© Simon Hegenberg

Mine befindet sich auf großer Deutschlandtour und entführt das Publikum in der Alten Feuerwache in Mannheim mit ihrer ungewöhnlichen Mischung aus Folk, Jazz, HipHop und Elektro und Klassik einmal mehr in ihre eigene Welt.

Im letzten Jahr erregte eine junge Künstlerin mit ihrer Crowdfunding-Kampagne große Aufmerksamkeit in der Rhein-Neckar-Region. Zusammen mit einem 48-köpfigen Orchester wollte Mine ihre Musik im Mannheimer Capitol der Öffentlichkeit präsentieren. Die Kampagne war ein voller Erfolg.

Was zunächst solo begann, ist mittlerweile eines der vielversprechendsten und musikalisch spannendsten Projekte der deutschsprachigen Musiklandschaft. Nach dem Release ihres Debutalbums tourt Mine mit ihrer Band seit Mitte Oktober durch Deutschland. Das Konzert in der Alten Feuerwache ist quasi als Heimspiel zu sehen.

Fast wie Weihnachten

Als Support stehen Brothers of Santa Claus auf der Bühne. Die fünf Jungs kommen nicht vom Nordpol, sondern aus Freiburg, bewegen sich genretechnisch irgendwo zwischen The Kooks und den Arctic Monkeys und streuen in ihren Akustik-Indiepop elektronische und teilweise progressive Elemente ein. Mit ausgeklügelten Songarrangements, beeindruckender Gitarrenarbeit und dem richtigen Gespür für Dynamik ernten die Freiburger reichlich Applaus und Anerkennung.

Orchester-Feeling

"Hallo Mannheim, was geht da ab?! Wir freuen uns hart auf den Abend mit euch", begrüßt Mine ihr Publikum und kann es gar nicht fassen, dass so viele Leute gekommen sind.

Auf die größeren Hallen ist die Mainzerin dennoch bestens vorbereitet und hat ihre großartige, vierköpfige Band bestehend aus Martin Haller (Gitarre, Synth, Backings), Vroni Frisch (Bass, Backings) und Sebastian Kraus (Drums, Akkordeon, Metallofon) mit Johannes Reinig an der Geige aufgestockt. So kommt bei den klassisch angehauchten Stücken echtes Orchester-Feeling auf.

Zu groß für deine Schublade

Ein Mine-Konzert ist vor allem eines: ungewöhnlich – und irgendwie anders. Aufgrund der zahlreichen Einflüsse aus Folk, Pop, Hip Hop, Klassik und Jazz gleicht kein Song dem anderen. Wie bei einem Überraschungsei weiß man bei Mine nie, was als nächstes kommt, denn die Mainzerin performt weit mehr als das, was ihr aktuelles Album zu bieten hat.

Sieben in verschiedenen Farben leuchtende LED-Leisten unterstreichen dabei die Atmosphäre, die von heiter, melancholisch bis düster reicht. Thematisch bietet sich ein ebenso breites Spektrum. "Ein Kumpel meinte zu mir, schreib doch mal einen Song über Katzen", erzählt sie. Besagter Song ist ein wahres Elektro-Brett und steht im Kontrast zu den folkigen Stücken wie "Hinterher" oder "Kann sie es tragen".

Experimentierfreudig

So ungewöhnlich der Genre-Mix ist, den Mine präsentiert, so ungewöhnlich sind auch ihre Mittel. Die Künstlerin liebt es, sich in der großen Welt der Instrumente zu bedienen und hat für den Song "Kann sie es tragen" ihr Omnichord dabei sowie Frank, ein – ähm – "Holzding".

Zusätzlich nutzt Mine Distortion-Effekte für ihren Gesang und eine LoopStation, mit der die Sängerin mal eben ganze Chöre nur durch ihre eigene Stimme entstehen lässt. Das musikalische Talent der Sängerin, aber auch ihrer gesamten Band, ist wirklich beeindruckend.

Seelenstrip

Textlich wie auch musikalisch arbeitet Mine bewusst mit Reduktionen und Arrangements, die bis ins kleinste Detail durchdacht sind. Oft sind nur wenige Worte und prägnante Metaphern ausreichend, um einprägsame Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen zu lassen.

Die Songs selbst spiegeln all das wider, was die Sängerin beschäftigt. Stücke wie "Nicht für mich" oder das alleine am Piano vorgetragene "Lauter" gehen ihr selbst sichtlich nahe. Das zeigt, wie authentisch und erfrischend ehrlich Mine sich präsentiert.

"Wenn so viele Leute kommen, kann ich endlich von meiner Musik leben", lässt sie verlauten, als würde sie mit einem Kumpel gerade Small-Talk halten. Mines lockere Art, gepaart mit ihrem trockenen Humor – "Seid ihr alle vom Popakademie-Klatschkurs gekommen?" – kommt beim Publikum sehr gut an, das am Ende des Abends selbstverständlich nach Zugaben verlangt.

Anders als die Anderen

"Es war uns ein Fest, ein großes! Ich danke euch hart, dass ihr gekommen seid!" Mit Jan Delays "B-Seite", bei der Mine jegliche Melodie und Harmonie wieder per Loop-Station entstehen lässt, einer großen Portion Liebe mit ihrem Song "Herzverleih" und dem finalen "Der Mond lacht" endet ein außerordentlich beeindruckendes Konzert einer beeindruckenden Künstlerin. Mine ist eben Mine: anders als die Anderen.

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