Why?

Why?

Das seit jeher für musikalische Highlights bekannte Label "Anticon" sandte mit Why? das Beste, was es zu bieten hat, auf Europatournee und diese Band legte bei ihrem Tourstopp in Frankfurt die Latte für das noch junge Konzertjahr 2010 gleich auf eine beeindruckende Höhe. Doch das Frankurter Konzert der Band zu beschreiben fällt ähnlich schwer, wie der Versuch, ihre Musik in Worte zu fassen.

{image}Man könnte den Sound als eine Mischung aus Backpacker HipHop, Indie und Alternative zusammenfassen, die Liste aber auch noch um einiges erweitern. Die Adjektive experimentell, innovativ und "anders" funktionieren auch gut. Allerdings lassen diese Phrasen sich auch auf etliche andere Bands anwenden, die gänzlich anders klingen und man kann so auch nicht wirklich erahnen, worum es sich bei Why? denn nun wirklich handelt, sollte man sie noch nicht gehört haben. Begonnen haben die Jungs aus Kalifornien mit Alternative HipHop, wobei sie auf ihrer letzten Platte Eskimo Snow den Rap gegen Gesang eintauschten, worauf Teile ihrer Fans enttäuscht reagierten, sie jedoch auch neue hinzugewinnen konnten. Was sich in 99% der Fälle als Fehler und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten herausstellt, funktioniert bei Why? hingegen äußerst gut und bringt den Sound durch ein nun weiteres Feld an Möglichkeiten als Lösung letzter Fesseln weiter voran.

WHY? - These Hands / January Twenty Something from anticon. on Vimeo.

Ähnlich wie bei TV On The Radio reicht es nicht aus sich einfach nur ein paar Songs der Band anzuhören um den Sound zu begreifen, vor allem aber schätzen zu lernen. Erst das wiederholte Zuhören ermöglicht es die Feinheiten der Arrangements, die Tiefen der Klangwelten und das Spiel mit den Gesetzen der Komposition zu würdigen. Die Songs leben davon in eine Richtung zu starten und diese in seinem Verlauf immer wieder zu ändern, ohne dabei befremdlich oder gar gewollt experimentell zu wirken. Nichts scheint zu viel und nichts zu wenig. Hier mischen sich Können, das Wissen um die eigenen Fähigkeiten, das Gefühl für die Balance der einzelnen Elemente und das Gespür für Feinheiten. Hier mal ein leichtes Klavierspiel, hin und wieder atmosphärische Chorklänge, mal dezente, mal brechende Gitarrenelemente, dazu schwere und trockene, aber auch jazzige Drums. Zusammengehalten auf eine sinnstiftende Art durch den pointierten Gesang und den absolut zu beachtenden Texten von Yoni Wolf und perfektioniert durch die Abwesenheit übertriebener Ernsthaftigkeit, wie man sie zu oft bei Bands dieser Art erlebt.

{image}Sehr schön zu beobachten war dies in Frankfurt, denn die Band spielte mit Spaß und ohne verkniffene "Wir-sind-so-große-Musiker"-Gesichter. Dabei befand sie sich das gesamte Konzert über in Kommunikation untereinander und mit dem Publikum, und es schien, als würden beide Teile miteinander verschmelzen. Vor allem das Zusammenspiel von Doug McDiarmid und Yoni Wolf bot großes Entertainment, gerade Yoni Wolf als Frontmann bot dem Publikum mit seinen speziellen Tanzeinlagen und seiner ganz eigenen Art eine einzigartige Show. Um dies nachvollziehen zu können empfiehlt es sich, sich die Tourvideos der Band auf deren Homepage zu Gemüte zu führen.

Highlights unter den Songs auszumachen war an diesem Abend äußerst schwierig, zu nennen sind natürlich The Voweks Pt 2, These Hands oder auch Against Me. Why? boten an diesem Abend im Mounsonturm vor äußerst reduzierter Kulisse und ausbaufähigem Publikum eines der besten Konzerte, das ich je erleben durfte. Sollten man die Möglichkeit und das Glück haben Why? live spielen zu sehen, darf man das auf keinen Fall verpassen.

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