Heisskalt (2017)

Heisskalt (2017) © Viktor Schanz

Neuer Look, neue Besetzung. Trotzdem alles gut? Heisskalt beweisen im Nürnberger Hirsch, dass sie immer noch auf höchstem Niveau abliefern können.

Seit letztem Jahr haben sich viele Änderungen bei den Stuttgarter Emo-Rockern von Heisskalt ergeben: Sänger Matze hat sich vor kurzem von seiner Haarpracht verabschiedet. Jetzt können sich also Drummer Marius und Mathias darum streiten, wessen Glatze am schönsten glänzt.

Außerdem ersetzt Bassist Dani Weber seit einigen Monaten den vollbärtigen Bierfontänenspucker Lucas Meyer.

Auch im mittelgroßen Rahmen extrem heiß

Trotz dieser Änderungen spielen Heisskalt im Hirsch in Nürnberg ein gewohnt kraftvolles, stimmiges und schweißtreibendes Konzert, dem es an nichts mangelt.

Im Gegensatz zur Tour im Frühjahr 2016, bei der Heisskalt in kleinen Locations in familiärer Atmosphäre spielten, machen die vier Post-Hardcore-Musiker auf ihrer 2017er-Tour in mittelgroßen Clubs halt. Obwohl die Band prädestiniert für den intimen Rahmen enger Clubs ist, gelingt es dem Quartett, die Zuschauer im Hirsch zum Schwitzen zu bringen.

Zweite Mannheimer Schule

Vor der großen Sause heizen zwei Support Acts den Zuschauern ein: Memo an Miller können mit ihrem Mix aus hymnischen Refrains und den abwechslungsreichen Rock-Instrumentalparts überzeugen.

Die Band aus dem schönen Mannheim verpasst den Popmelodien eine treibende Energie, die im Kopf bleibt. Der Sänger wirkt wie eine Rock-Version von Max Giesinger, was ausschließlich positiv gemeint ist.

Sag mal, weinst du?

Bei An Early Cascade hingegen geht es eine Spur härter zur Sache. Der Post-Hardcore-Sound der Band macht Lust auf mehr, wäre da nicht der hohe, zuweilen etwas wehleidig wirkende Gesang, der nicht so ganz zum Sound der restlichen Band passen will. Die Stuttgarter könnten ruhig etwas mehr Scream-Parts vertragen.

Ein neuer Fokus

Heisskalt zerlegen den Hirsch in seine Einzelteile, und zwar so, wie man es von den vier Musikern gewohnt ist. Das vornehmlich aus Teenagern bestehende Publikum pogt von der ersten Minute an, was das Zeug hält.

Obwohl Bassist-Neuling Dani ordentlich in Bewegung ist, tritt er im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich in den Hintergrund, sodass der Fokus überwiegend auf dem Sänger liegt.

Alte Stärken

Und Mathias liefert ab. Den düsteren Songs des zweiten Albums wie "Papierlunge" oder "Nacht ein" fügt er an diesem Abend eine weitere, tiefere Ebene hinzu. Ein besonderes Lob geht an die Sound- und Lichttechniker. Schöner hätte man das Konzert nicht inszenieren können.

Mit den gefeierten Hits "Schatz" und "Hallo" sowie einem letzten großen Wall Of Death beenden die Stuttgarter ihre hitzige, 80-minütige Show. Was bleibt noch zu sagen? Heisskalt liefern wie immer auf gewohnt hohem Niveau ab. Auch mit neuem Look (Fans nennen Mathias schon liebevoll "Glatze-Matze") und neuer Besetzung bleibt alles beim Alten. Alles ist gut.

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