regioactive.de: Können Sie kurz beschreiben, was die Söhne Mannheims eigentlich sind?

Florian Sitzmann: Es gibt unterschiedliche Definitionen. Natürlich sind die Söhne Mannheims eine Band, aber verkörpern auch ein Stück weit ein Lebensgefühl. Sie sind Teil der Stadt Mannheim, sie sind ein großer Freundeskreis und sie bestehen aus der Idee, Dinge und Anliegen miteinander zu teilen. Wir sind keine Lebensgemeinschaft, die zusammen lebt und morgens gemeinsam meditiert, aber wir verwandeln uns immer mal wieder in eine Lebensgemeinschaft, insbesondere wenn wir auf Tour sind oder uns im Studio eingraben.

regioactive.de: Wie ist es für einen Künstler, Mitglied in einer so großen Band zu sein und doch Soloprojekte nebenbei zu haben?

Florian Sitzmann: Der Unterschied ist riesig! Bei Soloprojekten kommt es ganz auf mich an. Bei den Söhnen Mannheims kommt es auf ganz viele an und auf den Teil von mir, der sich am besten mit allen anderen verbindet. Es ist zugegeben auch ein schönes Gefühl, nicht für alles ganz allein verantwortlich zu sein.

"Es ist ein gesunde Übung, sich in ein großes Ganzes einzufügen"

regioactive.de: Worin besteht musikalisch der Unterschied?

Florian Sitzmann: Man muss logischerweise auch manchmal den eigenen künstlerischen Impuls, den eigenen Wunsch im Sinn des Gesamtwerks ein Stück weit zurückstellen können. Es ist eigentlich eine ganz gesunde Übung für alle, sich in ein großes Ganzes einzufügen und auch genießen zu lernen, ein Teil davon zu sein.

regioactive.de: Bei 13 Musikern in der Band, wie verwirklicht da jeder Einzelne seine Vorstellungen im Studio?

Florian Sitzmann: Natürlich hat jeder ein Stück weit seine Vorstellungen, weil wir ja auch aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Dafür braucht es natürlich zum Beispiel bei einer Plattenproduktion einen Produzenten, der alles kanalisiert. Er muss die Dinge, die wirklich zusammen passen zu einem Gesamtwerk formen und das wegfiltern, was für sich genommen eine schöne oder gute Idee ist, aber dem Konzept der Söhne Mannheims nicht weiterhilft. Das kann man als einzelner Musiker oft nicht genau trennen, da braucht man jemanden, der den Überblick hat. Im Moment erledigt das Tino Oac, der das neue Album produziert hat.

regioactive.de: Wie kamen Sie zu den Söhnen Mannheims?

Florian Sitzmann: Das liegt schon ganz lange zurück. Im Jahr 1999 hatte Xavier einen großen Hit, der hieß Sie liebt mich nicht. Das war ein ganz getragener Song, nur mit Orchester und Piano. Als seine Plattenfirma die Idee hatte, das Lied live bei der Echo-Verleihung aufzuführen, suchten sie jemanden, der über Erfahrung als Musical Director von Orchesterprojekten verfügt. So kamen sie auf mich. Bei der Gelegenheit lernte ich Xavier und Michael Herberger kennen, die gerade angefangen hatten, das neue Söhne Mannheims Album zu produzieren.

regioactive.de: Und wie wurden Sie letztlich Mitglied?

Florian Sitzmann: Wir sind uns hier einfach öfters über den Weg gelaufen und haben dann auch gemeinsam gearbeitet. Als nächstes kam ganz logisch die Frage, ob ich nicht auch der Live-Keyboarder der Söhne sein wollte.

"Auf dem neuen Album gibt es einige neue Akzente"

regioactive.de: Das neue Album erscheint im Februar und soll mit dem gewohnt eklektischen Stilmix aus Pop, Soul, Rock, R'n'B und Hip Hop an die Vorgänger anknüpfen. Gibt es dennoch kleine musikalische Veränderungen?

