Amanda Blank

Amanda Blank © Bust Magazine

Die New York Times bezeichnet sie als tough und schäbig zugleich. Eines steht nach Amanda Blanks Auftritt am Samstagabend auf jeden Fall fest: Es weht ein neuer Wind durch die amerikanische Frauen-HipHop-Szene!

{image}Man könnte sogar so weit gehen und es als Neo-Feminismus bezeichnen, was Amanda Blank auf ihrem Debütalbum I Love You zum Besten gibt. Mal gibt sie sich als männermordende Femme fatale wie in Might Like You Better ("Ride no lie just get inside me / Like you better if you just ride me"), mal als sensible junge Frau auf der Suche nach Liebe ("And at the back of my mind I hear my conscious call / Telling me I need a boy who’s as sweet as a dove / For the first time in my life, I see I need love") und dann gibt es natürlich auch noch die Lieder, die dem "alten" Spank Rock Style mit keiner wirklichen Message dafür aber elektronischen Beats zum Ärsche wackeln gerecht werden. Das Hamburger Publikum im Uebel & Gefährlich durfte dies jetzt endlich auch live erleben. Zunächst bereitete jedoch der aus Baltimore stammende DJ Chris Devlin mit einem erstklassigen Mixtape auf die Bühnenshow vor. Es wurden nicht nur HipHop-Klassiker von Eric B. & Rakim zum Besten gegeben, sondern auch 70er Funk von Sly & the Family Stone oder auch 80er Rock von Billy Squire. Gegen Ende seines Warm-Ups schenkte DJ Devlin dann auch noch Rapperin Rye Rye und dem Londoner Elektro DJ Touché a.k.a Fake Blood mit I Think I Like It Gehör. Während der Bass nun mittlerweile auch das Maximum erreicht hatte und DJ Devlin das Publikum mit "Come on and dance! Come on!" zum Ärsche wackeln animieren wollte, durfte selbst dem letzten Gast des überraschenderweise durchweg älteren Publikums so langsam aber sicher klar geworden sein, worauf er sich da eingelassen hat. Proseccogläser wurden daher sicherheitshalber schon mal zur Seite gestellt und auch das ein oder andere Hinterteil wurde vom Stock befreit.

{image}Dann war es endlich soweit und die 26-jährige Powerfrau aus Philadelphia betrat die Bühne. Der goldene Boxermantel verdeckte noch ihr Gesicht und man konnte bereits erahnen, dass es auch nicht viel mehr zu bedecken gab. Zum Auftakt ging es dann mit Something Bigger Something Better zunächst jedoch noch ganz harmlos los, nur um die Energie für den geballten Ausbruch noch etwas zurückzuhalten. Amanda Blank bewegte sich vorerst noch ganz geschmeidig über die Bühne und nahm ersten Kontakt mit dem Publikum auf. Für den rastlosen Elektro-Beat von Make It Take It wurden dann jedoch vollends alle Register gezogen und Miss Blank löste sich von allem unnötigem Ballast. Es wurde gelächelt, Augenkontakt hergestellt und man(n) schien beim Anblick des mittlerweile nur noch schwarzen, durchsichtigen Bodysuits sichtlich erfreut. Doch Amanda Blank wollte an diesem Abend nicht nur mit ihrem provokativen Äußeren punkten, sondern gab auch bei ihren stark vom Dancehall geprägten Tanzeinlagen vollen Einsatz. Nicht zuletzt die sexy-akrobatisch angehauchte Nummer mit dem Mikrofon-Kabel ließ erahnen, dass der goldene Kreuzanhänger um ihren Hals erfreulicherweise wohl mit das einzige fromme an Amanda Blank ist.

Doch sie machte an diesem Abend mit I Need Love und der Coverversion von Julie Ruins Stay Monkey auch noch ein weiteres klares Statement. Auch wenn es einen Großteil ihres Images ausmacht, darf man die junge Rapperin nicht nur auf ihr Aussehen und ihre provokativen Texte reduzieren. Miss Blank hat an diesem Abend nämlich auch bewiesen, dass sie eine klasse Stimme zu bieten hat. Leider endete ihr erstes Deutschlandkonzert bereits nach nur knapp 40 Minuten und ohne erhoffte Zugabe, was auch einige Beschwerden aus dem Publikum mit sich brachte. Dafür nahm sich Amanda Blank jedoch nach der Show noch etwas Zeit, um mit dem Publikum in Kontakt zu treten und erwies sich als durchaus kritikfähig. Dabei mag ihr sympathisches und eher zurückhaltendes Wesen nach der sexgeladenen Show auf den ein oder anderen zunächst irritierend gewirkt haben. Doch es ist wohl diese Ambivalenz, die Amanda Blanks Neo-Feminismus ausmacht: Frau sein mit all seinen Facetten ausleben zu dürfen und das bitte immer schön politisch unkorrekt!