Ice Cube (2023)

Ice Cube (2023) © Eric Williams

Die Show von Ice Cube in Oberhausen bietet eine umfassende Geschichte des Hip-Hops zum 50jährigen Jubiläum. Harter Sound, coole Rhythmen und jede Menge Show garantieren viel Spaß. Trotzdem war das Konzert kein uneingeschränktes Vergnügen.

Ein großes Jubiläum wie 50 Jahre Hip-Hop muss ordentlich zelebriert werden. Für die erste große Party in der Rudolf-Weber Arena in Oberhausen betritt zunächst die Crew von D12 die Bühne. Sie heizen in einer Stunde das Publikum mit viel Leidenschaft und Nostalgie auf.

Mit "Lose Yourself" darf dabei die Musik von Eminem nicht fehlen. Aber sie ehren auch ihr Gründungsmitglied Proof, ohne den es D12 nie gegeben hätte und der 2006 erschossen wurde. 

De La Soul

Die zweite Stunde der Partynacht gehört De La Soul. Deren Stimmung kommt am Anfang nicht so ganz beim Publikum an. Erst mit "Ring Ring Ring (Ha Ha Hey)", der Song mit der berühmten Textzeile "Hey How You Doing", kommt endlich wieder Energie in der Halle an.

Dennoch zieht sich die Show doch sehr in die Länge. Bei einigen Zuschauern macht sich Unruhe breit. Wie lang soll der Abend gehen? Es deuten sich Probleme mit dem Heimweg per ÖPNV angesichts der Uhrzeit und der Kälte an, die sich später leider bewahrheiten.

Gangsta-Time

Ein langes Intro kündigt die Ankunft von Ice Cube an. Als er mit seinem Rap-Partner WC, der bürgerlich William L. Calhoun jr. heißt, auf die Bühne kommt, ist gleich eine besondere Energie zu spüren. Der energetische Song "Natural Born Killaz" ist der perfekte Einstieg. Mit kraftvoll energetischen Rhimes zeigt er das Image, das ihn so groß gemacht hat. 

Die Mischung aus Waffen, Gewalt und Blut, die sich auch auf den Bildern der Videowand zeigt, ist der Beginn eines Weges, den Ice Cube seit seiner Kindheit gegangen ist. So ganz Gangsta ist er heute nicht mehr, wie sich später zeigt.

Westside-Connection 

Ice Cube schwört das Publikum auf seinen Sound ein. Er setzt an mit "West", das Publikum vollendet mit "Side". So powert er sich und das Publikum hoch. Der optische Höhepunkt ist eine kleine Hip-Hop Dance Tanzeinlage. Ice Cube hat es immer noch drauf, begeistert mit coolen und lässigen Moves. 

Es ist tatsächlich wie eine Rückschau auf die Geschichte des Hip-Hop und seine Kultur. Da ist die mitreißende Energie der puren Gewalt bei "The Gangsta, The Killa And The Dope Dealer". Genau so echt ist aber auch die Lebendigkeit der Bilder bei "Friday" mit den coolen Klamotten und den hüpfenden Autos.   

Der beste Diss

Ohne einige Klassiker aus der Zeit der N.W.A. geht es natürlich nicht. Hier steigert sich die Show zu einem absoluten Höhepunkt. Die Zuschauer schlagen die Fäuste nach vorne, während Ice Cube hammerhart die Rhimes von "Gangsta Gangsta" ins Publikum feuert. Ein gnadenlos gutes Feuerwerk mit einer kaum zu bremsenden Energie.

Als er dann auch noch zu "No Vaseline", dem seiner Meinung nach besten Diss-Song aller Zeiten ansetzt, ist bei der Stimmung das Maximum erreicht. Jetzt zeigt sich aber, dass Ice Cube doch ein wenig milder geworden ist. Der Zwist alter Tage mit alten Gefährten ist beigelegt. Seine Worte: "No Hater" sprechen dafür, dass die Gangsta-Time eben inzwischen nur noch ein musikalischer Rückblick ist. 

Tollle Show, schlechte Ortswahl

Nicht zu übersehen ist, dass trotz der guten Show viele Zuschauer frühzeitig die Arena verlassen. Die Kombination aus extralangem Konzert mit Ende gegen 23:45 Uhr, sehr kalten Temperaturen draußen und schwacher Anbindung an den ÖPNV, zusätzlich erschwert durch Zugausfälle, trüben das Erlebnis spürbar.

Oberhausen war für eine Show dieser Länge im Winter an einem Wochentag nicht die beste Wahl. Das Problem wird es in Berlin sicher nicht geben, aber es beeinträchtigt zumindest den Abend in Oberhausen insgesamt.

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