Noch keine eineinhalb Jahre ist es her, dass wir unser erstes Review über einen Gig von Itchy Poopzkid aus Eislingen an der Fils veröffentlicht haben. An sich ist dies keine lange Zeit. Aber wenn man bedenkt, was sich für die Itchys in diesem Zeitraum spätestens durch die Veröffentlichung ihres zweiten Albums Time To Ignite getan hat, handelt es sich um gefühlte 5 Jahre…

Nachdem die erste Single Silence is killing me bei MTV in der Heavy Rotation lief und zudem mit dem MTV Bandtrip "Itchy Poopzkid vs. Madsen" ein mehr als anständiges Präsentationsfeature gefunden wurde, scheinen die Itchys endlich Gehör bei der breiten Masse gefunden zu haben. In Kombination mit den gut und gerne 300 Gigs, die die Eislinger seit Beginn ihrer Karriere schon gespielt haben ist es also wenig verwunderlich, dass bei sommerlich warmen Außentemperaturen im Ludwigshafener dasHaus bereits eine Stunde vor Showbeginn tropische Temperaturen herrschen. Bei einem Konzert, zu dem vor gar nicht allzu langer Zeit gerade mal 100 Zuschauer aufgetaucht wären, erscheinen plötzlich – an einem herkömmlichen Wochentag – ca. 350 Zuschauer, die schon vor Konzertbeginn für ordentliche Stimmung sorgen.

Als Opener treten One Side Smile aus „Deutschland“ auf, wie Keyboarder und Anheizer Ben immer wieder schön verkündet. Wenn man es genauer nimmt, kommen die Jungs aus Pforzheim oder Karlsruhe – dieser Punkt scheint noch kritisch zu sein. Man merkt schnell, dass es zwischen den Bandmembern auf der Bühne einfach stimmt und dass die Jungs Spaß auf selbiger haben. Das Publikum weiß die gute Indierock-Mischung mit Einflüssen der Pumpkins, Muse oder Placebo zu schätzen. Da One Side Smile auch in Sachen Publikumskommunikation keine Anfänger sind, steigt die Temperatur durch viele rhythmische Klatschattacken nahe an den Siedepunkt.

Welchen Stellenwert Itchy Poopzkid mittlerweile inne haben, zeigt sich nach dem gelungen Auftritt von One Side Smile sehr schnell. Schon beim Betreten der Bühne zum Umbau werden Saikov, Sibbi und Panzer vom Publikum – das schwerpunktmäßig aus 15-20jährigen besteht – gefeiert. Spätestens mit dem Intro gibt es kein Halten mehr und der ganze Saal ist in Bewegung. Höhepunkte vom neuen Album sind neben den beiden Singles Silence is killing me und And I’ll walk away vor allem die Songs Try Try Try und You don’t bring me down. Die Itchys verstehen es einfach, ihre Spielfreude durch eine ausgelassene Bühnenshow auf das ganze Publikum zu übertragen und treffen mit ihrem Albummotto "Time To Ignite" voll ins Schwarze. Die Temperatur im Saal nimmt stetig zu. Auch musikalisch merkt man den Itchys ihre Entwicklung durchaus an. Die Songs klingen reifer und experimenteller. Vor allem das abwechslungsreiche und dynamisch kraftvoll treibende Schlagzeug von Drummer Saikov sticht heraus.

Wer einmal eine Itchy-Show gesehen hat weiß, dass sich die Band neben ihren großartigen Livequalitäten auch als Entertainer zwischen den Songs auszeichnen. Immer wieder kommt es zu lustigen Wortgefechten zwischen Sibbi und Panzer. Bassist Panzer vertritt die Meinung, dass Sibbis neue Frisur seinem Empfinden nach durchaus Ähnlichkeiten zu Adolf Hitler aufweist und kündigt daraufhin an, dass die nächsten 5 Songs zur Wiedergutmachung extra gegen Nazis gespielt werden. Später freuen sich Sibbi und Dani, dass sich dasHaus nicht wie viele andere Locations à la Roxy Music Club einen abgefahrenen Namen gesucht hat, sondern es einfach auf den Punkt bringt. Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

Für die Fans der ersten Stunde wird mit One Day einer der Klassiker von der EP Having A Time gespielt. Später sichtet Sibbi im Publikum auch noch einen der frühesten Fans und freut sich, dass das erste Fanshirt "fast noch gut" ist. Gegen Ende der Show werden mehrere Songs des Debutalbums Heart To Believe gespielt – insgesamt eine sehr gute Mischung. Bei 21 Years – dem letzten Song des regulären Programms – tauschen Sibbi und Panzer während der Nummer ihre Instrumente, ohne dass der Fluss verloren geht. So etwas sieht man auch nicht allzu häufig.

Nach 3 Zugaben und gut 80 Minuten Show hinterlassen die Itchys dann ein zufriedenes, aber schweißdurchnässtes Publikum. Und falls die Entwicklung so weitergeht wie im bisherigen Verlauf der Itchy-Bandgeschichte, dürfte man wiederum eineinhalb Jahre später ein ausverkauftes Haus vermelden oder in einer Location spielen, die noch eine Nummer größer ist…

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