The Temper Trap (live in Heidelberg, 2010)

The Temper Trap (live in Heidelberg, 2010) © René Peschel

Beim Konzert von The Temper Trap im Karlstorbahnhof Heidelberg wurden zwei Sachen klar: Sänger Dougy Mandagi singt live genauso großartig wie auf Platte, sollte aber in Zukunft darauf verzichten, Balladen zu schreiben.

{image}Kurz nach 21 Uhr kommen The Kissaway Trail auf die Bühne, Sänger Thomas Fagerlund fällt mit Sonnenbrille auf der Nase sofort auf. Viel sehen wird er an diesem Abend damit nicht, aber vielleicht möchte er es auch nicht. Die anderen Mitglieder der Vorband von The Temper Trap haben anscheinend viele Musikvideos aus den 80er Jahren gesehen und sich mit ihrem Aussehen aufeinander abgestimmt – sieht man vom leicht zerzausten und scheinbar nicht festen Bandmitglied ab, das während des ganzen Konzerts nur Tamburin spielt, hin und wieder mitsingt und ansonsten auf der Bühne herumspringt. Das macht er aber mit einer Ekstase und Ausdauer, die schnell auch das Publikum ansteckt. Bassist Rune Pedersen, der im Klangkosmos der Band nicht gerade den aufwendigsten Job hat und seinen Bass nur wenig spielen muss, zeigt ebenfalls viel Einsatz und hat riesigen Spaß an diesem Abend.

Musikalisch gehören The Kissaway Trail zur großen Schwemme der Indie-Bands, die mit Elektroelementen arbeiten, aber zu den besseren Vertretern dieser Musikschublade gehören. Von diesen elektronischen Elementen und dem Schlagzeug hört man live sehr viel, die Gitarren gehen dafür leider unter. Nach einem tollen Set, das die Zuschauer vom in der Vorhalle übertragenen Fußballspiel wegzieht, ist die Single SDP der letzte Song der Dänen, der auf Platte nicht so recht überzeugen kann, aber live in Fahrt kommt und ein guter Schlusspunkt für die tolle Vorband ist.

{image}Die Umbauzeit folgt und obwohl hinter dem Equipment von The Kissaway Trail bereits ein zweites Schlagzeug aufgebaut ist, was auf einige Vorarbeiten deutet, dauert der Aufbau für The Temper Trap fast eine halbe Stunde – viel Zeit für einen Auftritt, der am Ende selbst nur knapp eine Stunde lang sein wird. Einige Besucher von früheren Konzerten der beiden Bands empfanden The Kissaway Trail als bessere Band, und so wird die lange Umbauzeit schon als erstes Indiz für diesen Eindruck gewertet. The Temper Trap beginnen ihren Auftritt schließlich mit einer sanften Portion Noise, was zuerst irritiert. Steht hier die richtige Band auf der Bühne? Als aber der erste Ton vom Rest einsetzt und Sänger Dougy Mandagi zu singen beginnt, ist jeder Zweifel verschwunden. Denn was auf Platte schon großartig klingt, wird von den Australiern live genauso umgesetzt.

Mandagis Falsett-Stimme beeindruckt auf der Bühne noch viel mehr, was durch seine ausladende Gestik unterstützt wird. Rampensau par excellence könnte man sagen: Durch die ausgestreckten Hände oder geballten Fäuste, den gequälten Gesichtsausdruck und den angespannten Körper wirkt selbst Rest, das zu einem großen Teil nur aus dem Text "Uhh Baby" besteht, fantastisch. Dass der Rest des Konzerts mit der klassischen Schweigenummer abgehakt wird, stört da auch wenig. Die Band spricht außer "Hello" wenig bis gar nichts und lässt die Gesten sprechen.

{image}Bis auf den bisher unveröffentlichten Song Rabbit Hole wird nur Material vom aktuellen Album gespielt, die 2006er EP The Temper Trap wird gleich ganz ausgelassen. Hört man sich beide Veröffentlichungen an, ist dieser radikale Schritt verständlich, da das alte Material anders klingt und nicht in das aktuelle Konzept passt. Außerdem ist die Band wahrscheinlich auch auf ihr aktuelles Material sehr stolz, schließlich wurde es von Jim Abbiss produziert, der davor schon Platten von Kasabian und den Arctic Monkeys den letzten Schliff gab. Durch diese Einschränkung hat das Konzert auch kaum Längen, einzig bei den auch schon auf dem Album schwachen Balladen stellt sich leichte Langeweile ein. Die Ideenlosigkeit von Liedern wie Soldier On können  The Temper Trap traurigerweise auch live nicht ausbügeln.

Kurz vor der Zugabe bekommt Mandagi zum Drum Song noch eine Trommel auf die Bühne gestellt und sorgt für eine kleine, aber wirkungsvolle Einlage. Nachdem er Wasser auf die Trommel gegossen hat, wird die Bühne kurz von Wasserfontänen überzogen. Als Zugabe wird das bereits genannte Rabbit Hole und eine Singleauskopplung des Albums, Science Of Fear, gespielt. Nach dem letzten Ton, es ist punktgenau 23:25 Uhr, sieht man viele begeisterte Gesichter im Saal. The Temper Trap zeigen an diesem Abend im Karlstorbahnhof ganz genau, dass sie noch weiter nach oben wollen. Das Zeug dazu haben sie.

SETLISTE The Temper Trap

Intro | Rest | Fader | Fools | Down River | Love Lost | Soldier On | Sweet Disposition | Ressurection | Drum Song | Rabbit Hole | Science Of Fear

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