Pelle Carlberg

Pelle Carlberg © Helena Söderman

Pelle Carlberg kennt man noch von der Band Edson, die sich dann allerdings vor einigen Jahren schnell wieder auflösten. Seitdem hat er jedoch auch als Solokünstler drei Alben veröffentlicht. Das neuste Werk "In A Liliac Time" stellte er nun am vergangenen Dienstag im Admiralspalast in Berlin vor.

{image}Uppsala, die schwedische Universitätsstadt 70 Kilometer nördlich von Stockholm, hat schon einige bekannte Persönlichkeiten hervorgebracht. So ist hier zum Beispiel der großen Film-und Theaterregisseur Ingmar Bergman geboren, der Autor Hakan Nesser lebt in dieser Stadt und auch ein gewisser Pelle Carlberg gehört zu den Söhnen dieses Ortes. Nämlich genau jener, der am 21.November 1969 geboren wird und nach einem Konzert der Band Gyllene Tider im Jahr 1980 entschließt, Musiker zu werden. Dieses Ziel verfolgt er anfangs in verschiedenen, wechselnden Bands, bevor er nach langer Suche 1998 mit der Band Edson endlich ein festes Bandgefüge bildet. Doch nach drei Alben trennt sich die Gruppe wieder. Um deswegen allerdings gleich wieder mit dem Musikmachen aufzuhören, dafür ist Pelle Carlberg ein viel zu guter Songwriter: Deshalb streift er seitdem alleine durch die große, weite Welt und findet auf seinen langen Reisen genau die Inspirationen, die er für die Veröffentlichung seiner Alben benötigt. So sind seit 2005 mit Everything Now, In A Nutshell und In A Liliac Time bisher drei Alben erschienen. Und umso regelmäßiger er jedes Jahr neue Platten veröffentlicht, desto regelmäßiger besucht er auch jedes Jahr immer wieder deutsche Städte. Wie zum Beispiel vor wenigen Tagen Berlin, genauer: das Foyer 101 des Admiralspalastes.

{image}Das Foyer 101 scheint mit den an den Seiten aufgestellten Tischen und Stühlen und der sehr niedrigen, kleinen Bühne eher für ein Varieté, Kabarett oder ein Jazz-Konzert geeignet zu sein. Doch wie sich im Verlauf des Konzerts zeigen wird, besitzt auch Pelle Carlberg Kabarett-Talente. So analysiert er in unterhaltsamer und witziger Weise kleine persönliche Anekdoten aus seinem Privatleben, die oft auf eine gewisse Weise mit dem darauffolgenden Song verbunden sind. Der Song 1983 (Pelle & Sebastien) beleuchtet seine frühen Teenagerjahre als 14-jähriger. Dies nimmt er zum Anlass, um auf unterhaltsame Art über die Angst seiner Eltern zu philosophieren, die ihn vor den Gefahren nächtlicher Spaziergänge warnten. Und nein, liebe Belle &Sebastian-Fans, Pelle & Sebastian ist hier kein Schreibfehler, sondern wahrscheinlich eine Anspielung darauf, dass manche Menschen glauben, dass Herr Carlberg Songs schreibt, die Belle & Sebastian eigentlich hätten schreiben sollen.

{image}Der Songtitel Metal To Metal wiederum entstand durch eine Autopanne im Berliner Bezirk Wedding. Dort hatte ihm ein Mechaniker geraten: "Metal To Metal", als Pelle Carlberg, der selbst die deutsche Sprache nicht beherrscht, nach Rat fragte, was man mit diesem kaputten Auto nun anstellen könnte. Und über den Song Because I’m Worth It erfährt man an diesem Abend vom schwedischen Songwriter, dass dieser Titel nicht auf die gleichnamige Loreal-Werbung anspielt, sondern der Spruch auch schon in den siebziger Jahren in der Mode gewesen wäre. Aber, fügt er schnell schmunzelnd hinzu, er falle in diese Sparte nicht hinein, denn er wäre ja nun mal nicht in den siebziger Jahren, sondern im Jahr 1969 geboren. Und für einen Song hat er sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Clever Girls Like Clever Boys Much More Than Clever Boys Like Clever Girls gibt es als aufgedrucktes Motto heute nämlich auch als Hängetasche zu kaufen.

Musikalisch werden diese persönlichen Erlebnisse mit für die Jahreszeit wärmenden, leichten und unbekümmerten Melodien unterlegt. Diesmal hat sich der bisher oftmals alleine tourende Pelle Carlberg Unterstützung vom Multiinstrumentalisten Jonathan geholt, der bei diesem Konzert abwechselnd die Gitarre, das Piano und die Mundharmonika bedient, aber auch für die Backgroundgesänge zuständig ist. Zum Beispiel für das verspielte "Bobobo" in Go To Hell, Miss Rydell.

All das lässt im Saal eine familiäre Atmosphäre aufkommen. Pelle Carlberg wirkt mit seinem Rucksack, den er im hinteren Teil der Bühne verstaut und dem Gitarrenkoffer, den er auf der Bühne liegen lässt, wie eine Art Wandermusiker, den man auf eine private Feier eingeladen hat. Wie in alten Zeiten, als eine Reihe von Folkmusikern lediglich mit ihrer Gitarre auf dem Rücken durch die Welt zogen.

{image}Das Publikum beobachtet das Geschehen zunächst ruhig und andächtig. Eine Stille, die sich dann aber bis zum Ende in laut geäußerter Begeisterung niederschlägt, nachdem Pelle Carlberg in einer seiner zahlreichen Ansagen genau diese Stille erörtert hat. So kommt Pelle Carlberg dann schließlich auch noch dreimal für Zugaben auf die Bühne zurück, um das Publikum einmal zu einem "Nanana"-Chorgesang zu ermuntern, und um ein anderes Mal einen Song in hoher Frauenstimme zu singen, bevor er sich mit seinem Musiker-Freund Jonathan in einer Verbeugung von den Zuschauern verabschiedet und demnächst bestimmt wieder in irgendeinem Club in Deutschland spielen, und das Publikum im kalten Winter mit seinen Songs erwärmen wird. Denn eins steht fest: Es gibt nichts besseres, als an einem kalten, grauen Schneeregentag im Dezember mit unterhaltsamen Geschichten erheitert und mit wärmenden, leichten und unbekümmerten Melodien verzückt zu werden.