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Glorytellers (live in Karlsruhe, 2008) © Markus Biedermann

Wird Geoff Farina mit Karates Nachfolgeband, den Glorytellers, dem vorauseilenden guten Live-Ruf gerecht? Durchaus. Und das beweist die neue Band auf ihrer aktuellen, von regioactive.de und byteFM empfohlenen Tour durch zahlreiche deutsche Städte.

{image}Eine unaufgeregte Atmosphäre herrschte vor im Karlsruher Jubez Café. Das passte zu der Musik, die am vergangenen Dienstag auf dem Programm stand: Geoff Farina ist mit seiner neuen Formation Glorytellers auf Tour. Komplettiert werden diese durch Karates Schlagzeuger Gavin McCarthy und einen neuen Gitarristen. Im Gepäck haben sie ihr Debütalbum, auf dem noch Josh LaRue die Leadgitarre gespielt hatte, und dessen meist ruhige, durch die virtuos gespielte Akustikgitarre glänzende Songs. Unaufgeregt präsentiert sich dann auch die Band, als sie zu ihrem Gig ansetzt. Ganz nüchtern stellt Farina die Gruppe vor, geradezu so, als ob die meisten im Publikum nicht sowieso wegen ihm gekommen waren: "We are Glorytellers from Boston, Massachusetts, USA". Ganz offensichtlich ist es so, dass es nur wenige ins Jubez gezogen hat, denen die Namen Farina, Glorytellers und natürlich Karate nichts sagen. Entsprechend ist der Saal des Cafés nicht ganz gefüllt. Aber jene, die heute gekommen waren, ließen sich voll auf die Musik ein. Und sie sollten für ihr Kommen belohnt werden: Es gab ein wie erwartet fantastisches Konzert herausragender Musiker zu erleben.

Nach dem Auftritt bleibt vor allem ein Gedanke haften – Musiker gehört und gesehen zu haben, die einen konsequenten Weg gehen. Nicht nur das Set ist an diesem Abend in sich stimmig, auch im Gesamtbild von Farinas Schaffen ergibt alles einen Sinn. Es wäre der perfekte Soundtrack für ein Roadmovie mit Überlänge gewesen.

Geoff Farina hat seine Wurzeln endgültig herausgeschält. Verschwunden sind die Indie-Elemente und die rockige Aggresivität, die Karate ausgezeichnet haben, aber auch bei der letzten Veröffentlichung der Vorgängerband – dem Livealbum 595 – schon nicht mehr so sehr ins Gewicht fielen. Geblieben ist ein Stilmix, der aus den Kernen amerikanischer Volksmusik besteht. Ein Mix, in dem sich Rhythmen und Ideen aus Bluegrass, Hillbilly, dem Blues, jazzige Elemente und erzählendes Songwriting miteinander verbinden, in den sich Farinas Stimme und seine Geschichten hervorragend einbetten.

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An der Akustikgitarre sorgt er mit virtuosem Finger-Picking für die Bassläufe und die Harmonien. Dazu gesellen sich packende, einfallsreich gestaltete, schaurig schöne Countryrock-Licks, perlende Fill-Ins und Soli des neuen Mannes an der E-Gitarre sowie schlafwandlerisch entspannte Unisonoläufe. Mit Besen in den Händen sorgt McCarthy an den Drums für einen Groove, der diese modern gestaltete Country-Melange abrundet, ihr an vielen Stellen besonders wache Augenblicke verleiht oder bei den Balladen durch zurückhaltendes, nur die wesentlichen Betonungen akzenturierendes Spiel überzeugt.

Beinahe gerät dies alles zu einem Nachhilfeunterricht in Sachen amerikanische Musik des letzten Jahrhunderts, kommt aber so unautoritär daher, dass man getrost weiterschaukeln kann, in dem Schaukelstuhl auf der Veranda, auf dem man beim Hören zu sitzen glaubt. Bei den Zugaben setzen die Glorytellers noch einen drauf. Jetzt schnappt sich Farina eine Mundharmonika, alle springen sie von der Veranda auf die große Wiese, um einen Kreis zu bilden und mit dem Cowboyhut in der Hand einen wilden Tanz zu vollführen. Ein bewegtes Ende eines abwechslungsreichen und kurzweiligen Abends.

 

Einige Konzerte der Glorytellers-Tour stehen noch aus. Unser Tipp für alle Unentschlossenen: Unbedingt hingehen!

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