© Bobo in White Wodden Houses

Wenn es im Plattenladen die Rubrik "Weltmusik" gibt, dann sollte es auch eine Kategorie "Seelenmusik" geben. Und wenn es sie gäbe, dann wäre Bobo mit ihren "Liedern von Liebe und Tod" ganz vorne mit dabei. Der Abend im Foyer des Admiralspalast beweist, dass man sich vollen und freien Herzens auf die Sängerin einlassen muss, um alles richtig mitnehmen zu können.

{image}Wer bei Bobo zunächst an schlechte Bravo-Hit-Mixes und moderierende Schweizer DJs denkt, oder an Burkina Faso, der liegt himmelsweit daneben. Wer sich an Rammstein und die Frauenstimme zu Engel erinnert, der liegt in Sachen Sängerin richtig. Das Projekt "Lieder von Liebe und Tod" besteht aber nicht nur aus Christiane "Bobo" Hebold, sondern zudem noch aus Sebastian Herzfeld als kreativer Kopf und an der Zither/Klavier, und Anne Kaftan an Saxophon und Bassklarinette. Doch das Augenmerk liegt von Beginn an auf der Sängerin, die sich als verletzliches Gothicmädchen präsentiert. Alte deutsche Klassiker werden ins moderne Leben geholt. Ob die zwei Königskinder oder horch was kommt von draussen rein. Die drei auf der Bühne hauchen Leben in die – bei vielen Deutschen – fast nicht mehr präsenten Klänge.

{image}Bobos Stimme ist für Oper irgendwie zu dünn, aber für einen Chor ist sie zu sehr Solistin. Für Musicals und Triviales ist die Stimme zu groß und zu gut. Und irgendwie auch zu sehr "Seele". Sie schafft es, jene Worte, die weit älter sind als sie selbst, so zu adaptieren, dass sie zu den ihren werden und Wahrheiten transportieren, die den tatsächlichen Wortlaut übersteigen. Sie trifft damit tiefer als es eine Iphigenie oder eine Ariadne derzeit zu schaffen vermag.

Neben dem vollen Genuß für die Ohren erzeugen schwarz-weiße Bildprojektionen, die in jedem Emo-Video auf youTube ihre Pendants finden, die passende Stimmung – nicht nur für die Arrangements von Bach. Durch einen perfekt erzeugten Schall gelingt es Bobo spätestens bei es geht eine dunkle Wolk herein, die Zuhörer in eine Blase zu singen, deren Wände aus Spiegelglas bestehen, um ihre Stimme zu reflektieren, zurückzuwerfen, und den Zuhörer in dieser Blase festzusaugen. Und da sitzt man dann, und jeder einzelne im Saal ist verbunden mit Bobo und ihrer Stimme. Man spürt, wie sich Ruhe auf einen legt.

Den Weltmusikpreis "RUTH" erhielt BOBO bereits für ihr "Lieder von Leben und Tod". Jetzt fehlt nur noch eine ordentliche Anerkennung im Bereich Seelenmusik. Und da steht unser Gewinner definitiv fest!