James Morrison: Livebilder 2009

James Morrison: Livebilder 2009 © Universal Music

James Morrison belegte mit dem Song "Broken Strings" im Januar dieses Jahres ganze 5 Wochen lang den Platz Eins der deutschen Single-Charts. Nicht einmal Mando Diaos Hit "Dance With Somebody" bekam eine Chance auf die Pole-Position. Am 14. Juni beendete er mit einem professionellen Konzert das dreitägige Jazz&Joy-Festival in Worms. Der Sänger mit der "wohl erdigsten Soul-Stimme, die je ein weißer Engländer besessen hat", bezauberte die rund 900 Gäste mit seiner Mischung aus Schmusepop, Soul und Rock'n'Roll.

{image}James Morrison brachte zur musikalischen Einstimmung den – der verhaltenen Euphorie des Publikums nach zu urteilen –  hierzulande eher unbekannten englischen Singer und Songwriter James Hunter mit. Er spielte zahlreiche Songs aus seiner im November 2008 veröffentlichten Platte The Hard Way. Zwar bot er zwei Bläser, einen engagierten Bassspieler, seine bemerkenswert gute Stimme und zahlreiche für seinen 50er-Rock'n'Roll unabdingbare passionierte "Elvis-Presley-Baby-Schreie". Doch es gelang ihm nicht, die gemütlich lethargische Atmosphäre auf dem Platz der Freundschaft zu durchbrechen. Der einzige, der sich zur Musik bewegte, war der eigentliche Star des Abends: James Morrison. Er stand tanzend am Fenster des Gemeindehauses und betrachtete den Auftritt von dort aus sichtlich vergnügt. Dieser Anblick ließ schon erahnen, dass Mr. Morrison dem Abend noch eine erfreulich emotionsgeladene und rockige Wende geben würde. 

{image}James Morrison kam gewohnt charmant lächelnd und gutaussehend mit seiner siebenköpfigen Band auf die Bühne. Mit dem schnellen, rockigen The Only Night legte er los. Der 24-jährige stand vor dem schwarzen Banner mit dem in lila strahlenden "James Morrison"-Lettern und rockte. Bekleidet war er mit einem weißen Unterhemd, einem offenen schwarzen Hemd, weißen Chucks und seinen von diversen Plattencovern vertrauten silbernen Anhängern. Doch jetzt war der Mann des Plattencovers live und besser als auf Platte. Frau und Mann, Junge und Junggebliebene jubelten dem sympathischen Sänger mit der verrauchten Stimme zu. Die Begeisterung steigerte sich bei dem nahtlos angeschlossenen Under Your Influence.

Nach seiner musikalisch dynamischen Begrüßung antwortete ihm das Publikum auf "How do you feel in Germany?" mit euphorischem Jubel. "This is a beautiful place to play", sagte er vor dem Wormser Dom stehend und war sich der malerischen Openair-Szenerie wohl bewusst. Dann folgte Undiscovered, die vierte Singleauskopplung aus seinem gleichnamigen Debütalbum (2006). Hier kamen die vollen, warmen Stimmen der beiden Soulsängerinnen zur Geltung. Sie bescherten bei jedem Song ein souliges Feeling. Zusammen mit James rauer Stimme produzierten sie einen außergewöhnlich kontrastreichen Sound. Nach dem Song Please Don’t Stop The Rain richtete sich James wieder ganz natürlich und sympathisch an sein Publikum. "Anybody got burned today, apart from me?", fragte Morrison, der nach eigenen Angaben rot wie ein kleiner Krebs war. Bei Save Yourself drehte er sich vom Mikro weg und rockte die Gitarre. James Morrison wirkte live légère und zugleich energiegeladen. Anders als auf dem ein oder anderen Plattencover, zeigte er beim Spielen sein lebhaftes Gesicht.

{image}This Boy eröffnete er mit den Worten "The next song is for anyone who has bad stuff going on" und gab damit live und authentisch musikalischen Beistand für den Teil des Publikums, der sich in einer schwierigen Lebensphase befand. Dann folgte You Make It Real, die erste Singleauskopplung aus seinem aktuellen Album Songs For You, Truths For Me (2008). James Morrison sang den Song so ehrlich, als würde er nicht auf der Bühne stehen, sondern seine langjährige Freundin Gill und ihr gemeinsames Kind in den Schlaf singen. "Mist, leider schon vergeben", dachte sich bei dieser Live-Performance vermutlich so manche 24-jährige.

{image}Anschließend bedankte sich James Morrison bei seinen deutschen Fans: "You guys got me my first number one" und kündigte so den ersten "Nummer Eins"-Hit seiner Gesangskarriere an: Broken Strings. Den Nelly-Furtado-Part des Duetts übernahm Beverly Brown. Die Frau mit der Physiognomie Lauryn Hills lieferte bei allen Songs die souligen Backingvocals. Eine würdige Vertreterin, die eine völlig andere Klangfarbe besitzt, als die heißer klingende Nelly Furtado. Die soulige Wärme kontrastierte mit James Stimme und kleidete den Song in ein markanteres Gewand. Nun zur Performanz: Gescheiterte DSDS-Existenzen aufgemerkt! So machen es die Großen: Der Star hatte seine Gitarre abgelegt. James und Beverly standen sich gegenüber, sangen sich die Seele aus dem Leib und übertrugen die Energie auf das Publikum. Bei den beiden wirkte das nicht überzogen oder lächerlich. So was hat man im Blut. So was kann man nicht lernen. Und mit Ende des Songs war James Morrison wieder die Lockerheit en persona: "This was Beverly Brown, ladieeees and gentlemaaaaan!" Nun wurde es wird wieder ruhiger: "Do you get lonely sometimes?", fragte James und spielte in einem roten Lichtermeer Love is hard und If You Don’t Wanna Love Me.

{image}Precious Love, Nothing Ever Hurt Like You und vor allem Call The Police bestachen durch die energiegeladene Show von James und Band. James Morrison hatte die Gitarre lässig auf dem Rücken und gab hin und wieder einen lasziven Hüftschwung zum Besten. Die Soulsängerinnen warfen die letzten Ketten der Zivilisation ab. Auch High-Heels hielten sie nicht davon ab, die Bühne zu überqueren und die Menge am Bühnenrand stehend zum Klatschen zu animieren. Der E-Gitarrist rockte, der Keyboarder spielte im Stehen. Man könnte fast schreiben: Mehr Rock als Soul. Nach dem ruhigeren Once When I Was Little kündigten die ersten wohlbekannten Pianoakkorde James Debütsingle You Give Me Something an. Dann verließen Sänger und Band unter lautem Beifall ihr Publikum.

Die erste Zugabe Better Man kündigte James Morrison mit den Worten an: "I wrote it on the beach, there was just the beach and the passion in my heart." Mittlerweile war der Wormser Dom in völliger Dunkelheit verschwunden. Zu sehen war nur noch der im blauen Licht strahlende Sänger ohne Band. Just James, Joy und sein Publikum. Nach den weiteren Zugaben Fix The World Up For You und Wonderful World verbeugte sich der Star zusammen mit seinen Bandkollegen. Er lächelte und ging mit folgenden Worten von der Bühne: "You were absolutely fantastic, thank you." Danke gleichfalls, James!

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