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Rose Tattoo (live in Frankfurt, 2020) © Leonard Kötters

Die Australier Rose Tattoo sind seit Jahrzehnten eine Konstante der Hardrock-Szene. In der Batschkapp Frankfurt ist es vor allem diese lange Erfahrung, die ihren Auftritt sehenswert macht.

Im Großen und Ganzen sind Rose Tattoo nie wirklich über den Status eines Insider-Favoriten herausgewachsen. Trotz einiger Albumklassiker und vielen Bands, die die Australier als Einfluss nennen, stand die Band um Angry Anderson stets im Schatten ähnlich gelagerter Bands, insbesondere ihrer Landsmänner AC/DC.

Nimmt man den Auftritt in der sehr gut gefüllten Batschkapp in Frankfurt als Maßstab, so scheint das der Band heutzutage herzlich egal zu sein. Stattdessen geben sich Rose Tattoo zufrieden damit, wie es um die Band steht und vermitteln, dass sie nach wie vor jede Menge Spaß am Touren haben.

Sweden Rock

Bevor die alten Herren die Bühne betreten, ist es jedoch an Thundermother das Publikum auf Betriebtstemperatur zu bekommen. Und dafür sind die vier Schwedinnen eine ganz ausgezeichnete Wahl. Das einzige kleine Problem mit dem etwa 40 Minuten langen Auftritt sind die anfänglichen Schwächen im Sound, die jedoch schnell ausgeglichen werden können.

Musikalisch passen Thundermother ganz ausgezeichnet zum Headliner. Ihr straighter Hardrock, der desöfteren an die AC/DC der 80er oder härtere Def Leppard-Songs erinnert, punktet zwar nicht unbedingt durch originelles Songwriting, aber die Band glänzt durch ein beachtliches Energielevel.

Dementsprechend ernten Thundermother weit mehr als nur Höflichkeitsapplaus von den bereits recht zahlreichen Besuchern. Auch die beiden noch unveröffentlichten Songs von ihrem nächsten Album, das im Sommer erscheinen soll, kommen ganz ausgezeichnet an.

Fürs Leben gezeichnet

Wie so oft bei der Kombination aus altgedienter Band und jungem Support wird zu Beginn des Headliner-Auftritts sofort klar, wieso das Publikum hauptsächlich hier ist. Rose Tattoo betreten die Bühne ohne Intro oder sonstiges Brimborium und steigen mit dem Titelsong ihres dritten Albums "Scarred for Life" in ihr knapp 90-minütiges Set ein.

Sofort fällt der große Pluspunkt der Show auf: Sänger Angry Anderson ist trotz seines stolzen Alters von 72 Jahren geradezu sensationell bei Stimme, was besonders deshalb überrascht, da sein Lebensstil über die Jahre sicherlich nicht besonders schonend war.

Das einzige verbliebene Mitglied der klassischen Rose Tattoo-Besetzung macht fehlende Körpergröße problemlos durch Charisma wett, was ihn automatisch zum Blickfang der Bühne macht. Seinem Spitznamen "Angry" macht Gary Anderson heutzutage allerdings keine Ehre mehr, stattdessen wirkt er fast lächerlich gut gelaunt.

Entspannte Rockmusik

Anders als andere Bands mit einer solch langen Karriere verleugnen Rose Tattoo ihr Alter nicht. Galt die Bands einst als geradezu gefährlich, wirken sie heutzutage völlig entspannt, teilweise sogar gemütlich. Entsprechend kann das Quintett das Energielevel der Vorband nicht halten.

Dem Publikum scheint das jedoch nichts auszumachen, denn auch die langsameren Songs wie "Creeper" oder "Once in a Lifetime" werden mit frenetischem Applaus bejubelt. Allerdings erweist sich die Songreihenfolge an diesem Abend als nicht wirklich optimal.

In der Mitte des Sets gibt es einen kleinen Durchhänger, als es die Band mit einigen Songs doch arg langsam angehen lässt. Die bluesigen Nummern gehören seit jeher zu Rose Tattoo, doch selbst ein Klassiker wie "The Butcher & Fast Eddy" erzeugt live nicht die selbe Wirkung wie das flottere Songmaterial der Band.

Eingespielt

Die großen Vorteile der Band sind, wie tight die Musiker zusammenspielen und die Authentizität, die Angry Anderson dem Material selbst mit über 70 noch verleiht. Das macht sich besonders gegen Ende des Sets noch einmal bemerkbar.

Der große Band-Hit "Nice Boys" bildet den Abschluss des Konzerts. Plötzlich schimmert ein bisschen durch, wie die Band wohl in den 80ern aufgetreten ist. Ähnliches kann man auch über die Zugabe "Astra Wally" sagen. Beide Songs vermitteln die Live-Stärke der Band am Besten.

Das gesetzte Alter

Letztlich kann man den Auftritt als routiniert beschreiben, ohne böswillig zu klingen. Es wäre auch seltsam wenn eine so eingespielte Band nicht mit einer gewissen Routine auftreten würde. Zu einem ganz großen Konzerterlebnis fehlt letztlich etwas, aber man muss Rose Tattoo lassen, dass sie im Vergleich zu vielen Altersgenossen noch eine wirklich gute Figur machen.

Letztlich hätte die Band in der Mitte des Sets etwas mehr auf Variabilität setzen und außerdem auf die Mitklatsch-Spielchen verzichten dürfen, die einige Songs unnötig in die Länge ziehen. Im Großen und Ganzen erhalten die Frankfurter Fans aber einen soliden Auftritt mit einigen Ausreißern nach oben von einer Band, der man ihren Spaß zu jeder Zeit anmerkte.

Setlist

Scarred for Life / It's Gonna Work Itself Out / Juice on the Loose / One of the Boys / Sidewalk Sally / Rock 'n' Roll Outlaw / The Butcher and Fast Eddy / Once in a Lifetime / Rock 'n' Roll Is King / Sweet Meat / Sweet Love / We Can't Be Beaten / Bad Boy for Love / Nice Boys // Astra Wally

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