Florian Sitzmann: Es gibt schon einige neue Akzente. Auf dem Album sind erheblich mehr Gitarren zu hören. Das tut der Musik gut, vor allem weil es die Songs auch hergeben. Natürlich knüpfen die Songs an das an, was wir bisher gemacht haben, aber es gibt auch die eine oder andere Erweiterung nach rechts oder links. Beispielsweise finden sich mehr Texte von einzelnen Bandmitgliedern, die auf eine einzelne Person bezogen sind und nicht die politische Meinung des gesamten Komplexes der Söhne Mannheims abbilden.

regioactive.de: Aber Sie schweigen auch auf dem neuen Album nicht zu aktuellen Themen?

Florian Sitzmann: Nein, aber die Bandbreite ist größer. Wir klingen natürlich ein kleines bisschen anders, dadurch dass wir einen fantastischen neuen Drummer haben, Jonny König aus Mannheim, einen neuen Bassisten, Edward McLean und eben mit Dominik Sanz einen weiteren Sänger. Das beeinflusst natürlich den Klang.

"Emotionalität bei Konzerten war schon immer unser Markenzeichen"

regioactive.de: Der Titel der Tour "Wer fühlen will muss hören“ deutet eine emotionale Liveshow an. Was kann man 2014 erwarten und was war die Inspiration für den Titel?

Florian Sitzmann: Bei uns ging es schon immer relativ emotional zu. Unsere Musik soll die Menschen inspirieren und begeistern. Man muss uns gut zuhören, dann kann man viel in unserer Musik entdecken. Darüber erschließt sich auch ein Teil der Emotionalität, die bei den Konzerten schon immer Markenzeichen war.

Lest im zweiten Teil, wie sich Florian Sitzmanns Verhältnis zu Mannheim gewandelt hat und warum Konzerte in Mannheim früher eine besondere Herausforderung darstellten.

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regioactive.de: Sie spielen ja auf ihrer "Wer fühlen will muss hören“-Tour am 10. März im Rosengarten in Mannheim. Wie fühlt es sich an vor heimischer Kulisse zu spielen?

Florian Sitzmann: Mittlerweile fühlt es sich ganz toll an. Wir sind schon immer gerne hier aufgetreten, weil Mannheim unsere Heimatstadt ist. Aber ich erinnere mich an die ersten Jahre der Söhne Mannheims, wo das Publikum mit so einer Haltung in unsere Konzerte kam: "Aha, die nennen sich Söhne Mannheims, was glauben die denn, wer sie sind und was sie so für unsere Stadt jetzt machen wollen?"

regioactive.de: Das hat sich inzwischen aber geändert, wenn man auf die letzten Konzerte der Söhne in Mannheim zurückblickt, oder?

Florian Sitzmann: Das hat sich stark gewandelt. Mittlerweile haben wir in Mannheim ein sehr wohlwollendes Publikum, das sich immer freut, wenn wir da sind. Es kommen natürlich auch sehr viele Auswärtige, weil die es als das Größte empfinden, die Söhne Mannheims in Mannheim live zu erleben. Das macht die Konzerte, die in Mannheim stattfinden, ziemlich speziell.

"Als Jugendlicher habe ich Mannheim gehasst"

regioactive.de: Sie sind ja gebürtiger Karlsruher. Welches Verhältnis haben sie zu Mannheim und inwiefern fühlen Sie sich als "Sohn Mannheims“?

Florian Sitzmann: Ich hab Mannheim, muss ich ganz offen zugeben, in meinen jungen Jahren gehasst. Ich kannte Mannheim nur als schmutzige Industriestadt. Ich habe die Stadt wirklich erst über ihre musikalische Seite kennen gelernt und dort einfach fantastische Musiker erlebt und kennengelernt. Das waren sehr herzliche Persönlichkeiten, denen es wirklich um die Sache ging  und die stets mit dem Herzen dabei sind. Auf diese Weise hab ich Mannheim lieben gelernt.

regioactive.de: Wahrscheinlich spielten die Söhne Mannheims eine große Rolle in diesem Prozess.

