Die irische Band Walking On Cars eröffnet den dritten Tag des SWR3 New Pop Festivals. Im voll besetzten Kurhaus von Baden-Baden beginnen sie mit ihren Hits "Tick Tock" und Two Stones" und haben das Publikum sofort hinter sich. Ihre Stärke ist ihr Harmoniegesang, der bei "Always Be With You" durch einen griffigen Rocksound ergänzt wird. Die Zuschauer gehen auch bei "Don't Mind Me" richtig mit und auch das krachend rockige "Love Backs Down" wird abgefeiert. 

Ganz andere Töne bietet die Ballade "Flying High Falling Low", die den gefühlvollen Harmoniegesang besonders deutlich rauskommen lässt. Zum Abschluss dreht die Band nochmal voll auf: Mit ihrem Hit "Speeding Cars" bringen sie den ganzen Saal zum Mitklatschen. Die von vielen Zuschauern erhoffte Zugabe gibt es aber diesmal nicht.

Spaßkonzert von The Strumbellas

Im Festspielhaus wird schnell klar, dass bei The Strumbellas der Spaß im Vordergrund steht. Das gilt sowohl für ihre Musik, als auch für ihr ganzes Verhalten auf der Bühne.  Schon beim ersten Titel "Wars" tanzen sie völlig grotesk vor ihren Mikros herum oder machen schräge Verrenkungen auf der Bühne. Ihr schneller Up-Tempo Pop, der vom Rhythmus des Schlagzeugs befeuert wird, wird vom Keyboard untermalt.

Die Band geht bei ihrer eigenen Musik voll mit und so stecken sie die Zuschauer direkt an. Mit "We Don't Know" wird der vorher verspieltere Sound nun deutlich rockiger. Mit ernstgespielter Ironie meint Sänger Simon Ward: "You wanna dance with us? We are great dancers!". Das sieht man sofort, als sie zu "The Long Road" ein wildes, chaotisches Gehopse auf der Bühne vollführen. Das alles ist sehr unterhaltsam.

Unterhaltung für alle

Mit der Ballade "The Sheriff" wird es kurz etwas ruhiger. Aber schon klatscht das Publikum wieder im Rhythmus los, angefeuert von einem Violinensolo. Bei "Wild Sun" lassen The Strumbellas die Zuschauer den Refrain singen.

Zu ihrem großen Hit "Spirit" stehen dann alle Zuschauer auf. Die Melodie trägt den Song, das Publikum klatscht im Rhythmus mit und rastet am Ende aus. Die wieder stürmisch geforderte Zugabe kommt diesmal. Mit rockigem Gitarrensolo zeigt die kanadische Band noch einmal, wieviel Spaß sie selbst haben und wieviel Spaß sie dem klatschenden Publikum machen.

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Deutsche Texte mit inhaltlichem Tiefgang sind seit einigen Jahren wieder schwer angesagt. Im Theater präsentiert Sänger Adesse die Songs seines Debütalbums "Fechnerstraße". Zum Song "Anruf 333" tanzt Adesse zum Rhythmus der Grooves, während die Zuschauer die Arme schwenken. Adesse freut sich über das enthusiastische Publikum: "Schön, dass ihr da seid und mitmacht." Problematisch ist allerdings, dass man als neutraler Zuhörer ohne Songkenntnis die Refrains am Anfang kaum verstehen kann, weil die Musik das Gesangsmikro übertönt. 

Groß gefeiert wird "Sekundenkleber".  Mitten im Song setzt sich Adesse vorne an den Bühnenrand und macht Selfies mit den Zuschauern. Am Songende ist nur noch der Keyboarder auf der Bühne und spielt die Melodie zu Ende. Die Zuschauer applaudieren kräftig und feiern auch "Ich bleibe", während die Band mit Gitarren und Keyboardsound mächtig aufs Gas drückt.

Umjubelter Gastauftritt

Als Adesse mit seinem Lied "Männer weinen nicht" beginnt, ist die Euphorie groß. Als dann als Gaststar aber plötzlich sein Duettpartner Sido die Bühne betritt, rasten die Zuschauer aus. Damit hatte niemand gerechnet! Und natürlich einfach lassen ihn die Zuschauer nicht so einfach wieder gehen!

Stattdessen singen Adesse und Sido gemeinsam "Astronaut" und liefern damit den besten Moment des Konzerts – obwohl Sido seinem Freund Adesse ein wenig die Show stiehlt. Die Zugabe gerät sogar ein wenig außer Kontrolle. Adesse will das Publikum hüpfen sehen. Das ist zwar unterhaltsam, aber im altehrwürdigen Theater auch ein wenig riskant. Aber es ändert nichts daran, dass Adesse trotz kleinerer Defizite dem Publikum viel Spaß bereitet hat.  

Dorfdisko mit Sigala

Der britische DJ Sigala kommt mit Riesenbesetzung auf die Bühne. Neben vier Musikern hat er mehrere Sänger und Sängerinnen dabei, dazu Tänzerinnen und einen extrem penetranten Anheizer. Dieser entwickelt sich im Verlauf des Konzerts zum größten Nervfaktor, indem er andauernd "Make some noise for Sigala" in sein Mikro brüllt. Die Idee einer Abschlussparty beim letzten Konzert ist cool, wie der Auftritt von Alle Farben 2014 bewies, aber bitte nicht so. 

Bei Sigala darf am Anfang seine Crew dessen ersten Hit "Easy Love" mit der eingängigen Songzeile "Sing A Simple Melody" vortragen. Das gelingt noch, aber dann wird es schnell sehr übel. Eine Sängerin versucht sich an Lionel Richies "All Night Long" – und klingt völlig schief. Nach 15 Minuten verlassen alle Musiker und Sänger die Bühne.

Schlichtweg überflüssig

Zurück bleiben Sigala und sein Anheizer, die 30 Minuten Musik aus der Konserve abspulen. Von "Runaway" von Galantis über "Stay With Me" von Sam Smith bis hin zu Kurzsamples von Faithless und 2 Unlimited ist etwas dabei. Aber so etwas kann man in jeder Dorfdisko an jedem Wochenende hören. Erst nach knapp einer Stunde kommen Band und Sänger zurück.

Die letzten 10 Minuten spielen sie Sigalas eigene Hits "Give Me Your Love" und "Sweet Lovin'". Dabei hört man zur Abwechslung echte Instrumente und die beiden Sänger können auch wirklich singen. Der erste Song und die letzten zwei Songs besaßen das Niveau, das man durchgängig hätte erwarten können. Alles dazwischen war schlicht überflüssig.

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