Claus Boesser-Ferrari und Jutta Glaser (live in Mannheim, 2023) © Frank Schindelbeck
Bereits im ersten Stück des Abends idemonstrieren Boesser-Ferrari und Glaser, was ihre Musik ausmacht. Während Glaser die volle Bandbreite ihrer Stimme nutzt, tut Boesser-Ferrari es ihr an der Gitarre gleich.
Auf diese Art gelingt es den beiden eine abstrakte Klanglandschaft zu malen, die von einem großen Sturm heimgesucht zu werden scheint.
In Erinnerung an Etel Adnan
Der Sturm ist ein wiederkehrendes Motiv in den Werken der libanesisch-US-amerikanischen Schriftstellerin und Malerin Etel Adnan, die das Duo unter dem Titel "Return and Crossing" neu adaptiert und musikalisch untermalt. Schon vor Ausbruch der Corona Pandemie hatten Boesser-Ferrari und Glaser Kontakt zu der 2021 verstorbenen Adnan aufgenommen und mit ihrem Einverständnis, das an diesem Abend Premiere feiernde Programm erstellt.
Im Fokus stehen etwa einige Textpassagen aus Adnans Werk "Journey to Mount Tamalpais" - einer Ode an den Berg, den sie selbst einmal als "die wichtigste Person in ihrem Leben" bezeichnet hatte.
Alles unter Kontrolle
Untermalt wird das Ganze durch Klänge, die gelegentlich an den Nahen Osten, zwischendurch jedoch auch an die Alpen erinnern. Insgesamt zeigt sich "Return and Crossing" als das Ergebnis großer Experimentierfreude.
Mal flüstert Glaser leise ins Mikrofon, mal senkt oder hebt sie ihre Stimme bedrohlich. Dann wiederum summt sie leichtherzige Melodien oder wechselt aus einem Sprech- in eine Art Jodelgesang, zeigt dabei jedoch stets eine beeindruckende Kontrolle über ihre eigene Stimme.
Boesser-Ferrari tritt ebenso vielseitig hervor. Verspielte Zupfmuster werden abgelöst von impulsiv aufgeladenden Elementen. Immer wieder wird die Gitarre zudem Gegenstand rhythmisch-perkussiver Einlagen. Auch die Technik bindet Boesser-Ferrari in sein Gitarrenspiel ein und nutzt bewusst die Rückkoppelung der Verstärker sowie andere Hilfsmittel, um den Klang seiner Gitarre zu verfremden.
Ein erfolgreicher Abend
Obwohl sowohl Glaser als auch Boesser-Ferrari ihre jeweiligen musikalischen Möglichkeiten voll ausschöpfen, finden sie immer wieder zueinander und ergänzen sich erfolgreich.
Beim Publikum im Ella & Louis treffen die doch teilweise recht gewagten Manöver von Glaser und Boesser-Ferrari auf positive Resonanz, am Ende ernten die beiden reichlich Applaus.
