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Timber Timbre (live in Heidelberg, 2024) © Johannes Rehorst

Die kanadische Folk-Rock-Band Timber Timbre legt einen ihrer seltenen Deutschlandstops im Heidelberger Karlstorbahnhof ein und beweist dort, dass sie nichts von ihrer früheren Intensität verloren hat.

Die Veröffentlichung zweier schwächerer nach den "großen drei" Alben (s/t, "Creep On Creepin' On" und "Hot Dreams") ließ befürchten, dass Timber Timbre auch live nicht mehr diese faszinierende  Düsternis ausstrahlen, die ihre früheren Konzerte ausgezeichnet hat.

Aber weit gefehlt, auch mit dem schwächeren Material vom neuen Album "Loveage" vermag die Band ein vollauf überzeugendes Konzert zu spielen. 

Jemand zum Kuscheln

Frontmann und Mastermind Taylor Kirk zeigt gleich zu Beginn des Konzerts den richtigen Love & Peace-Spirit, als er dem Publikum den doppelten Mittelfinger zeigt und die Lyrics von "Ask The Community" auf einen naiven Konzertgänger münzt, der unvorsichtigerweise vor der Bühne filmt: "Do you want to see a dead body?"

Das ist aber fast spielerisch-charmant im Vergleich zu früher. Beim letzten Auftritt im Rhein-Neckar-Delta bei der Seebühnenregatta 2015 hatte Taylor Kirk noch mit sofortigem Konzertabbruch bei Handybenutzung gedroht. Hier begnügt er sich mit einem fast freundlichen "Put your cellphones away".

Dass Kirk auch anders kann, zeigt seine fast gelöste Stimmung im weiteren Verlauf des Konzerts. Er bedankt sich bei Zuschauern und Veranstaltern und witzelt über seine Unfähigkeit eine Gitarre zu stimmen. "Jemand, der keine Gitarre stimmen kann, kann kein Arschloch sein", kommentiert ein Kollege. 

Das neue Album in concert

Timber Timbre spielen ihr neues Album "Loveage" fast komplett. Im Live-Setting wirken die Songs dringlicher und weniger disparat als in ihren Studioversionen. Das Music Hall-ähnliche "Mystery Street" erklingt beispielsweise in einer Version, in der die verspielten Elemente in den Hintergrund treten. 

Wirkliche potentielle Klassiker von "Loveage" ist aber neben dem hintersinnigen Song "Ask The Community" vor allem das unverschämt eingängige "Sugar Land", in dem es ganz sicher um Ahornsirup geht.

Zugabe mit Klassikern

Als Zugabe gibt es dann "Hot Dreams" in einer neu arrangierten Version, die vielleicht nicht besser ist als die bekannte Fassung, aber dennoch spannende Abwechslung bietet.

Mit den melodischen Songs "Black Water" und "Do I Have Power" (beide von "Creep On") folgen zwei weitere Highlights, die die ganze Intensität von Timber Timbre noch einmal schön zeigen.

Taylor Kirk beendet den Abend mit einer langsamen und intensiven Soloversion von "Demon Host" und sorgt damit nochmal für eine Überraschung zum Abschluss. Es war wieder mal ein düsterer Genuss. 

Setlist

? / Mystery Street / Ask The Community / Holy Motors / Confessions Of Dr. Woo / Creep On Creepin' On / Sugar Land / Trouble Comes Knocking / Grifting / Curtains!? / Woman / Run From Me // Hot Dreams / Black Water / Do I Have Power / Lovage / Demon Host

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