Cro (Live in Mannheim 2016)

Cro (Live in Mannheim 2016) © Rudi Brand

Das 2017 erstmals stattfindende Waidsee Festival 2017 in Weinheim stand ganz im Zeichen des Deutsch-Raps. Bei traumhaftem Wetter und einer wunderschönen Kulisse konnten Besucher sich von Cro und weiteren Acts verwöhnen lassen.

Die Sonne knallt, eine lange Schlange von Leuten wartet unter brühend heißen Temperaturen auf den Einlass. Ein Cro T-Shirt hier, eine Panda-Maske dort. Als es dann endlich herein geht, verteilen sich die Leute an den zahlreichen Getränke- und Essensständen, um sich vor dem Spektakel noch einmal zu stärken.

Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Es gibt Italienisches, Holzkohlegrill-Spezialitäten, Currywurst, Crêpes und vieles mehr. Auch bei den Getränken bleiben mit zahlreichen Cocktails, Apfelwein, Bier und Softdrinks keine Wünsche offen. Sobald für eine kühle Erfrischung gesorgt ist, ist es Zeit sich einen schattigen Platz unter einem Baum zu suchen, um der brennenden Sonne zu entkommen.

Immer musikalisch versorgt - auch in den Pausen

Für gute Stimmung sorgt ein DJ, der die Besucher während der Pausen mit Hip-Hop, Charts und Remixen musikalisch bei Laune hält. Es sind Menschen aus allen Altersgruppen und in allen möglichen Formationen mit von der Partie. Von Familien, bis hin zu jungen und älteren Pärchen und Freundesgruppen ist alles dabei. Hip-Hop und Rap sind eben für jedermann.

Vor der Bühne hat sich eine immer größer werdende Crowd angesammelt, die freudig auf den ersten Act wartet. Und das muss sie nicht lange, denn um Punkt fünf beginnt die Show. 

Heisser Hip-Hop

Als die ersten Töne des Rappers Sorgenkind erklingen, vergrößert sich das Publikum vor der Bühne. Viele aber bleiben auf ihren bequemen Plätzen im Schatten. Die Hitze lässt auch den Düsseldorfer Rapper im wahrsten Sinne des Wortes nicht kalt, denn er tönt: "Was 'ne Hitze Freunde."

Sein Deutsch-Rap mit bedeutungsvollen Texten und eingängigen Refrains kommt gut an, obwohl – oder weil – er durchaus auch ernste Themen anspricht. In "Sommerloch" kritisiert er das Ausblenden von Krieg und Ungerechtigkeiten während der Sommermonate. Auch der Track "Bagger und Kräne" beanstandet die unendlichen Baustellen Deutschlands sowie den Drang nach Modernität, anstatt das Alte zu genießen. 

Doch auch leichtere Songs hat Sorgenkind in petto. Er rappt und trällert beispielsweise über "die schöne Barfrau." Passend zu diesem Song, lädt er seine Fans dann ein, ihn später an der Bar zu treffen und sich bei einem kalten Bier auszutauschen. 

Money, Bitches und Weed

Nach einer kurzen Pause geht es dann mit dem Deutsch-Rapper Danju weiter. Hier geht es dann nicht mehr ganz so kultiviert zu. Ganz nach Gangsta-Rap Manier, stehen bei seinen Texten "motherfucker", "bitches" oder "spliff"  auf der Tagesordnung. Autotune trifft bei seiner Musik auf fette Bässe.

Hauptsächlich drehen sich seine Songs um das Kiffen und der Eindruck drängt es auf, als ob der Rapper schon vor seinem Auftritt sich in Stimmung gebracht hat. Er schleicht wie benebelt über die Bühne, jedoch scheint das Publikum nicht abgeneigt zu sein und wirft durchgehend die Hände nach oben. "Wir tun es nur, wenn wir high und betrunken sind" heißt es im Song "X", einer Kollaboration mit Cro. Als sein Song "Malibu" anklingt, bekundet er, dass er sich aufgrund der Hitze so fühlt, als wäre er dort und mehr Drinks braucht. 

Zurück zu den Wurzeln

Von einer Trompete, einem Saxophon und fetten Bässen wird kurz darauf Megaloh angekündigt. Er überzeugt mit schlauen Texten und ausdrucksstarker Wortakrobatik, bei der jeder Normalsterbliche sich die Zunge verdrehen würde. Seine Songs handeln beispielsweise von seinem Leben vor dem Ruhm, Afrika und seiner Familie.

Der Song "Mama wusste" handelt davon, wie schwer es war, als Deutsch-Afrikaner aufzuwachsen. Sein traditionell-afrikanisches Gewand unterstreicht seine väterlicherseits afrikanischen Wurzeln, die auch seine Musik sehr beeinflussen. Häufig hört man afrikanische Gesänge im Hintergrund oder in einer afrikanischen Sprache gerappte Verse.

