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Es ist noch gar nicht so lange her, da begeisterten Balthazar als Vorband der Editors das deutsche Publikum. Am Freitagabend traten die fünf Belgier aus dem flämischen Gent vor enthusiastischen Zuschauern im Heidelberger Karlstorbahnhof als Hauptact auf und bewiesen ein weiteres Mal ihre Klasse.

Während Balthazar in Belgien nur noch vor ausverkauftem Haus und auf großen Festivals spielen sowie nationale Preise abräumen, gilt die 2004 gegründete Band hierzulande noch immer als stiller Geheimtipp. Davon ist im prall gefüllten Karlstorbahnhof allerdings nichts zu spüren. Ein enthusiastisches Publikum empfängt Balthazar zu einem stimmungsvollen Konzert.

Eröffnen darf den  Abend das britische Duo Champs. Die zwei Brüder von der Isle of Wight treten heute ohne Schlagzeuger auf und schaffen mit den ruhigen, melancholischen Liedern ihres Akkustiksets eine durchaus passende romantische Atmosphäre für den Valentinstag. Der Saal zeigt sich trotz der mitunter einschläfernden Klänge begeistert.

Whiskey-Stimme und dunkle Bass-Riffs

Aber auch Balthazar gehen den Abend erst einmal ruhig an. Nach sakralem Intro startet das Quintett mit "Lion's Mouth" in sein Programm. Beeindrucken können die Fünf dabei mit ihrem vierstimmigen Liedgesang, denn außer dem Schlagzeuger stehen bei den Belgiern alle am Mikrofon.

Insbesondere der charmante Sprechgesang und die tiefe Whiskey-Stimme von Maarten Devoldere, der seine Gitarre auch gerne mal unterm Kinn trägt, erzeugen bei Songs wie "The Boatman" Gänsehautstimmung, während das Stimmchen von Patricia Vanneste zart im Hintergrund mitschwingt.

Biblische Anspielungen

Balthazar driften in ihren Songs häufig in bedrohliche Düsternis mit tiefen Bässen ab, die durch den ganzen Körper fahren und stets im Vordergrund stehen. Texte voller subtiler biblischer Anspielungen unterstützen die durchdringende dunkle Stimmung.

Helle Schellen-, E-Piano- oder traurige Violinenklänge durchbrechen aber auch immer wieder das Bedrohliche, ohne dabei die Ruhe zu stören, die ihre Songs charakterisiert. So auch im als Liebeslied angekündigten "Sinking Ship" oder bei ihrer kürzlich neu veröffentlichten Single "Leipzig". "The Man Who Owns The Place" hingegen wirkt dank düsterer Violinenuntermalung und lässiger Nuschelstimme geradezu psychedelisch.

Furioses Finale

Mit den wohlklingenden Pianolinien und dem leicht jazzigen Big-Band-Sound der pompösen Hitsingle "Fifteen Floors" reißen Balthazar das mitunter nervig kreischende, aber jederzeit textsichere Publikum mit. Gleiches gilt auch für das basslastige "Do Not Claim Them Anymore", mit dem sich die fünf Flamen erst einmal unter frenetischem Applaus von der Bühne verabschieden.

Zurück auf der Bühne erwartet uns nach dem trägen "Sides" mit "Any Suggestion" ein Song, das wie in Zeitlupe beginnt, um dann von Geigen untermalt zum klassischen Paartanz einzuladen. Mit der  abschließenden Zugabe "Blood Like Wine" verabschiedeten sich Balthazar bluesig und stimmgewaltig von ihren glücklichen Fans.

Setlist

Lions' Mouth | Later | The Boatman | I'll Stay Here | The Man Who Owns The Place | No More | The Oldest Of Sisters | Leipzig | Will My Lover | Joker's Son | Listen Up | Fifteen Floors | Morning  | Sinking Ship | Do Not Claim Them Anymore

Zugabe: Sides | Any Suggestion | Intro | Blood Like Wine

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