Kurt Vile (2022)

Kurt Vile (2022) © Katja Behrens

Kurt Vile hat sich mit seinem relaxten Indie-Rock einen Namen auf beiden Seiten des Atlantiks gemacht. Entspannt, aber konzentriert bietet er mit seiner Band The Violators einen mitreißenden Karrierequerschnitt, bei dem ganz die Musik im Mittelpunkt steht.

Der neue Karlstorbahnhof ist in vieler Hinsicht ein Segen. Konzerte bei sommerlichen Temperaturen waren im alten Gebäude eine Hitzeschlacht. Der neue Karlstorbahnhof verfügt über eine Klimaanlage, die im großen Saal stets für angenehme Temperaturen sorgt.

Dort haben sich knapp sechshundert Besucher für das Konzert von Kurt Vile und seiner Band The Violators versammelt. Es ist eines von lediglich zwei Deutschlandkonzerten im Jahr 2023 – und einer seiner seltenen Auftritte in Südwestdeutschland.

Epische Gitarrensongs

Freunde des US-Indie-Rocks erhalten an diesem Abend die volle Dosis gitarrenlastiger Rockmusik. Es spricht aber für Kurt Vile & The Violators, dass das Konzert stets kurzweilig bleibt und die Qualität von Viles Musik im Verlauf seiner zwanzigjährigen Karriere illustriert.

Kurt Viles Musik besitzt unter der entspannten Oberfläche nämlich eine inhärente Spannung, vermittelt durch Zweifel, Unsicherheit, düstere Gedanken und die ständige Suche nach sich selbst. Die Auflösung in Wohlgefallen ist stets gefährlich nahe an der Selbstauflösung – und genau das macht viel von der Faszination der Musik aus.

Größte Hits – und Anwärter

Viel Applaus erhält naturgemäß das lässige "Pretty Pimpin'", eines seiner bekanntesten Lieder, das noisige Frühwerk "Hunchback" und das jangelnde "Mount Airy Hill (Way Gone)" von seinem neuen Album. 

Am schönsten ist das Konzert, wenn es die Zuschauer in wohlige Gitarrenwände hüllt und mit epischen Instrumentalpassagen einen mitreißenden Sog erzeugt. Wer könnte sich einem hypnotischen Song wie "Check Baby" oder dem vieldeutigen Slacker-Epos "Wakin On a Pretty Day" entziehen?

Akustische Highlights

Wunderbar gelingen auch die beiden Solo-Akustik-Songs "Peeping Tomboy" und "How Lucky". Ersteres irritiert zuerst durch die ungewöhnliche Art, wie Kurt Vile den Song spielt und die sich stark von der Studioversion unterscheidet.

Mit zunehmender Dauer verwandelt sich Irritation in Faszination und Vile enthält von den Zuschauern Riesenapplaus. "How Lucky" ist eine ebenso gelungene Verneigung vor John Prine, einem der großen US-Songwriter.

Death is just around the corner

Das beste Lied des Abends folgt dann in der Zugabe mit "Like Exploding Stones", das wie ein Rückblick auf vergangene bessere Zeiten wirkt und gekonnt mit Lust und Leid spielt. "If I'm just livin' in the space between / The beauty and the pain / It's the strangest thing" hat sein Kollege Adam Granduciel diesen Zustand geannt.

Den Abschluss bildet dann "Punks in the Beerlight", die Verneigung vor David Berman, dem tragisch verstorbenen Songwriter, der mit seinen Bands Silver Jews und Purple Mountains zeitlose Klassiker geschaffen hat. Irgendwie ist der Tod nie weit im besten US-Indie-Rock.

Setlist

Palace of OKV in Reverse / Loading Zones / Bassackwards / Hey Like a Child / Check Baby / Peeping Tomboy / How Lucky / Flyin (Like a Fast Train) / Say the Word / Mount Airy Hill (Way Gone) / Wakin on a Pretty Day / Pretty Pimpin / Hunchback // Like Exploding Stones / Cool Water / Punks in the Beerlight

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