Lykke Li (live in Berlin, 2011)

Lykke Li (live in Berlin, 2011) © Susanne Hasse

Sie wird in einem Atemzug mit Szenegrößen wie The Knife, Bat for Lashes oder Robyn genannt, und das, obwohl die Musik nicht ihre erste Wahl war. Lykke Li stellte im ausverkauften Berliner Astra ihren neuen Longplayer "Wounded Rhymes" vor.

{image}Schon seit langer Zeit gilt sie unter Kennern als Geheimtipp, der auch so behandelt und gepflegt wird, denn Intimes wird nun einmal ungern geteilt. Wenn diese junge Schwedin singt, erwachen die Gefühle und zeigen einmal mehr, ob unser Herz noch schmerzt oder endlich wieder klopft. Die Rede ist von Lykke Li. Doch zuvor betritt Sarah Blasko leicht bekleidet, im zarten dunklen Kleid, die Bühne, ohne sich von den unruhigen Zuhörern beirren zu lassen. Nur von ihrem Gitarristen wird sie unterstützt. Ihre Erscheinung gleicht auch ihrer Musik: zart, zerbrechlich, aber dennoch bestimmend. Dass die junge Engländerin schon einige Bühnenerfahrung hat, merkt man ihrer Souveränität, trotz einiger Sprachbarrieren, an. Gefühlvoll begleitet sie die Zuhörer durch einige Passagen ihres nunmehr dritten Albums As Day Follows Night, ohne jedoch das Publikum wirklich in ihren Bann zu ziehen. Zu groß war die Vorfreude auf das Kommende, zu groß die Ungeduld der meisten Besucher.

{image}Wenige Minuten später verdunkelte sich der Konzertsaal und ein furioses Blitzlichtgewitter brach los. Die Verstärker wurden bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht und raubten einigen Fans gleich zu Beginn den Atem. Hinter dichten Nebelschwaden, in einem schwarzen Mantel gehüllt, stand sie da. Auf High Heels und im dunklen Body zögerte Lykke Li keine Sekunde und begeisterte von Anfang an. Obwohl der Fokus auf das neue Album Wounded Rhymes gerichtet war, kam auch ein Großteil der Songs wie Little Bit oder auch Until We Bleed aus früheren Tagen, sehr zur Freude der meisten Zuhörer, nicht zu kurz.

Ohrenbetäubendes Kreischen der zahlenmäßig überlegenen weiblichen Fans überbrückte die ohnehin kurzen Pausen der Künstlerin von Beginn an. Ihr unschuldiges Aussehen zum Trotz räkelte sich Lykke Li in schwarzen Tüchern, die scheinbar wahllos auf der Bühne hingen, und zeigte, dass sie nicht mit Reizen geizt.

{image}Impulsiv und energiegeladen tanzte sie bei Dance, Dance, Dance von einer Bühnenseite zur nächsten, nur um später bei I Know Places eine herzzerreißend melancholische Atmosphäre zu schaffen, die allen die Sprache verschlug.

Mit ihrem neuen Album beweist Lykke Li erneut, dass sie eine Ausnahmekünstlerin mit starkem Hang zu ambivalenten Stimmungen ist. Den großen Erwartungen an die Fortsetzung von Youth Novels wurde sie spielend leicht gerecht, ohne auch nur im Geringsten an Qualität zu verlieren. Der Abend im Berliner Astra hinterließ bei vielen tiefe Gefühle und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob nun das eigene Herz wieder klopft oder immer noch schmerzt.

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