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Arctic Monkeys (live in Frankfurt, 2023) © Rudolf Uhrig

Indie-Rock ist tot? Wenn man das Konzert der Arctic Monkeys in der Frankfurter Festhalle zum Maßstab nimmt, dann ist das Genre quicklebendig. Tausende häufig sehr textsichere Teenies feiern die Band um Alex Turner euphorisch - was gleichzeitig schön und ein bisschen rätselhaft ist.

Es ist eigentlich kaum zu fassen, aber in so großem Stil wie 2023 waren die Arctic Monkeys noch nie auf Deutschlandtour. Sicher es gab immer wieder einzelne Konzerte und zahlreiche Festivalauftritte, aber eine so große Tour, die gab es nicht.

Grenzenlose Nachfrage

Das Ergebnis: Der Ticketschwarzmarkt ist wie leer gefegt, vor der Festhalle sind nur etwas dubiose "Suche Karte"-Schilder zu sehen, aber keine Verkäufer. Die Halle ist restlos gefüllt, und zwar mit einem vollkommen euphorisierten, größtenteils sehr jungen Publikum, das größtenteils noch sehr jung war, als die Band aus Sheffield ihre erste Platte veröffentlichte.

Diejenigen, die die Band schon 2006 hörten, gehen in der Masse aus jungen Fans unter. Vor allem die  jungen Zuschauerinnen haben sich schick gemacht, als stünde ein Abschlussball an. Einige sind mit ihrem manchmal etwas missmutigen Freund gekommen, andere mit ihren zehn besten Freundinnen, wieder andere sogar mit Papa. 

Ein Date mit Alex

Das kann nur eines bedeuten: Ausrasten ist angesagt! Schließlich hat sich die originale Internet-Hype-Band angekündigt, die damals auf einer längst obsoleten Plattform namens MySpace ihren Durchbruch erlebte. Heute hingegen teilen die Fans ihre Begeisterung für die Band in Kurzvideos auf TikTok.

Heute sind sie alle gekommen für ein Date mit Alex Turner, dem coolen, aber auch unnahbaren Frontmann der Arctic Monkeys, der so lässig seinen Fuß auf die Monitore setzt und der mit jeder sparsamen Geste einen Kreischalarm auslöst. Eineinhalb Stunden Konzert bedeuten eineinhalb Stunden Euphorie. Man kann nur staunen über so viel Leidenschaft.

Spartanisch inszeniert

Die siebenköpfige Band hämmert, rockt und croont sich durch die knapp neunzigminütige Show. Der Sound ist geradlinig, das Bühnenbild fast spartanisch, wie es sich für Rock'n'Roll dieser Art geziemt. Die Arctic Monkeys bieten damit das Kontrastprogramm zu den gigantischen, inszenierten Popkonzerten der Gegenwart.

Das würde nicht gelingen, wenn die Band in knapp zwanzig Jahren nicht ein paar mitreißende Songs geschrieben hätte. Die Hochenergie-Stücke wie "Brianstorm" oder "Teddy Picker" funktionieren ebenso wie der lässige Groove von "Snap Out of It" oder Balladen wie "Body Paint". Dass die Band dabei eine gewisse mysteriöse Aura versprüht, steigert ihre Attraktivität nur.

Kurzweiliger Abend

Einer der Höhepunkte des Abends ist fraglos "Why'd You Only Call Me When You're High?", das Turner so genüsslich auskostet, wie sonst kein Stück an diesem Abend. Das Quartett "Suck It and See", "Fluorescent Adolescent", "Do I Wanna Know?" und "There'd Better Be a Mirrorball" steht exemplarisch für die Fähigkeit der Band, Klassiker ungezwungen mit neuen Songs zu verbinden.

Das ist überhaupt der Schlüssel zu allem: Das Konzert fühlt sich zu jeder Sekunde ungezwungen und natürlich an. Und wenn ein Song wirklich mal nicht völlig zündet, dauert es nicht lange, bis der nächste startet. 

Bei der Zugabe gibt es dann kein Halten mehr. Bei "I Bet You Look Good on the Dancefloor" bilden sich Moshpits im Innenraum, mit "R U Mine" folgt dann der Abriss. Die Zuschauer geben nochmal alles und Turner singt sich die Seele aus dem Leid. Jedenfalls fast.

Setlist

Sculptures of Anything Goes / Brianstorm / Snap Out of It / Crying Lightning / Teddy Picker / The View From the Afternoon / Four Out of Five / Big Ideas / Why'd You Only Call Me When You're High? / Arabella / Pretty Visitors / Suck It and See / Fluorescent Adolescent / Do I Wanna Know? / There'd Better Be a Mirrorball / Star Treatment / 505 / Body Paint // I Wanna Be Yours / I Bet You Look Good on the Dancefloor / R U Mine?

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