Adele (Pressebild 2015)

Adele (Pressebild 2015) © MLK

Gerade einmal 24 Stunden vor ihrem ersten Auftritt "verschiebt" Adele ihre geplante Konzertreihe "Weekends with Adele" in Las Vegas auf unbestimmte Zeit. Die von ihr genannten Gründe wirken jedoch wenig überzeugend und lassen viele Fragen offen.

Am 21. Januar 2022, einem Freitag, wandte sich Adele über ihre Social Media-Kanäle an ihre Fans. In einem kurzen Video teilte sie mit, dass ihre geplanten Shows im Colosseum des Hotels und Kasinos Ceasars Palace in Las Vegas vorerst nicht stattfinden werden. Als Gründe nannte sie Lieferengpässe und eine hohe Anzahl an Coronafällen in ihrem Team.

"We've been awake for over 30 hours now trying to figure it ot and we've run out of time. I'm so upset and I'm really embarrassed and I'm so sorry to everyone that's travelled."

Große Enttäuschung auf Seiten der Fans

Diese Verschiebung keine 24 Stunden vor Beginn des ersten Konzerts enttäuschte und verärgerte eine Menge Fans, die für die Tickets, vor allem aber für Flug- und Hotelkosten viel Geld ausgegeben hatten. Zudem waren viele bereits angereist – teilweise sogar aus anderen Kontinenten. Die Gründe für ihren Ärger sind legitim, das erkennt auch Adele an.

Sie gibt sich im Video sichtlich mitgenommen und entschuldigt sich tränenreich. Später wird sie sogar einige Fans persönlich anrufen. Ein schöner Trost, der aber an den finanziellen Verlusten der Fans nichts ändert. 

Fragwürdige Gründe

Wirklich spannend ist die Frage: Warum hat Adele die Show so extrem kurzfrisitig abgesagt. Inzwischen haben sich viele mehr oder weniger berufene Stimmen zu der Absage geäußert und über die Hintergründe der Absage spekuliert. Sie lassen in ihrer Gesamtheit die von Adele genannten Gründe fragwürdig erscheinen.

So argumentiert etwa der Klatschkolumnist Roger Friedman, dass es in Las Vegas kein Problem sein sollte, beim Ausfall von Teammitgliedern Ersatz zu finden. 

"Las Vegas is full of talented musicians. If one is sick, there are replacements"

Weiterhin betont er wie merkwürdig es ihm erscheint, dass Adele ihre "Weekends with Adele" Shows, die über drei Monate lang jeden Samstag und Sonntag stattfinden sollten, komplett abgesagt hat.

Seiner Meinung nach wäre es möglich gewesen, die abgesagten Termine zu Beginn der Konzertreihe zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen, vor allem wenn der Grund wirklich Lieferengpässe und Covid-Erkrankungen gewesen wären.

Recherchen der Daily Mail zufolge, kommen noch ein paar weitere Faktoren als Anlass der Absage in Frage:

  • Das neue Sound- und Video-System

Neben Lieferengpässen könnten noch andere Aspekte die Fertigstellung des Sets hinausgezögert haben. So berichtet der ortsansässige Journalist Scott Roeben in der Daily Mail etwa über einen besonderen Wunsch Adeles. 

Ihm nach soll die britische Sängerin auf ein neues Sound- und Video-System am Veranstaltungsort bestanden haben, obwohl das Colosseum mit den hauseigenen Systemen sehr gut aufgestellt gewesen sein soll. Sowohl Soundsystem als auch Videoleinwand seien mit modernster Technik ausgestattet und bereits erfolgreich bei Konzertenreihen von Stars wie Celine Dion, Mariah Carey und Madonna in Verwendung gewesen.  

Adeles Änderungswünsche seien geradezu das Rezept für eine Katastrophe. Sie bewirkten eine enorme Steigerung der Produktionskosten und könnten aufgrund der bekannten Versorgungsengpässe sehr leicht zu Verspätungen oder zu vollständigen Absagen führen.

  • Uneinigkeiten über das Set Design

Weiteren Stimmen zufolge, sei es zwischen Adele und ihrer Set-Designerin Esmeralda Devlin zu Differenzen gekommen. So soll Adele unglücklich mit dem Konzept der Bühnengestalterin gewesen sein. 

Auslöser ihrer Unzufriedenheit sei unter anderem ein Pool gewesen, der in der Mitte der Bühne platziert werden sollte. Der Plan habe darin bestanden, Adele an einer Konstruktion gesichert über diesem in die Höhe zu heben um den Effekt zu erzeugen als würde sie über das Wasser schweben. Diesen Pool jedoch soll Adele selbst als "baggy old pond" bezeichnet haben.

