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Impressionen vom Highfield Festival 2023 © Christian Grube

Das Highfield Festival 2023 ist schon wieder Geschichte. Wir blicken zurück auf ein Wochenende voller Hitze, Schweiß und guter Laune. Erstmals seit 2019 war das Highfield mit 35.000 Besuchern ausverkauft.

Die ganze Woche schauten Veranstalter und Besucher immer wieder besorgt in die Wetterkarten. Hält das Wetter?

Die Regengüsse vom Wacken Festival sind noch gut in Erinnerung und der Regen ist auch in der Woche des Highfield Festivals sehr ergiebig. Doch nachdem es am Donnerstag noch einmal kräftig regnete, zeigt das Thermometer am Freitag Nachmittag 28°C und die Sonne scheint.

Spiel mit Klischees

Die offizielle Eröffnung des Highfield Festivals übernimmt das Trio Blond. Hinter dem Namen verbergen sich Lotta und Nina Kummer sowie Johann Bonitz. Nina und Lotta sind die Schwestern von Felix und Till Kummer, die Teil von Kraftklub sind. Blond spielen bewusst mit divenhaftigen Klischees und heizen dem Publikum dennoch ordentlich ein.

Ihnen folgen auf der Blue Stage Tyna. Die Hamburger Band hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als fordernde Punkrocker mit klarer Kante gemacht. Punkig ging es mit Team Scheisse weiter. Die Gruppe mit dem sehr punkig-eigenwilligen Namen, hat sich in der letzten Zeit zu einem Garanten für ein Rockfeuerwerk gemausert.

Italo-Schlager für die Herzen

Später sollte hier noch Jennifer Weist (ehem. Jennifer Rostock) mit ihrem Soloprojekt Yaenniver auftreten. Die Show musste jedoch stark verkürzt werden, da es zu technischen Problemen an der Soundanlage kam. Die Menschen vor der Bühne nahmen es gelassen.

Einige wechselten zur Green Stage wo sich die Italo-Schlager-Pop Combo Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys grade warm spielten. Die Show der Bayern entwickelte sich zu einer ausgelassenen Dolce-Vita Party mit ganz viel Amore und Rotwein.

Mit Von Wegen Lisbeth wurde der Abend eingeläutet, der vor allem im Zeichen von Irish-Folk-Rock und HipHop stand. Die Dropkick Murphys fackelten nicht lang und heizten den Zuschauern gewaltig ein. Der erste Festivaltag wurde von K.I.Z abgeschlossen.

Der Hitze-Samstag

Der Samstag war vor allem von Hitze geprägt. Die 35000 Menschen am Festivalgelände mussten leiden. 34° C am Nachmittag ließen den Störmthaler See zu einem Backofen werden. Die Wasserstationen und der Strand waren, neben den Bühnen, die meist frequentieren Bereiche des Geländes. Die Meisten nahmen es sportlich und die Vorfreude auf Die Ärzte schien sie hitzeresistent zu machen.

Bereits am Nachmittag heizten You Me At Six aus England vor der Green Stage ein. Die Band um Frontmann Josh Franceschi lieferte einen soliden Mix aus Alternative- und Poprock ab. Die Bühne war am Samstag fest in der Hand der Rocker. So legten Enter Shikari eine äußerst energetische und fast multimediale Show hin: Sänger Rou Reynolds ging auf der Bühne in einen LED-Pool und tauchte plötzlich am FOH inmitten des Publikums auf, um dort zwei Lieder zu performen.

Viel Glitzer

Auf der Blue Stage ging es bunt gemischt mit einem gewissen Fokus auf Rap und HipHop voran. Hier wartete man eindeutig auf die Kaulitz-Brüder, denn Tokio Hotel feierten bei Highfield quasi Heimspiel. Während der Heidi Klum-Ehemann Tom den erdigen Rocker raushängen lies, kam Zwillingsbruder Bill in einem Glitzer-BlingBling-Diva Outfit auf die Bühne.

Der Auftritt der Magdeburger bot musikalisch prätentiösem Elektropop. Obwohl das Set einen Querschnitt durch die gut 20 Jahre währende Bandgeschichte bieten sollte, war vom rockigen Einfluss der Frühzeit nichts mehr zu spüren. Auch zeigt die Show, dass Tokio Hotel heute musikalisch keine größere Rolle mehr spielen und eher ein Seitenprojekt der Kaulitz-Brüder sind, um in irgendeiner Weise im Gespräch zu bleiben. Der Nostalgiefaktor der mit der Band gealterten Fanbase, dürfte hier der größte Sellingpoint sein.

Einer der besten Acts des Tages waren ohne Frage die Giant Rooks. Die aus Hamm stammende Indie-Pop Band hat schon auf früheren Festivals bewiesen, dass sie zu einer der musikalisch interessantesten Acts in Deutschland gehören und ihren internationalen Erfolg wohl verdient haben.

Die beste Band der Welt

Strenggenommen sind alle Acts des Tages eigentlich nur Warm-Up für Die Ärzte. Als der Vorhang mit einem fetten "Hurra" fällt, sind kennt die Stimmung vor der Green Stage kein halten mehr. Farin Urlaub, sichtlich begeistert über die Energie der Menschen vor der Bühne fragt auch nur "Wie macht ihr das? Ich könnte das in meinem Alter ja nicht mehr. Stundenlang in der Sonne brutzeln und dann hier abliefern."

Sprüche über das eigene Alter und irgendwelche Abschiede ziehen sich, neben dem ein oder anderen Rammstein Witz – "Till Lindemann ist noch jungfräulich…" (Bela B.) durch den Abend. Ob das was mit der für den 20. August 23 erwarteten Nachrichten um die Band zu tun hat? Mit Sicherheit. Musikalisch liefert "die beste Band der Welt" einfach ab. 30 Lieder – eine Tour de Force durch die Bandgeschichte für die hitzegeplagte Crowd.

Abwechslung am Sonntag

Sonntag war es nicht minder heiß. Doch allgemein ging es eher gemächlicher zu. Naja fast. Mit Nothing But Thieves und Millencolin gab es feinsten Alternative- und Punkrock. Nina Chuba und BHZ erlaubten der HipHop Crowd nochmal abzufeiern. Den größten Abriss legten jedoch die Beatsteaks hin. Die Band um Sänger Arnim Teutoburg-Weiss war bestens aufgelegt und die Band lieferte eine ihrer besten Shows seit langem ab.

Das zweite Heimspiel des Wochenendes, durften die musikalischen Aussenseiter (Zitat von Marcus Bischoff) von Heaven Shall Burn hinlegen. Die Metalcorelegenden fegten wie eine Feuerwalze über den Platz. Eine großartige Show, gepaart mit drückender Gitarre und donnernden Growls von Sänger Bischoff – und perfekt ist die Salbung der Saalfelder.

Das große Finale

Das große Finale des Highfield 2023 durfte Marteria bestreiten. Mit ordentlichen Bässen und fetten Beats gab der Rostocker nicht nur einen farbenfrohen, sondern auch fast schon chilligen Abschluss des Festivals.

Resümee? Das Highfield hat genau die richtige Größe erreicht. Nicht zu groß, nicht zu klein. Das Line- Up ließ fast keine Wünsche offen. Dagegen waren die Nahrungs- und Getränkekosten teils deutlich zu hoch, da das Preis/Leistungsverhältnis oft nicht stimmte. Ein kleiner Wermutstropfen gerade an dem sehr heißen Festivalwochenende.