Mine (2016)

Mine (2016) © Simon Hegenberg

In der Alten Feuerwache Mannheim wirft Mine ihren emotionalen Anker aus und versenkt ihn mit poetisch-melancholischen Stücken zum Mitwippen und Dahinträumen mitten in die Herzen ihrer Zuhörerschaft.

"Das Ziel ist im Weg" lautet der Titel des zweiten Albums der Mainzer Künstlerin Mine, die bereits mehrfach mit ihrem ungewöhnlich kantigen Mix aus Pop, Electronica, Folk, Soul, Hip Hop und klassischen Elementen sowie mit diversen Feature-Parts u. a. bei Samy Deluxe für Aufmerksamkeit gesorgt hat.

Auch auf der neuen Platte werden lyrisch sowie musikalisch wieder Grenzen gesprengt und neue Klangwelten erschaffen, die sich bei den Livekonzerten entfalten. Willkommen in der außergewöhnlich faszinierenden Welt von Mine!

Mach's dir selbst!

Zuvor darf Singer-Songwriter Martin Haller zusammen mit Sebastian Kraus am Schlagzeug ein paar Nummern seiner Solo-EP zum Besten geben. Wir werden beide bei Mine wiedersehen.

Haller erinnert stimmlich stark an Kollegen wie Andreas Bourani, ist musikalisch jedoch viel funkiger und blueslastiger und wird laut eigenem Songtitel regelmäßig von Kindern ausgelacht. Der Arme. Das gibt Sympathiepunkte beim Publikum. Es wäre allerdings auch interessant zu hören, wie die Songs mit vollständiger Band klingen – Potential ist definitiv vorhanden.

Sinnvoller Gast

"Mannheim, was geht?!", schallt es von der Bühne und Mine eröffnet den Abend mit dem Album-Opener "Anker". Von der Besetzung her hat sich im Vergleich zur letzten Tour nichts geändert, allerdings gibt es ein wirkliches Novum zu bestaunen. 

Jeder Song und sogar die Ansagen werden von Gebärdendolmetscherin Svenja Market am Bühnenrand wiedergegeben, die auch im Video zu "Essig auf Zucker" auftaucht. "Es hat so geil geflowt", erklärt die Sängerin und muss sich wie auch das Publikum zwischenzeitig konzentrieren, von den wild wirkenden Gesten nicht abgelenkt zu werden.

Neben der eigentlichen Dolmetschfunktion hat die Gebärdensprache nämlich einen unfreiwillig hohen Unterhaltungsfaktor. Die Live-Einbindung von Frau Market im Verlauf des gesamten Abends zeigt, wie wichtig Mine die Botschaften ihrer Songs sind. So kann jeder Teil dieser Gedankenwelt sein.

Magische Melancholie

Mines Musik ist sicherlich nicht jedermanns (und -fraus) Sache. Viele Stücke sind ruhig gehalten und schaffen eine träumerische Atmosphäre oder bestechen durch bittere Melancholie wie das Anti-Liebeslied "Rot".

Einzig die beatlastigeren Songs wie "Katzen","Findelkind" mit seinem Monsterriff, der Stroboaction und dem Gitarrensolo oder auch "Essig auf Zucker" lockern die Stimmung etwas auf. Neben den Nummern aus den beiden Alben, gibt es auch noch den völlig neuen Track "Schwer bekömmlich" auf die Ohren. Über die kleineren Timing-Probleme kann bei solchen Arrangements getrost hinweggesehen werden.

Das Ziel ist im Weg

Mine spielt bewusst mit starken Kontrasten und tanzt mit den Hörgewohnheiten der Leute Bossa Nova. Das macht den Zugang zwar nicht leicht, ist aber in der hiesigen Musiklandschaft einzigartig. Die Sängerin ist das regenbogenfarbene Einhorn im Popzirkus und denkt gar nicht daran, sich an den Mainstream anzupassen. So schließt sich der Kreis zum Albumtitel.

Vielleicht besteht das Ziel von Mine darin, kein Ziel zu haben? Vielleicht verhindert gerade der Fokus auf ein bestimmtes Ziel, alternative Wege zu gehen? Vielleicht gibt es auch nicht das eine Ziel im Leben? Und vielleicht stehen sich Künstler/innen manchmal selbst im Weg? Kunst ist grenzenlos und braucht daher auch kein Ziel. Mines Musik ist Kunst.

Setlist

Anker / Essig auf Zucker / Kann sie es tragen? / Ziehst du mit? / Findelkind / Du scheinst / Hinterher / Der fliehende Robert / Zuvielleicht / Katzen / Rot / Schwer bekömmlich / Der Mond lacht // Das Ziel ist im Weg / Mein Freund

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