Florian Sitzmann: Genau! Dann kam auch noch die Popakademie in mein Leben, an der ich Dozent bin. Mit der Popakademie hat die Stadt eine der wunderbarsten Errungenschaften, die es im kulturellen Bereich gibt und so verwandelte sich Mannheim in meine große Liebe. Ich halte mich dort häufiger auf als in meiner Heimatstadt Karlsruhe, da Mannheim sich inzwischen zum Zentrum meines Lebens entwickelt hat.

"Ich denke oft an Auftritte, die bis zur letzten Minute gefährdet waren"

regioactive.de: Gibt es Lieblingsmomente aus den vorherigen Touren?

Florian Sitzmann: Viele, vor allem wundersame Konzerte. Ich denke oft an die Auftritte zurück, die bis zur letzten Minute gefährdet waren. Wir hatten Open-Air-Festivals, die wegen Sturmwarnung vor der Absage standen. Wir haben dann unseren Auftritt vorgezogen, um überhaupt spielen zu können. Wir haben es wirklich ganz oft erlebt, dass wir live gespielt haben und das Wetter hat gerade noch so gehalten bis zur zweiten oder dritten Zugabe. Und dann war das Konzert zu Ende und alles brach los. Das sind tolle Erlebnisse.

regioactive.de: Ein ganz besonderes Erlebnis muss auch der Auftritt beim Fest in Karlsruhe dieses Jahr gewesen sein.

Florian Sitzmann: Natürlich war das Fest in Karlsruhe ein richtig toller Moment, weil es eine richtig tolle Location ist und auch eben viele Mannheimer da waren. Wir haben auch schon ganz kleine Clubkonzerte in Europa gespielt, zum Beispiel in Paris oder London, wo man so dachte "Wer kommt jetzt da?“ Dann haben wir sie mit unserer Musik voll gepackt. Das ist ein tolles Gemeinschaftserlebnis.

regioactive.de: Welche Erwartungen haben Sie als Band für 2014 nicht nur in Bezug auf die Tour, sondern auch auf die Zukunft der Band?

Florian Sitzmann: Wir gehen natürlich davon aus, dass unser neues Album, das im Februar erscheint, einiges bewegen wird. Denn die Menschen warten schon wirklich sehr, sehr lange. Wir wollten eigentlich schon Anfang dieses Jahres ein neues Album haben, haben es aber dann wirklich noch weiter in die Klausur verordnet, lange daran gearbeitet und jetzt gehen wir davon aus, dass wir mit der Tour und dem Album einfach unseren nächsten Schritt gehen können.

"Mein großes Lebensglück ist von Gott geliebt zu werden"

regioactive.de: Inwiefern wollen Sie den "nächsten Schritt gehen"?

Florian Sitzmann: Wir möchten uns weiter vergrößern, vor allem im Ausland. Wir wollen für Deutschland, Österreich und die Schweiz die Söhne Mannheims sein, die sie lieben und die sie kennen. Aber selbstverständlich soll es bei uns auch nicht langweilig werden.

regioactive.de: Eine letzte Frage: Euer Song Dein Glück liegt mir am Herzen war der Titelsong zur ARD-Themenwoche. Was ist für Sie persönlich Glück und wo haben Sie ihr Glück gefunden?

Florian Sitzmann: Da muss ich schon sehr persönlich werden. Mein großes Lebensglück ist von Gott geliebt zu werden. Das ist was, was ich als Christ glaube. Das ist gar nicht immer leicht wahrzunehmen, aber es ist eine Wahrheit, die immer weiter in mein Herz einsickert und wenn man auf dieser Wahrheit lebt, dann sind letztlich alle anderen Dinge auch nicht mehr ganz so wahnsinnig gravierend. Und die Momente, in denen ich das erlebe, stellen für mich das purste Lebensglück dar.

regioactive.de: Vielen lieben Dank für Ihre Zeit und viel Erfolg im nächsten Jahr!

Florian Sitzmann: Ich danke für die Zeit und euer Interesse. Alles Gute.

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