Wise Guys (Capitol, Mannheim 2007)
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Wise Guys (Capitol, Mannheim 2007) Fotos: Manuela Hall © regioactive.de

Die Sitzplätze auf der Waldbühne sind am 13. Juni 2009 gut voll, die Bretzelverkäufer haben viel zu tun und die Security rennt massenweise kleinen Kindern hinterher. Auf der Bühne sind 5 Männer, die "nur" den Mund bewegen. Dabei entstehen ein ordentlicher Bass, eine quietschende Leadgitarre und perfekter Backround. Nein, die Rede ist nicht von Playback, sondern von den Wise Guys.

Ist der Zugang zu ihren CDs recht schwierig, erschließt sich alles nach dem Livegig wie von selbst. Zu Beginn des Jahres gab es einen Besetzungswechsel bei den Wise Guys und damit auch eine Neudefinierung der Band, nicht aber des Grundprinzips: Keine Instrumente auf der Bühne. Alles wird gesungen. Dafür mussten sie sich natürlich auch eine Typisierung überlegen, erzählen sie, und erklären, dass sie nicht mehr "a capella" sind, sondern "vocal pop" machen. Nachdem der aber ausschließlich auf Deutsch ist, sei es mehr "Vokal Pop". Sehr gut. Einem Abend mit vielen Familien und "Vokal Pop" steht also nichts mehr im Wege.

Die lustigen und eingängigen Texte der Wise Guys sind "relativ" gut, fast als Einstiegslacher zählt die Wiedergabe des Lieds Die tragische und traurige Geschichte vom Mann, der alles zweimal machte, das konsequenterweise im Anschluss direkt ein zweites Mal gesungen wird. Es ist nicht immer leicht erzählt von dem Wunsch, Brad Pitt zu sein, wobei der Haken daran folgender ist : "…muss dauernd Kinder adoptieren". Sie covern Robbie Williams' Angels und treiben damit Gänsehaut auf die Rücken der rund 8000 Anwesenden, die klatschen, schunkeln, lachen und mitsingen. Besonderes Highlight ist das ältere Lied Tekkno, bei dem die Wise Guys es tatsächlich schaffen, einen perfekten "utz-utz"-Hintergrund mit reiner Stimmkraft zu produzieren.

Als Special Guest tritt Eckart von Hirschhausen auf. Der Redner, Autor, Moderator und Kabarettist scheidet tendenziell die Geister, aber wer ihn mag, kommt auf seine Kosten und erlebt seine Comedy mit anschließendem Bonus: Zwei Lieder mit den Wise Guys. Wer ihn nicht mag, kommt aus dem Tritt und in die Musik nicht mehr richtig rein. Augenscheinlich mögen ihn aber die meisten Anwesenden. Hirschhausen wird bejubelt. Das Sitzpublikum ist generell sehr aktiv und wedelt liederweise mit weißen Taschentüchern, reagiert auf Abstimmungen mit Handzeichen und singt vor allem mit. Vor der Bühne, im Stehbereich, rennen kleine Kinder um die Wette. Umso schlimmer, dass diese Harmonie mit Beendigung des Konzerts in ihre Schranken verwiesen werden soll.

Ist natürlich nicht so. Die Zugabe wird gefordert und unter enormer Begeisterung auch durchgezogen. Vielen Dank an die Wise Guys, die es geschafft haben, vorörtliche Familienidylle mit einem Schuss Selbstironie und einem großen Eimer Humor nach Charlottenburg zu karren, um sowohl Kleinkinder, als auch Senioren und hippe Post-Teenager zu begeistern.

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