Frank Black (Hurricane 2007)
Foto: Markus Roy

Frank Black (Hurricane 2007) Foto: Markus Roy © HURRICANE/SOUTHSIDE Festival

Frank Black ist ein schwieriger und eigenwilliger Mensch. Dies konnte man schon an dem Verlauf bei der Trennung der Pixies erkennen, als er die Auflösung seinen Bandmitgliedern per Fax mitteilte. Und dies sah man auch an diesem langen Montag im Februar. Wahrlich ein Künstler mit zwei Gesichtern. Am Mittag im Treptower Park zeigte sich Black als die Herzlichkeit in Person, am Abend im Postbahnhof gab er dann jedoch den Kauz.

{image}Frank Black gilt als einer der einflussreichsten Musiker der 80er und 90er Jahre. Vor allem mit den Pixies feiert er in diesem Zeitraum große Erfolge und wird zum Vorbild von Künstlern wie Kurt Cobain. Mit der Trennung begibt er sich auf Solpfade und distanziert sich zunehmend vom schrägen, minimalistischen, mit rasanten Tempowechseln versehenen Sound der Pixies und dem Wechsel zwischen seiner mal kreischenden, mal murmelnden Stimme. Er gibt dabei nicht nur seinen Künstlernamen Black Francis auf, sondern er versucht auch immer mehr seinen eigenen Musikstil zu entwickeln, der von Reggae bis zu mexikanischen Folkloren geprägt ist. Als größere Erfolge ausbleiben, beginnt er wieder mit einer Band zu touren, genannt The Catholics, und feiert mit ihnen und ihrem countrybeseelten, souligen, aber auch bluesig anmutenden Rock – der aber auch die Songwriterqualitäten Blacks zum Vorschein kommen lässt – wieder Erfolge. Daraufhin veröffentlicht Frank Black in den kommenden Jahren Alben am Laufband, was schon fast an die Veröffentlichungswut Ryan Adams erinnert. Allerdings bestechen sie größtenteils eher durch Quantität als Qualität. Einzig Dog in the sand und Show me your tears können wirklich überzeugen. Nach der Reunion der Pixies im Jahre 2003 kehrt seine Musik wieder an den Sound seiner früheren Band zurück. Er nennt sich nicht nur wieder Francis Black, sondern auch mit seinem neuen Album Bluefinger muss man sich immer wieder diese Musik in Erinnerung rufen.

Dementsprechend gespannt und auch erwartungsfroh ist man an diesem Abend im Postbahnhof Berlin. "Vielleicht bekommt man vom Meister ja auch das ein oder andere Pixies-Schmankerl geboten", denken sich mit Sicherheit viele Besucher. Aber denkste! Frank Black und seine beiden Mitmusiker spielen fast ausschließlich Songs von seinem neusten Werk Bluefinger.

{image}Es werden zwar ein paar nette Anekdoten über die Entstehung von Songs wie z.B. Lolita erzählt oder Anmerkungen über seinen Soloerfolg gemacht ("One top-ten-hit since 1993, that’s enough"), aber sonst wirkt Black eher etwas lustlos. Zwar kreischt er sich mit zusammengekniffenen Augen unter der rötlich schimmernden Bühne die Seele aus dem Leib, schwitzt sich geschätzte 10 Kilo Gewicht weg, sodass sogar seine schwarze Sonnenbrille von seiner Nase rutscht. Dennoch zeigt sich den gesamten Abend auf seinem Gesicht kaum ein Lächeln oder wirkliches Interesse. Vielleicht will er damit auch nur cool wirken, die schwarze Sonnenbrille würde dazu passen. Zumindest verlässt er nach knapp 70 Minuten ohne jegliche Zugabe die Bühne, setzt sich seine heruntergefallene Sonnenbrille wieder auf und verschwindet. Sekunden später ertönt die Abspielmusik und lässt eher Enttäuschung im Publikum aufkommen als Begeisterung.

{image}So kommen am Ende Buhrufe auf, die die hoffnungsvoll erwarteten Zugaben aber auch nicht retten können. Das Verhalten Blacks war einerseits deshalb nicht zu verstehen, weil sich das Publikum bis dahin wirklich wohlwollend mit Applaus zu Black und seinen beiden Mitmusikern verhalten hatte. Und vor allem auch dann nicht zu erklären, wenn man bei seinem kleinem "Precoregig" am Mittag in historischer Umgebung der russischen Mahnmäler am Treptower Park dabeigewesen war, welchen er erst kurz zuvor auf seiner Website angekündigt hatte. Dort gab er sich mit Mütze, Schal, Sonnenbrille und einer Akustikgitarre ausgestattet, ganz ausgelassen, scherzte mit den extra für ihn dahergekommenen Fans herum, posierte mit ihnen für Fotos, spielte alte Songs der Pixies und war sich auch für keinen Wunsch der Fans zu schade. So performte er zusammen mit einem jungen Fan, der extra eine Gitarre mitgebracht hatte, ein wundervolle Version vom Pixies-Klassiker Where is my mind.

Besonders für diesen jungen Fan war es schade mit anzusehen, dass Frank Black so unangekündigt wieder die Bühne verließ, denn er hatte sich auch während dem Konzert richtig ins Zeug gelegt und dabei – beim Versuch eines Sprunges von der Bühne in die Menge – eine Bauchlandung auf dem Saalboden des Postbahnhofs gemacht. Es war fast wie ein Synonym für den Kontrast der beiden sehr unterschiedlichen Gigs, wobei man sich fragen darf, ob die Herzlichkeiten des kleinen und intimen Gigs am Mittag alle nur Fassade gewesen waren.

Alles zum Thema:

frank black