Wilco

Wilco © Anton Coene

Wilco sind endlich mal wieder in Deutschland - der Ansturm auf ihr Konzert in der Alten Oper in Frankfurt hält sich aber dennoch in Grenzen. Die Band macht das Beste daraus - trotz eines Sets, das zu viele Songs ihres neuen Albums bietet.

Wilco zählen zu den besten Livebands der Gegenwart – und das stellen sie auch bei ihrem Auftritt in der Alten Oper in Frankfurt unter Beweis.

Für die Höhepunkte sorgen aber fast ausschießlich die Klassiker, hinter denen alles andere in Ausdruck und Substanz zurückbleibt. Damit ist auch das Problem der Band in den letzten 10 Jahen beschrieben.

Viel Mittelmaß

Nach einer Handvoll grandioser Alben zwischen "Being There" und "A Ghost Is Born" versiegte ein wenig die Kreativität im Songwriting, ein Problem, das Wilco auch auf ihrem neuen country-esken Album "Cruel Country" nicht überwunden haben.

Zehn gelegentlich nett anzuhörende, aber überwiegend mittelmäßige Songs vom neuen Album sind einfach zu viele. Es ist verständlich, dass die Band das neue Werk promoten will, aber sie machen damit nur offensichtlich, dass kein einziges Lied das Niveau früherer Großtaten besitzt.

Unerreichte Klasse

Sprechen wir lieber über die Höhepunkte: "A Shot in the Arm" ist ein fantastischer Opener, der das Publikum sogleich mitreißt. "I Am Trying To Break Your Heart", ihr wohl experimentellstes Lied an diesem Abend, ist gleichzeitig eines der besten.

Die lange Interpretation von "Impossible Germany" ist schlichtweg herausragend und mit Sicherheit der Höhepunkt des Abends. "Jesus, Etc." und "California Stars" als Zugabe trösten über manche ausgelassene Möglichkeit hinweg und "The Late Greats" ist ein perfekter Schlusspunkt. 

Die Band ist perfekt eingespielt, wie die Fans das von Wilco gewohnt sind, außerdem präsentiert sich Jeff Tweedy in stimmlich exzellenter Verfassung.

Wenige, aber enthusiastische Zuschauer

Die Zuschauer sorgen gleichermaßen für Triumph und Enttäuschung. Triumph, weil sie die Band enthusiastisch bejubeln und für eine durchgehend tolle Stimmung sorgen. Enttäuschung deshalb, weil nur vergleichsweise wenige Besucher den Weg in die Alte Oper gefunden haben.

Wirklich gut besetzt sind eigentlich nur der vordere Teil des Parketts bis zum Mischpult und die seitlichen Balkone.  Eine grandiose Liveband wie Wilco hätten auch mit dem aktuellen Programm mehr verdient. Die nächste Tour – wann immer sie kommt – wird wohl in kleineren Locations stattfinden.

Setlist

A Shot in the Arm / Story to Tell / I Am Trying to Break Your Heart / I Am My Mother / Cruel Country / Hints / Handshake Drugs / Hummingbird / If I Ever Was a Child / All Across the World / Love Is Everywhere (Beware) / War on War / Bird Without a Tail / Base of My Skull / Tired of Taking It Out on You / Impossible Germany / Mystery Binds / At Least That's What You Said / Via Chicago // Jesus, Etc. / A Lifetime to Find / California Stars / Falling Apart (Right Now) / The Late Greats

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