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The Jesus and Mary Chain (live in Heidelberg, 2024) © Johannes Rehorst

The Jesus and Mary Chain präsentieren in der Heidelberger halle02 einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens plus einige neue Songs und sorgen mit heftigen 80s-Vibes, hervorragendem Sound und einem insgesamt stimmigen Konzert für ausgelassene Stimmung im Publikum.

Die Deutschlandtour des Jahres 2024 ist nicht mehr die Sensation wie 2017, als The Jesus and Mary Chain erstmals seit Ewigkeiten wieder Konzerte hierzulande spielten. Damals war nicht völlig klar, was die Zuschauer erwarten würde.

Ein normales Konzert

Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass JAMC Konzerte der Gegenwart nichts mehr mit den sehr kurzen, gewalttätigen Konfrontationen der 1990er zu tun haben, die inzwischen der Stoff von Legenden sind.

Erwartungsgemäß zeigen sich The Jesus and Mary Chain als ziemlich normale, routinierte Band. Sie spielen ein ziemlich konventionelles Set bestehend aus einigen neuen Songs und vielen Klassikern, so wie das wahrscheinlich jede vierzig Jahre alte Band machen würde, die ein neues Album veröffentlicht hat.

Zwiespältiges neues Album

Die Songs des neuen Werks "Glasgow Eyes" sind zwiespältig, aber nicht durchweg schwach. "Jamcod", das den Vorfall bei einem Konzert in Los Angeles thematisiert, als der Konflikt zwischen den Reid-Brüdern eskalierte und die Band sich für einige Jahre auflöste, erweist sich als durchaus kraftvoller Opener.

"Venal Joy" reicht in seiner Bissigkeit mit seinen schreienden Gitarren fast an die Klassiker der Band heran und "Chemical Animal" überzeugt mit einer durchgehend intensiven Stimmung.

"The Beatles and the Eagles", ein Lied, gegen das zurecht der Vorwurf der Selbstparodie erhoben wurde, ist in einer deutlich rockigeren und energetischeren Version als auf Platte nicht das befürchtete Desaster. Das entsetzlich langweilige "Pure Poor" saugt hingegen für einige Minuten alle Energie aus dem Abend. 

Klassiker überzeugen

Klassiker gibt es natürlich auch reichlich. Nach dem Opener bringen "Happy When It Rains" und das wild vorwärtsstürmende "Head On" die Zuschauer gleich auf Betriebstemperatur.

Mit "Some Candy Talking" und "Just Like Honey" spielen The Jesus and Mary Chain auch ihre melodischsten Songs, die ganze Generationen von Dream-Pop/Shoegaze-Bands geprägt haben. Jahrzehnte später haben diese Songs nichts von ihrer Faszination verloren. 

Klarer, differenzierter Sound

Als Zugabe gibt es "Darklands", eines ihrer besten und schönsten Lieder, herrlich in Feedback und Gitarrenwände getaucht. Bei aller Lautstärke ist der Sound in der halle02 klar und differenziert, übrigens genau wie 2017 in Darmstadt. 

Das zeigt, dass The Jesus and Mary Chain keineswegs die Lautstärke um ihrer selbst willen einsetzen. Die Musik umtost den Zuhörer, bleibt aber stets differenzierbar und sogar die Texte sind keineswegs unverständlich.

Jim Reid gibt sich redselig und wird gegen Ende des Konzerts sogar regelrecht gesprächig. Allerdings spürt man stets die Intensität und Radikalität, die altersgemäß sicher abgenommen hat, aber immernoch die Basis ihres Schaffens bildet. The Jesus and Mary Chain sind wie nur wenige Bands einladend und abschreckend zugleich.

Setlist

jamcod / Happy When It Rains / Head On / All Things Must Pass / Chemical Animal / The Eagles and the Beatles / Some Candy Talking / In a Hole / Sidewalking / Pure Poor / Blues From a Gun / Venal Joy / I Love Rock'n'Roll / Just Like Honey // Darklands / Taste of Cindy / I Hate Rock'n'Roll / Reverence

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