Gun Barrel auf Mallorca Fotograf: Thomas Golambos © regioactive.de
{image}"Was für ein Quatsch", wird sich der eine oder andere jetzt sicher denken. Doch die Kölner Metal-Band Gun Barrel wagte einen sinnfreien aber witzigen Test und rockte den Ballermann 6, genauer: den Partytempel "Bierkönig" auf Mallorca. Als Rolf Tanzius, seines Zeichens Gitarrist der Band, vor einigen Wochen beiläufig in einer Email an mich erwähnte, dass die Band am Ballermann spielen wird, reagierte ich wie wahrscheinlich jeder normale Mensch reagieren würde, nämlich mit einem "ja ja ist klar und Mickie Krause als Support Act". Antwort Rolf: "Doch, ja. Erstens am Ballermann 6, zweitens im Bierkönig, drittens, nicht mit Mickie Krause sondern mit Willy Herren und viertens: Mit RTL Explosiv."
"Ist klar Rolf", und Mickie Krause singt bei Rock in Rio ten nacked hairdressers. Tatsächlich wurden Gun Barrel von RTL für das Projekt "Wie reagiert das Ballermann-Publikum auf Heavy Metal?" vom 10.-12.08.08 engagiert.
{image}Das ist doch mal eine Reportage wert, dachte ich mir. Also nicht lange überlegen, am selben Abend noch waren Flug und Hotel gebucht, und das entgegen aller aus Klischees resultierenden Lebensgrundsätze: "Ballermann, oh Gott niemals". Am Abflugtag trafen sich gut und gerne ein Dutzend weitere Gleichgesinnte und Bandmitglieder am Köln/Bonner Flughafen. Man machte sich mit dem gemeinsamen Ziel auf den Weg, den Ballermann zu "ballern". In Playa de Palma angekommen, verabredete man sich für den Abend bei Micha in der Bierstraße zum "Deutschen Eck". Dies sollte schließlich auch das Hauptquartier für unseren Aufenthalt werden. Abends traf man sich mit allen Bandmitgliedern, dem RTL-Team und Libero 5 an einem vereinbarten Treffpunkt. Libero 5 ist als Gute-Laune-Musiker am Ballermann und im Bierkönig bestens bekannt. Seine Smashhits Lu- Lu- Lu- Lukas Podolski und Deutschland ist der geilste Club der Welt kennt man auch aus den Fankurven deutscher Fußballstadien. Der Begriff "Welten treffen aufeinander" wäre spätestens hier am richtigen Platz.
{image}Es folgte die erste Besprechung mit dem RTL-Team: Am Abend sollen noch einige Sequenzen gedreht werden. Am nächsten Tag dann das unplugged-Duell mit Libero 5 am Strand und abends plugged im Bierkönig. Moderiert wird das ganze von Willy Herren. Für eine Metalband in der Höhle des Löwen der Ballermannfraktion ist das natürlich eine große Herausforderung, und es bedarf einer gehörigen Portion Mut und vor allem Selbstbewusstseins, sich auf ein derartiges Unternehmen einzulassen. Denn so ungewiss das Ergebnis ist, so unkalkulierbar sind auch die Reaktionen aus dem eigenen Lager. Hut ab vor Gun Barrel, sich dieser Aufgabe zu stellen.
Treffen am nächsten Tag um 14:00 Uhr im Deutschen Eck, es geht in Richtung Strand. Die Band ist mit ihren Gitarrenkoffern – inklusive Inhalt – bewaffnet.
{image}Schnell scharten sich einige Leute um die Band und das Kamerateam. Nach einem Interview an der Strandpromenade mit beiden Kontrahenten sollte es nun so weit sein. Der Gute-Laune-Bär Willy Herren animierte mittels Megaphon die Strandbesucher, denen mitunter die vorausgegangene Nacht noch sichtlich anzumerken war, sich das Duell mit Libero 5 und Gun Barrel anzusehen und die Jury zu stellen. Da stand man nun mittendrin auf dem berühmt berüchtigten Ballermann 6 und die Atmosphäre war einfach nur gut. Schätzungsweise 100 Leute scharten sich um die Stars.
Libero 5 sang zwei seiner Ballermann-Hits, im Anschluss spielten Gun Barrrel On The Road Again von ihrer vorletzten CD Bombard Your Soul und Frontkillers von ihrem aktuellen im April erschienenen Album Outlaw Invasion unplugged. Von Chancengleichheit konnte man bei dem vorhandenen Publikum nicht reden, und dennoch war die Akzeptanz für Gun Barrel erstaunlich hoch. Die Band erntete mindestens ebensoviel Applaus für ihren Auftritt wie Libero 5, begleitet von Handshakes und Schulterklopfen, "Thumbs Up" und anerkennendem Kopfnicken. Die Band und alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß.
Am Abend war man dann in Mallorcas Partytempel – dem Bierkönig – verabredet. Auch hier legte Libero 5 wieder vor. Sein Auftritt dauerte 30 Minuten und er hatte "sein" Publikum auch schnell im Griff. Schließlich kannte man jeden Song und alles grölte mit. Nun war Gun Barrel an der Reihe.
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Das Intro Invasion warning ertönte und gleich darauf der Knaller Frontkillers. Das Publikum hatte Spaß, war durch den "Einfluss" von Bier mit den ungewohnten Klängen aber sichtlich überfordert. Leider mussten Gun Barrel nach dem ersten Song schon wieder Schluss machen und bekamen nicht das selbe Zeitfenster wie Libero 5, daher ist der Vergleich recht hinkend. Es ist zu vermuten, dass Xaver, Rolf, Tomcat und Toni das Publikum auf ihre Seite bekommen hätten, hätten sie die Möglichkeit bekommen noch weitere drei oder vier Songs zu performen. Aber der Bierkönig wollte es nicht so.
Wo kämen wir denn auch hin, wenn Metall plötzlich salonfähig im Bierkönig von "Malle" werden würde?
So oder so, die Band hatte ihren Spaß und hat bewiesen, dass sie sich auf ein Experiment einlassen, das längst nicht jeder mitgemacht hätte. Stellt sich die Frage, ob wir Libero 5 oder einen der anderen Ballermänner demnächst mal auf einem Konzert von Gun Barrel auf der Bühne begrüßen dürfen.