Einer Quelle nach sei nicht klar gewesen, was genau für eine Show Adele geben wollte. Es schien als würde die 33-jährige zwar selbst eine schlichte Performance bevorzugen, aber gleichzeitig das Gefühl haben einen besonders spektakuleren Auftritt hinlegen zu müssen um hohen Erwartungen gerecht zu werden. 

Im typischen Las Vegas-Stil wollten die verantwortlichen Manager große Geschütze auffahren. So sei zum Beispiel ein 60-köpfiger Chor als Begleitung von Adele engagiert worden. Das habe Adele abgelehnt, weil sie ihre Stimme in den Mittelpunkt der Auftritte stellen wollte.

Adeles Hang zum Perfektionismus ist längst nicht mehr unbekannt. Ihm waren in der Vergangenheit unter anderem auch verschobene Albumreleases verschuldet. 

  • Lampenfieber bzw. Panikattacken

"She suffers badly from stage fright, she hates being on stage. For her to commit to going on a stage every weekend for three months is madness. The point was always going to come when she would decide she wasn't going to do it."

Diese Worte stammen von einer weiteren Quelle der Daily Mail. Ihr nach sei die Absage der Konzerte absehbar gewesen, da Adele unter großem Lampenfieber leide und es hasse auf der Bühne zu stehen. Drei Monate lang jedes Wochenende auf der Bühne zu stehen, hätte der Sängerin sehr viel abverlangt. 

Auch Adele selbst hat sich in Interviews bereits über die Angstzustände geäußert, die sie vor und bei Auftritten ereilen. Bei einem ihrer Konzerte sei sie so nervös gewesen, dass sie aus dem Notausgang flüchtete. Wenn sie auf der Bühne stehe, werde ihr vor Panik oft übel und ihr Herz fühle sich an als würde es gleich explodieren. Das klingt nach der Beschreibung einer Panikattacke.

  • Emotionaler Stress

Ein Bericht in der New York Post verdeutlicht, unter welchem emotionalen Stress Adele offensichtlich steht. Die Boulevard-Zeitung berichtet von emotionalen Ausbrüchen der Sängerin, die keine einzige Probe vollständig absolviert habe. Der Grund sei Beziehungsstreß mit ihrem Freund Rich Paul.

Ein Mitglied des Management-Teams des Caesar Palace erklärte: "Adele’s been crying and couldn’t get through a single full rehearsal for the past month. Just constantly on the phone with Rich … loudly shouting and sobbing."

  • Großer Zeitdruck

Zwischen Ankündigung der Shows Anfang Dezember 2021 und dem geplanten Beginn Ende Januar lagen lediglich 8 Wochen, wobei die Abwesenheit vieler Mitarbeiter und die Betriebsferien vieler Unternehmen "zwischen den Jahren" unberücksichtigt lässt.

Das setzte Adele, ihr Team und die Verantwortlichen des Caesar Palace unter gewaltigen Zeitdruck. Jede auch noch so kleine Verzögerung war geeignet, den Zeitplan ins Wanken zu bringen. Adeles problematische Haltung zu Live-Auftritten im Allgemeinen erwies sich in diesem Zusammenhang als weiteres Problem.

Entscheidender noch war, dass sich die Verantwortlichen des Caesars Palace sich offensichtlich nicht mit Adele über den grundsätzlichen Charakter der Auftritte verständigt hatten. Die Konflikte über Besetzung, Ausstattung, Bühnendesign und Technik erwiesen sich in dem engen Zeitplan als unlösbar. 

Zukunftsaussichten

Zwar hat Adele ihre Shows bisher lediglich verschoben, dennoch ist nicht klar, ob diese wirklich neu angesetzt werden. In der Vergangenheit hatte die Britin bereits öfters Konzerte verschoben, dann jedoch nicht neu anberaumt. So wurden zum Beispiel ihre zwei 2017 verschobenen Wembley Shows bis heute nicht nachgeholt.

Ticketmaster versucht Ticketkäufer dazu zu bewegen, ihre Tickets bis zu der Bekanntgabe der neuen Termine vorerst zu behalten. Das Angebot für Ticketrückerstattungen steht dennoch. 

Eine Verlegung und Neuansetzung könnte aber auch an zeitlichen Zwängen scheitern. So existieren im Jahr 2022 mit mit Ende Februar und Anfang Mai lediglich zwei mögliche Timeslots im Programm des Caesar Palaces für Adeles Konzerte. Eine Verlegung auf 2023 könnte daher schnell als notwendig erweisen. 

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