanoi (Norden) vergleichst?

Im Norden ist die Breakdance Szene viel weiter entwickelt. Da hat Hanoi klar die Nase vorne. Ansonsten weiß ich aber nicht viel über die HipHop-Szene in Hanoi. Ich lebe nicht hier und habe auch noch keine guten Rapper hier auftreten sehen, deshalb kann ich das schlecht beurteilen. Im Süden ist alles etwas clubfixierter und kommerzieller angelegt. Die Leute im Publikum sind jedoch die gleichen wenn HipHop gespielt wird.

{image}Was ist deine Lieblingslocation in Vietnam zum auflegen und wo auf der Welt würdest du gern mal auflegen?

Mir gefällt das Hanoi Rock City momentan am besten. Das ist extrem fresh für Hanoi! Es ist geräumig und der Besitzer ist sehr offen was musikalische Vielfalt angeht. Das gibt es echt selten, dass ein Musikliebhaber und nicht ein Geschäftsmann einen Laden eröffnet. Geschäftsmänner kümmern sich einen Scheiß – ups, darf ich überhaupt "Scheiße" sagen? (lautes lachen)

Klar sag alles frei raus…

Na dann, Scheiiiiße (lacht sich kaputt). Sie kümmern sich nur darum, wie sie mehr Leute in die Läden bekommen.

Auflegen würde ich gern mal in London auf dem Notting Hill Festival. Das ist eines der größten Reggae-Festivals der Welt.

{image}Ohne welche fünf Platten gehst du nicht aus dem Haus zum auflegen?

Oh, das sind deutlich mehr als fünf (muss lachen). Schwere Frage… B. Bravo Midnite, einer meiner liebsten electro-funk Platten; Hudson Mohawke Fuse, ein talentierter Produzent aus Schottland; Salvo, ein amerikanischer Produzent im downtempo Dubstep Bereich; wow, das ist wirklich schwer so eine Auswahl zu treffen. Doshy aus Berlin und Skream auf jeden Fall.

Was wünschst du dir für die Zukunft der Musikszene in Vietnam?

Ich hoffe dass es abwechslungsreicher wird, das versuche ich schon seit Jahren zu erreichen. Die Szene muss durch innovative DJ’s aus Vietnam gepusht werden. Ich gehe selten auf die Wünsche aus dem Publikum ein, sonst würden wir uns nicht voran bewegen. Alles muss dynamischer werden, lokale DJ’s müssen mehr urbane Genres wie Dubstep, Drum’n’Bass und guten HipHop spielen.  

In zwei Jahren wird sich die Szene hier erstaunlich weiterentwickelt haben. Es gibt jetzt schon Produzenten im Untergrund von Saigon, die guten Sound produzieren. Da bin ich stolz drauf. In zwei Jahren wird es erste vietnamesische Platten geben, watch out!

Danke für das Interview!