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Lisa Stansfield (live in Ludwigshafen 2019) © Rudi Brand

Mit einer energiegeladenen Blue-Eyed-Soul-Show versetzt Lisa Stansfield die Zuschauer im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen in Bewegung. Doch ist auch alles Gold, was glänzt?

1989 – das Jahr, in dem die Mauer fiel. Im diesem Jahr veröffentlichten The Cure ihr düsteres Meisterwerk "Disintegration". Am anderen Ende des musikalischen Spektrums erzielte die junge englische Soulsängerin Lisa Stansfield mit ihrem Debütalbum "Affection" einen Riesenerfolg.

Insbesondere die Single "All Around The World" entwickelte sich zu einem weltweiten Mega-Hit, der noch Jahrzehnte später in den einschlägigen Radio-Sendern gespielt wird. Kein Wunder, dass Lisa Stansfield auf ihrer Tour das 30-jährige Jubiläum des Albums feiert.

In voller Besetzung

Beim Konzert im ausverkauften BASF-Feierabendhaus ergeben sich allerdings einige Probleme. Ähnlich wie bei a-ha und deren Debütalbum "Hunting High And Low" handelt es sich bei "Affection" nicht um ein makelloses Meisterwerk, sondern um ein zeitgemäßes Mainstream-Pop-Album, das neben einigen bemerkenswerten Singles auch einiges an Leerlauf enthält ("Poison", "The Love In Me").

Für ihre Tour verzichtet Lisa Stansfield klugerweise darauf, die Elektro-Beats des Jahres 1989 wiederauferstehen zu lassen. Stattdessen ist sie mit voller Band angereist: Gitarrist, Bassist, Schlagzeuger, Perkussionist sowie jeweils zwei Keyboarder, Backgroundsängerinnen und Bläser drängen sich auf der Bühne des BASF-Feierabendhauses, die fast etwas klein wirkt.

Musikalische Power

Diese erzeugen einen dichten, tanzbaren Sound, der die Zuschauer schon früh im Konzert – nach einer kleinen Aufforderung von Stansfield – zum Aufstehen animiert. Die Musik erinnert dadurch mehr an klassischen Soul der 1960er-Jahre, offenbart aber auch, dass das Material im Vergleich zu den besten US-Soulstars dieser Zeit nicht gleichwertig ist. Allerdings profitieren einige Songs – wie das damals fehlproduzierte "The Way You Want It" – von den neuen Arrangements.

Lisa Stansfield hat in einigen Momenten etwas Mühe sich gegen so viel musikalische Power stimmlich zu behaupten, aber über weite Strecken ist ihr Gesang ausdrucksstark und eindrucksvoll, wenngleich sicherlich etwas Geschmeidigkeit verloren gegangen ist. Stansfield zeigt sich vollkommen professionell, bewegt sich viel und lässt den Kontakt zum Publikum nie abreißen.

Soulige Wärme

Jedenfalls erzeugen Stansfield und Band den gar nicht so unterschwelligen Drang sich zu bewegen. So schön das Ambiente des Feierabendhauses auch ist und so erfreulich es ist, dass die BASF auch in Popmusik investiert: Es ist einfach nicht die beste Location für ein Popkonzert, das nach einer unbestuhlten Halle schreit.

Nachdem die Zuschauer sich in dem etwas schwächeren Mittelteil wieder gesetzt haben, geht es mit "All Around The World" in den starken Abschluss des Konzerts. Jetzt sitzt niemand mehr, vor allem auch weil mit "The Real Thing" direkt ein Hit von 1997 folgt und mit "What Did I Do To You" eines der besten unbekannteren Lieder des Debüts.

"People Hold On" sorgt dann für den umjubelten Abschluss des regulären Konzertteils, bevor die Zugabe "Live Together" die Zuschauer in die frostige Nacht entlässt. Bei so viel souliger Wärme ist der Gedanke an die kalte Jahreszeit ganz in den Hintergrund getreten.

Setlist

Affection / Mighty Love / Sincerity / The Way You Want It / This is the Right Time / The Love in Me / My Apple Heart / When Are You Coming Back? / Poison / Wake Up Baby / You Can't Deny It / Big Thing / All Around the World / The Real Thing / What Did I Do to You? / Never Ever / People Hold On // Live Together

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