In-Flight Safety (live in Frankfurt 2011)

In-Flight Safety (live in Frankfurt 2011) © Esther Vomfelde

In Kanada sind sie längst keine Unbekannten mehr, jetzt wollen In-Flight Safety mit ihrem verträumten Indie-Pop auch Europa erobern. Kein abwegiger Plan, wenn man als anfängliche Studentenband sogar Lob von keinem geringeren als David Bowie bekommt. Mittlerweile können sie drei Alben vorweisen und haben ihre erste Tour durch deutsche Clubs beendet. Esther Vomfelde hat sie nach ihrem allerersten Deutschlandkonzert im Frankfurter Ponyhof interviewt.

{image}regioactive.de: Wie würdet ihr die Enstehung eurer Songs beschreiben? Wer schreibt die Songs?
Daniel Ladwell: Wir schreiben die Melodien als Band. Meistens spielt einer von uns während der Probe einfach ein paar neue Akkorde und wir probieren dann so lange herum, bis es gut klingt. Die Melodie für den Gesang kommt eigentlich immer zuerst, dann folgen die Instrumente und ganz zum Schluss der Text. Die Texte schreibt bei uns ausschließlich John.
John Mullane: Ja, ich bin der Texter der Band.
Wie oft trefft ihr euch denn zum Proben?
Daniel/John: Puh, das ist total unterschiedlich. Während wir schreiben oder aufnehmen eigentlich jeden Tag. Während wir touren proben wir natürlich gar nicht. Im Durchschnitt könnte man aber sagen, einmal die Woche.

{image}Einer eurer Songs, Amy Racina, wurde nach einer wahren Begebenheit geschrieben: Amy Racina stürzte 2007 beim Wandern ab, brach sich beide Beine und die Hüfte und überlebte 3 Tage ganz allein, bis sie endlich gefunden wurde. Wie habt ihr von ihrer Geschichte erfahren? Weiß sie, dass es dieses Lied über sie gibt und falls ja, wie hat sie reagiert?

John: Ich kenne Amy ein wenig durch Emails. Im Internet las ich über ihr Buch Angels in the wilderness, ihre Geschichte und ihr Überlebenswille inspirierten mich total. Ich kontaktierte sie dann, um anzufragen, ob ich ihren Namen für ein Lied über den Vorfall benutzen dürfe. Sie hat sich sehr darüber gefreut und natürlich ihr Einverständnis gegeben.

Wen seht ihr als eure musikalische Zielgruppe an?

Dan/John: Da hat man als Band keinen Einfluss drauf – jeder, dem deine Musik gefällt, zählt zu deiner Zielgruppe.

Was war die schönste Location, in der ihr bisher spielen durftet?

John/Dan: Das war das Capitol Theatre in Moncton/Kanada. Es ist ein altes umgebautes Kino, die Akustik und Atmosphäre ist perfekt.

Welche Bands inspirieren euch?

Alle: Auf jeden Fall The National, aber auch zum Beispiel Interpol. All diese Bands, die es seit Jahren gibt und die jetzt erst langsam bekannt werden.

Was brachte euch dazu, zu versuchen, aus einer Studentenband eine bekannte und erfolgreiche Band zu werden?

John: Sind wir berühmt? Ich weiß nicht, wir schickten damals ein Demo an einen Freund, dieser wiederum schickte es weiter an David Bowie. Als David antwortete, ihm gefalle unsere Musik, waren wir natürlich ganz aus dem Häuschen und beschlossen, es zu versuchen.

{image}Wie haben sich Freundschaften und Beziehungen verändert, seit ihr bekannt seid?

John: Ich sehe die anderen aus der Band viel öfter als meine besten Freunde.

Daniel: Ja, deine Freunde rufen dich anfangs noch an, um zu fragen, ob du Zeit hast. Aber du bist nie da, immer mit der Band unterwegs. Also fragen sie irgendwann nicht mehr.

John: Und wenn wir dann mal zuhause sind, verbringen wir natürlich hauptsächlich Zeit mit unseren Partnern, die sind schließlich auch sauer, dass sie uns nie sehen.

Daniel: Man verliert seine Freunde nicht, sie unterstützen dich auch bei allem, es wird nur schwieriger.

Habt ihr denn alle einen Plan B, falls es mit der Musik nicht klappt?

Alle: Natürlich, jeder von uns hat einen Plan B.

Jeffrey Romanyk: Ich nicht!

Alle: Okay, alle außer Jeff.

John: Im Ernst, als Musiker hat man eigentlich immer einen Plan B. Selbst bekannte Musiker, von denen man es nicht erwarten würde, haben noch einen Zweitjob oder wissen, was sie tun würden, sollte es mit der Musik schief laufen.

Eine Frage an alle: Wenn ihr wüsstet, dass ihr taub werdet, was wäre der letzte Song, den ihr hören wolltet?

Patrick Deighan: Bei mir wäre es Beast Of Burden von den Stones.

Dan: Etwas klassisches, ich würde sagen, Clair de lune von Debussy.

John: Ein Sigur Rós Song. Und zwar der vierte Song vom () Album. Das Lied hat keinen Namen, es heißt nur Lied 4.

Jeff: Alison von Elvis Costello. Ich liebe dieses Lied mehr, als ich je eine Frau lieben könnte.

Bradley Goodsell: Ich glaube, ich würde einfach 'Shuffle' auf meinem Ipod klicken. Egal welches Lied, ich denke, man könnte sich an alle guten Lieder noch erinnern, selbst wenn man taub würde.

{image}Wenn ihr mit irgendeiner Band spielen könntet, egal ob es sie noch gibt oder nicht, welche wäre es?

Dan/John: Das wären entweder The Smiths oder Sigur Rós, keine Frage.

Hört ihr denn eure eigenen Songs auch privat?

Pat/Dan: Während wir aufnehmen, hören wir die Songs wieder und wieder. Wenn wir dann endlich fertig sind, möchte man sie einfach nicht mehr hören.

John: Manchmal höre ich unsere Songs im Tourbus, um zu üben.

Was ist eurer Meinung nach die unterschätzteste Band aller Zeiten?

Alle: Es gibt sicher überall unglaublich gute Bands, die jedoch nur regional bekannt sind. Für uns ist es in jedem Fall A Northern Chorus aus Ontario/Kanada.

Und wer wird maßlos überschätzt?

Alle: Justin Bieber!

Zu guter Letzt: Was ist euer Tipp für unbekannte Bands, die es schaffen wollen, berühmt zu werden?

Brad/Dan: Ihr müsst es aus den richtigen Gründen wollen. Wenn Geld der Grund ist – lasst es bleiben.

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