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Großes Sound-Kino gegen schlechte Stimmung: Im Berliner Astra zaubert Lykke Li selbst den frustriertesten Bayern-Anhängern ein Lächeln ins Gesicht.

Als Lykke Li um kurz nach halb neun die Bühne des Berliner Astra betritt, stehen noch dutzende Menschen im Einlassbereich. Der Andrang ist groß. "Ausverkauft" steht in großen Buchstaben auf einem Plakat über der Eingangspforte.

Spätestens seit ihrem Über-Hit "I Follow Rivers" gehören derartige Szenarien zum Standard wenn die schwedische Sängerin auf Live-Reisen geht. Kurze Zeit später ist aber auch der letzte Kartenbesitzer in der Halle angekommen.

Elfenhafte Stimme

Auf der Bühne haben sich die Verantwortlichen bereits warmgespielt. Während sich die Background-Band – in dichtem Nebel eingehüllt – von einer Folk-Pop-Liane zur anderen schwingt, schwebt der Klang des elfenhaften Organs der Hauptattraktion des Abends wie ein esoterischer Wohlfühl-Schleier über den Köpfen der Anwesenden.

"Berlin, let’s have an amazing night", flüstert die Sängerin ins Mikrofon. Das überwiegend weibliche Publikum johlt, während der eine oder andere männliche Begleiter frustriert auf sein Handy-Display blickt.

"Hier vorne spielt die Musik"

Die Bayern liegen zu diesem Zeitpunkt bereits mit 0:2 zurück. Neben mir ärgert sich eine Mittzwanzigerin über das Desinteresse ihres Partners: "Hier vorne spielt die Musik", schreit sie ihn an. Eingeschüchtert legt er seine Arme um ihre Schultern. Alles wieder gut.

Auf der Bühne geben sich indes antike Pop-Erinnerungen und neuzeitliche Folk-Vibes die Klinke in die Hand. No Rest For The Wicked bringt den Saal erstmals so richtig zum Kochen. Der Sound ist warm, die Band in ihrem Element und Lykke Li ist bestens bei Stimme. Alles passt.

Lautstarke Applaus- und Schrei-Ekstasen

Scheinbar euphorisiert von der überschwappenden Zuneigung ihrer Fans, die zwischen den Songs immer wieder zu lautstarken Applaus- und Schrei-Ekstasen ansetzen, zieht die Skandinavierin bereits vor dem Zugabenteil ihren größten Trumpf aus dem Ärmel. Die Rede ist natürlich von "I Follow Rivers, dem Song der Lykke Li im Jahr 2011 praktisch über Nacht ins internationale Pop-Rampenlicht katapultierte.

Spätestens jetzt verstaut auch der letzte Guardiola-Jünger sein Smartphone in den Hosentaschen und richtet seine Blicke gen Bühne. In München ist der Drops eh gelutscht. In Berlin wird hingegen gefeiert. Lykke Li sei Dank. 

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