Seine Texte vermitteln echte Emotionen. Megaloh vermittelt die Botschaft, hart an sich zu arbeiten und sich von Niederlagen nicht entmutigen zu lassen. Seine Musik ist mit starken Beats und "echten Instrumenten", wie er selbst sagt, unterlegt. Stets animiert er das Publikum zum Mitmachen und dieses frisst ihm aus den Händen. Zum Abschluss spielt er den Song "Wer hat die Hitze", der passender nicht sein könnte. 

Tornadowarnung aus Stuttgart

Rauch, ein riesiger, Pastell-grüner Ventilator und ein ohrenbetäubender Bass signalisieren den Auftakt der Hip-Hop-Show von Die Orsons. Bei ihnen werden alle ungeschriebenen Regeln des Genres gebrochen. Ihre Musik zeichnet sich vor allem durch viel Ironie, Sarkasmus, verrückte Texte und Authentizität aus. 

Als es dann mit "Ventilator" richtig los geht, sitzt kaum ein Festival-Besucher mehr. Aus allen Ecken pilgern die Zuschauer zur Bühne und gehen kräftig mit. Bässe werden bei den Orsons groß geschrieben, denn auch bei "Papa Willi und der Zeitgeist" wackeln die nicht vorhandenen Wände des schönen Waidsee-Geländes. Bunte Riesen-Ballons werden losgelassen und nicht ganz ernstzunehmende Tanzchoreographien zu den Songs vorgeführt.

Dann folgt ein Schrei-Wettbewerb zwischen dem Hip-Hop-Vierergespann und dem Publikum, bei dem natürlich Letzteres gewinnt. Verrückt geht es auch bei dem Song "Partykirche" zu, bei dem die Hände gefaltet werden sollen, während ein als Priester verkleideter Mann die Bühne betritt. Die Orsons wissen wie man so ordentlich einheizt und die Zuschauer miteinbezieht. So schwingt die Menge ihre T-Shirts bei "Tornadowarnung" im Kreis oder kniet nieder, um dann aufzuspringen und abzugehen. Ein alter Gag, aber er sorgt für Riesen-Stimmung.

Panda-Masken-Alarm!

Nach einer relativ langen Pause kommt der Moment, auf den die meisten Festival-Besucher gewartet haben. Überall werden die Panda-Masken gezückt, Eltern nehmen ihre Kinder auf die Schultern und die Besucher eilen zur Bühne. Dann fällt der Vorhang und da ist er, Cro, der Mann mit der Panda-Maske höchstpersönlich.

Er liegt auf einer mit Drahtseilen befestigten, schwebenden Erhöhung. Obwohl das Festival ganz im Stern des Deutsch-Raps steht, ist er der erste, der eine Jogging Hose auf der Bühne trägt. "Hi Kids, ich bin Carlo, werft die Arme hoch und gebt mir ein Hallo", stellt er sich vor. Natürlich gehorchen die Besucher und schreien lauthals. Man könnte fast meinen, man wäre bei einem Justin Bieber-Konzert. Lautes Geschrei ertönt sogar, als Cro sich mit Wasser erfrischt. Seine leicht erheiterte Antwort: "Ich krieg' sogar Applaus für 'nen Schluck."

Wie vom Blitz getroffen

Spätestens als "Bad Chick" angespielt wird, sind alle Besucher des gut gefüllten Geländes vor der Bühne und wippen mit. Auch ohne Aufforderung gehen stets alle Hände nach oben und die Zuschauer singen kräftig mit. Seine Tracks "Hey Girl" und "Einmal um die Welt" werden in groovigeren Versionen und mit Unterstützung einer Backup-Sängerin zum Besten gegeben. Die Zuschauer schwenken ihre Handys und Feuerzeuge. Während "Melodie" erklingt, erstrahlt nicht nur die Bühne – im Hintergrund huschen erste Blitze über den Himmel. 

Cro fordert das Publikum auf, Pistolen mit ihren Händen zu formen, als er kurz darauf Danju auf die Bühne holt, um "Meine Gang" mit ihm zu performen. Lauthals fordert das Publikum am Ende seines Sets eine Zugabe. Der Vorhang öffnet sich erneut, und Cro ist wieder auf seinem schwebenden Podest. Zu "Traum" und "Bye Bye" wird er noch einmal richtig vom Publikum gefeiert. 

Alles in allem sorgten die Acts des Waidsee Festivals durchgehend für tolle Stimmung. Die wunderschöne Kulisse des Sees und der Wälder ringsherum, der DJ, der die Pausen mit Musik füllte sowie auch die zahlreichen Stände boten den Rahmen für perfektes Wohlbefinden. Glücklicherweise spielte auch das Wetter mit, denn das Gewitter brach erst nach Ende des Festivals los. Eine absolut gelungene Premiere!