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Trombone Shorty (live in Mannheim, 2011) © Daniel Nagel

Der aus New Orleans stammende Posaunist Trombone Shorty bringt mit seinem mitreißenden "Supafunkrock" die Alte Feuerwache in Mannheim zum Beben. Die perfekt inszenierte Hochglanzshow kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine wichtige Zutat zu kurz kommt.

Das große Vorbild von Trombone Shorty ist nicht schwer zu erraten. Der fünfundzwanzigjährige Posaunist aus New Orleans erinnert im Stil seiner Show so stark an James Brown, dass es nicht im Mindesten überrascht, als er dem "Godfather of Soul" mit einem Cover von "Get Up (I Feel Like Being A) Sex Machine" huldigt.

Mit Brown teilt er die unbändige Energie und den bedingungslosen Einsatz: Vom ersten Ton an ist es das Ziel von Trombone Shorty und seiner Band Orleans Avenue, das Publikum mit seinem Hochenergie-Soul/Funk zu überrollen und mitzureißen. Dass ihm das gelingt, spricht für sein Talent als Musiker und Entertainer.

Die Rezeptur, um in der fast ausverkauften Alten Feuerwache fast euphorische Begeisterung auszulösen, ist denkbar einfach: Funkige Rhythmen, Powerhouse-Schlagzeug, wummernder Bass, geschmeidige Gitarrenläufe und natürlich zwei Saxofone, die den richtigen Anteil an Soul liefern.

Dazu agiert Trombone Shorty nicht nur als Posaunist, Trompeter und Sänger, sondern auch als rastloser Animateur, der das Publikum stets zu Mitklatschen und Mitsingen zu animieren versucht. Und ganz entgegen ihrer meist etwas distanzierten Art sind die Kurpfälzer an diesem Abend ganz und gar dazu bereit. Zum Tanzen ist zwar kein Platz, aber man wippt fast automatisch mit - die Musik geht in die Beine.

Aller Jubel und alle Begeisterung sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Musik von Trombone Shorty und Orleans Avenue zu einem beträchtlichen Teil nur aus stimmig kombinierten Versatzstücken von Soul und Funk besteht. Nur selten hat man im Verlauf des Abends den Eindruck, einen bemerkenswerten Song einer Qualität zu hören, über die James Brown beispielsweise in großer Zahl verfügte. Trombone Shorty begnügt sich, mit seiner Musik, stets den maximalen Mitmach-Effekt zu erzeugen. Es ist eine gewinnbringende Methode und der Erfolg gibt ihm recht.

Wer allerdings Charles Bradley vor einigen Wochen in Ludwigshafen erlebt hat, der wird sich daran erinnern, dass die beste Soul-Musik auch Ausdruck menschlicher Leiden und Sehnsüchte ist. Es ist Musik, die nicht einfach nur vor einer Hochglanzfassade gespielt, sondern auch im Inneren gelebt und durchlitten wird. Bei aller Perfektion, bei allem Engagement kommt dieser Aspekt bei Trombone Shorty zu kurz: Es fehlt ein wenig Seele.

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