Lali Puna

Lali Puna © Morr Music

Natürlich könnte man jetzt damit anfangen, das "Phänomen Weilheim" – die Geburtsstätte der deutschen Independent-Szene – durchzukauen und sich zu fragen, wie so ein kleiner Ort in Oberbayern es schafft, so einen Haufen innovativer Musiker und Künstler hervorzubringen. Denn ja, auch Lali Puna gehören zu dieser Fraktion. Mittlerweile werden die Lieder jedoch in München im Portmanteau-Studio aufgenommen und auch die Mitglieder von Lali Puna leben schon viele Jahre in München.

{image}Tut aber sowieso nichts zur Sache. Es ist die Musik, die Lali Puna so einzigartig macht und wo diese letzten Endes herkommt ist ganz klar zweitrangig. Das haben auch die Hamburger erkannt und sind am Montagabend zahlreich ins Uebel & Gefährlich gekommen, um jegliche örtlichen Begrenzungen abzustreifen und zusammen mit Lali Puna abzuheben. Zunächst aber wurde das Publikum mit der Münchner Band Mexican Elvis überrascht, die Ende Juli ihr Debütalbum John from Alaska veröffentlichen werden. Und überrascht trifft es völlig. Denn trotz erheblicher Soundprobleme, die leider auch noch in geringerem Maße bei Lali Puna erhalten geblieben sind, hat man bei der vierköpfigen Band außerordentliches Potential heraushören können. Mexican Elvis bestehen aus Sänger und Gitarrist Peter Hall, Bassistin und Backgroundsängerin Maxi Reichart, ihr Bruder Laury Reichart am Keyboard sowie Christoph Brandner am Schlagzeug – der auch später noch bei Lali Puna den schlagenden Rhythmus vorgab.

Sehr sympathisch haben sie alle technischen Probleme einfach ignoriert und ihr Bestes gegeben, um das Publikum gebührend auf den Headliner einzustimmen. Das ist ihnen mit tiefen Gitarrenklängen, harmonischem Gesang und vor allen Dingen auch dank des antreibenden und erstklassigen Schlagzeugspiels von Christoph Brandner durchaus gelungen. Nach dem Auftritt, den Mexican Elvis im Uebel & Gefährlich abgeliefert haben und insbesondere der Live-Performance von Liedern wie The Washington D.C., darf man wirklich schon sehr gespannt auf diesen John from Alaska sein.

{image}Die Krönung des Abends waren aber natürlich Lali Puna. Kurz nach 22 Uhr – nachdem allerlei technische Gerätschaften aufgebaut wurden und gerade so auf die Bühne zu passen schienen – traten die Klang-Virtuosen Valerie Trebeljahr, Markus Acher (The Notwist), Christian Heiß und abermals Christoph Brandner ins Rampenlicht. Vor ihnen lag ein endloser Kabelsalat, der genug Nahrung für drei Keyboards sowie ein riesiges Mischpult bot, von welchem aus Christian Heiß die notwendigen Impulse gab. Was dann folgte war ein einzigartiger Beweis dafür, dass manchmal auch besonders schöne Dinge herauskommen, wenn sich der Mensch der Technik bedient, insbesondere wenn dieser auch noch eine so reizende Stimme vorzuweisen hat wie Frontfrau Valerie Trebeljahr.

Auch wenn sich die Technik zu Beginn anscheinend noch gegen die menschliche Übernahme zur Wehr setzen wollte und Valerie Trebeljahr im Rausch der Klangwellen zu versinken drohte, hielten Lali Puna das Lenkrad schon nach kurzer Zeit fest in der Hand und das Publikum folgte der Our Inventions Reise tanzenden Schrittes. Bei den neuen Liedern Everything is Always oder auch Safe Tomorrow zeigte sich wieder, was diese Band mit dem zauberhaften Namen so einzigartig macht.

{image}Denn Lali Puna erschaffen Klangwelten, in denen eine zeitlose, futuristische Idylle hergestellt wird, wobei sich mit jedem Ton vor dem Auge eine neue Welt eröffnet, die man am liebsten nie wieder verlassen würde. Wenn man die elektronischen Melodien, die live viel besser zur Geltung kommen – insbesondere die alten Hymnen Grin and Bear oder auch das verträumte Scary World Theory – an diesem Abend zu einer Materie hätte formen können, wäre wahrscheinlich eine schwebende Kugel dabei herausgekommen. Im Laufe des Konzertes hätte sie sich zu winzig kleinen Planeten geteilt, ein jeder mit einem einzigartigen Klangbild ausgestattet, und diese wären im freien Fall auf das Publikum zugesteuert und hätten sie mit Schwerelosigkeit infiziert.

Die Konsequenz: Drei Zugaben und ringsum nur glückliche Menschen, jedoch noch etwas benommen vom Rückflug zur Erde.

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