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Iron Maiden (live in Frankfurt 2022) © Torsten Reitz

Bei ihrer "Legacy Of The Beast"-Tournee im Deutsche Bank Park Frankfurt präsentieren sich die englischen Metal-Legenden von Iron Maiden nicht minder energiegeladen wie bei ihren Auftritten vor der ungeplanten Corona-Auszeit.

Iron Maiden sind eine waschechte Institution im Bereich der härteren musikalischen Gangarten. Anders kann man es nicht ausdrücken, wenn auch in der fünften Dekade ihres Daseins noch sämtliche europäischen Shows der eisernen Jungfrauen in Stadiongröße im Jahr 2022 ausverkauft sind.

Sämtliche? Nein, im Frankfurter Deutsche Bank Park – wie das altehrwürdige Waldstadion inzwischen heißt – sind noch einige Plätze frei. Das dürfte wohl unter anderem daran liegen, dass der Auftritt erst während der Coronazeit als Zusatztermin anberaumt wurde.

Völlig abgehobene Australier

Der guten Laune unter den 32.000 Anwesenden tut dieser kleine Makel aber keinerlei Abbruch. Dafür sorgen auch die illustren Special Guests, die sich Iron Maiden als Vorbands für die Konzertreise geladen haben. Den Anfang machen Airbourne, die von der ersten Sekunde an jede Menge rohe Energie versprühen.

Besonders hervor tut sich hierbei Frontmann Joel O’Keeffe. Er duscht nicht nur die Zuschauer in den ersten Reihen und Fotografen sowie Sicherheitskräfte im Bühnengraben mit Bier, sondern öffnet sich obendrein bei einem "Bad in der Menge" noch eine Dose Gerstensaft mit dem Kopf.

Kraftvolles Rudel Wölfe aus dem Saarland

Der Deutsche Bank Park befindet sich, wie schon der historische Name sagt, mitten im Wald. Was wäre da also passender, als ein Rudel wilder Raubtiere aus deutschen Landen auftreten zu lassen? Genauer gesagt stammen Powerwolf aus dem Saarland und fallen natürlich besonders ob ihres markanten Äußeren auf.

Kombiniert mit den wehenden Haaren der beiden Saitenhexer Matthew und Charles Greywolf, dem fahneschwenkenden Tastendrücker Falk Maria Schlegel und dem mit einem schwertartigen Mikrofonständer sowie Weihrauch bewaffneten Sänger Attila Dorn ergibt sich eine stimmungsvolle Power Metal-Show.

Kurztrip nach Fernost

Im Vergleich mit den vorherigen Konzerten ihrer “Legacy Of The Beast“-Tour vor Corona haben Iron Maiden die Setlist ein wenig umgekrempelt. Einige Klassiker wie "2 Minutes To Midnight" mussten die Segel streichen. Der Anfang ihres Auftrittes in Frankfurt steht dafür ganz im Zeichen der seinerzeit noch nicht erschienenen, aktuellen Platte "Senjutsu". Das zeigt sich schon rein optisch: Sowohl das gesamte Bühnenbild als auch das nun als schwertschwingender Samurai auftretende Maskottchen Eddie sind in fernöstlichem Stil gehalten.

Zu Beginn wird es direkt episch. Denn statt – wie anno 2018/2019 – mit der legendären Winston Churchill-Rede und dem Kracher "Aces High" zu beginnen, starten die eisernen Jungfrauen in der Mainmetropole mit dem ausladenden zehnminütigen Titeltrack ihres neuesten Albums und schieben anschließend die beiden "Senjutsu"-Singles "Stratego" und "The Writing On The Wall" hinterher. Damit sind auch gleich die schwächsten Teile ihres Auftritts im Deutsche Bank Park abgearbeitet. So richtig zünden die neuen Songs bei aller Energie von Band wie Publikum nämlich nicht.

Für Großes bestimmt

Der Rest des Abends in Frankfurt ist hingegen eine Zeitreise zurück zu den Großtaten der Vergangenheit, die für riesigen Jubel und laute Fangesänge im weiten Rund der Arena sorgen. Die Stücke von Iron Maiden sind im Grunde genommen auch geradezu prädestiniert für ein Stadion – nicht nur aufgrund der Fußballaffinität von Bandkopf Steve Harris und weiteren Mitgliedern der Truppe. Bei Nummern wie "Blood Brothers", "Fear Of The Dark" oder "The Clansman" könnte Frontsirene Bruce Dickinson in den Refrains eigentlich ebenso gut schweigen. Das Publikum übernimmt ohnehin für ihn.

Ansonsten liefert der Sänger, ebenso wie seine Mitstreiter an ihren Instrumenten, einmal mehr eine grandiose Live-Leistung ab. In welchen stimmlichen Höhen Dickinson mit inzwischen Mitte 60 noch herumturnt, ist und bleibt bemerkenswert, gerade wenn man bedenkt, dass er auch noch zwei Stunden lang permanent auf der Bühne unterwegs ist. Während andere Bands mit den Jahren dazu übergehen, bestimmte Songs aus dem Repertoire zu streichen, holen Iron Maiden immer wieder solch schwierige Nummern wie "Flight Of Icarus" oder "Run To The Hills" zurück.

Gut gealtertes Beast

Insgesamt haben sich die sechs Briten mit ihrem Gitarrentrio aus Adrian Smith, Dave Murray und Janick Gers für die aktuellen Shows erneut ein ziemlich ausgewogenes Set zusammengestellt. Kurze, knackige Stücke à la "The Trooper", "Iron Maiden" oder die finale Zugabe "Aces High" wechseln sich mit epischen Longtracks der Marke "Sign Of The Cross" und "Hallowed Be Thy Name" ab. Irgendwo dazwischen befindet sich dann natürlich das obligatorische "The Number Of The Beast", dessen markanter "6-6-6"-Refrain von 32.000 Kehlen gesungen durch das Rund des Stadions hallt.

Iron Maiden demonstrieren auch bei ihrem Auftritt in Frankfurt, warum sie zu den Großen der schwermetallischen Zunft gehören. Den eisernen Jungfrauen mag man ihr Alter inzwischen vielleicht ansehen. Abgesehen davon merkt man nichts davon, dass das Sextett um Basser Steve Harris und Drummer Nicko McBrain in der einen oder anderen Form mittlerweile bereits im fünften Jahrzehnt unterwegs ist. Die Band und ihr Publikum befeuern sich in Sachen Energie gegenseitig, sodass man allerorts im Waldstadion hochgerissene Arme und grinsende Gesichter sieht.

Der wilde Ritt geht weiter

Bruce Dickinson hat bereits durchklingen lassen, dass man nach dem Ende dieser Tournee noch einmal in aller Ausführlichkeit das aktuelle Album “Senjutsu“ vor Zuschauern promoten möchte. Kommende Konzertankündigungen dürften daher nur noch eine Frage der Zeit darstellen.

Falls sich Iron Maiden bei diesen Auftritten in einer ähnlichen Verfassung präsentieren wie bei ihrer Show im Frankfurter Deutsche Bank Park, sollten sich die Fans der härteren musikalischen Gangarten dieses Erlebnis keinesfalls entgehen lassen. Der Metal-Thron ist den eisernen Jungfrauen in dieser Form nämlich weiterhin sicher.

Setlist

Senjutsu / Stratego / The Writing On The Wall / Revelations / Blood Brothers / Sign Of The Cross / Flight Of Icarus / Fear Of The Dark / Hallowed Be Thy Name / The Number Of The Beast / Iron Maiden // The Trooper / The Clansman / Run To The Hills // Aces High

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