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Steve Hackett (live in Mannheim, 2023) © Rudi Brand

Mit "Foxtrot at Fifty" setzt Steve Hackett im Mannheimer Rosengarten seine Reise durch frühen Genesis-Klassiker fort und beweist, dass die Musik fünfzig Jahre später immer noch mit Abwechslungsreichtum und Kreativität zu punkten vermag.

Nachdem Steve Hackett in den letzten Jahren mit den Genesis-Alben "Selling England By The Pound" und "Seconds Out" auf Tour war, folgt nun die Neu-Interpretation des vielleicht ersten echten Genesis-Klassikers Foxtrot. 

Vertrautes Muster

Passenderweise feierte "Foxtrot" kürzlich 50-jähriges Jubiläum, was die Entscheidung, das Album in den Mittelpunkt einer Tour zu stellen, umso nachvollziehbarer macht. Im Vergleich zu "Seconds Out", einem Doppel-Live-Album ist "Foxtrot" nur etwas halb so lang, was die Länge der Show aber kaum beeinflusst.

Ansonsten folgt das Konzert im Rosengarten in Mannheim dem von vorherigen Tourneen bekannten Schema. Auf eine Auswahl von Hacketts Solowerk folgt das namensgebende Genesis-Album in voller Länge. Den Abschluss bildet eine Zugabe aus Genesis-Klassikern. 

Kleine Überraschung

Die erste kleine Überraschung kommt schon zu Beginn. Hackett ist überraschend redselig, weist jede Verantwortung für den Brexit von sich ("Not my fault!"), macht sich über seine Deutschkenntnisse lustig ("werden jedes Jahr schlechter") und bekundet seine Freude nach langen Corona-Jahren wieder auf Tour zu sein.

Die Corona-Zwangspause ist vielleicht auch der Grund dafür, warum der Rosengarten nicht schlecht gefüllt, aber bei weitem auch nicht ausverkauft ist. Schließlich konnte Hackett seine Seconds Out-Tour erst mit zweijähriger Verspätung antreten, so dass er jetzt zweimal innerhalb eines Jahres auf Deutschlandtour ist. Vielleicht haben sich manche Fans entschieden, diese Tour auszusetzen.

Starke Instrumentalisten

Falls das zutrifft, wäre das ein Fehler, denn trotz durchaus substantieller Überschneidungen im Programm überzeugen Steven Hackett und Band ein weiteres Mal mit sehr viel Spielfreude. Dazu trägt auch bei, dass Steve Hackett trotz seines Alters von 73 Jahre wenig an Fingerfertigkeit eingebüßt zu haben scheint. Seine Band, die durchweg aus Musiker besteht, die seine Kinder sein könnten, scheint für den Gitarristen zudem wie ein Jungbrunnen zu wirken.

Keyboarder Roger King, Multiinstrumentalist Rob Townsend (Sax, Flöte, Keyboards, Gesang), Jonas Reingold (Bass) und Craig Blundell (Schlagzeug) bilden zusammen ein gut eingespieltes Team, das die komplexen Kompositionen anscheinend mühelos auf die Bühne bringt. Ohne Selbstverliebtheit gelingt es ihnen, den wunderbaren Gesamtklang der frühen Genesis wiederauferstehen zu lassen. 

Schwieiger ist die Lage an anderer Front: Sänger Nad Sylvan macht einen akzeptablen Job beim Versuch, in die Fußstapfen von Peter Gabriel zu treten, sieht dabei aber immer sehr würdevoll aus.

Eine epische Reise

Als Highlight des ersten Sets aus Hacketts-Solohits erweist sich "Every Day", das mit rockigem Sound und abwechslungsreichen Instrumentalpassagen punktet. Aber die manchmal etwas belächelten Solostücke beweisen in ihrer Gesamtheit ihre Klasse, so dass die Zuschauer schon zur Pause standing ovations spenden.

Die "Foxtrot"-Performance zeigt, was für ein verspieltes, von vielfältigen Einflüssen durchzogenes Album die Band vor 51 Jahren veröffentlicht hat. Die Music Hall-Einflüsse von "Time Table" stehen neben dem rockigen Sozialkommentar von "Get 'em Out by Friday" und dem epischen "Supper's Ready", das mit seinen zahlreichen Tempo-, Rhythmus- und Stimmungswechsel schon 2022 in Frankfurt zu den Highlights zählte.

Zum Abschluss gibt es mit "Firth of Fifth" einen Meilenstein des 70er-Prog-Rocks komplett mit nicht nur einem der besten und berühmtesten Klavier-Intros, sondern auch mit Steve Hacketts meisterhaftem Solo, das stets für Gänsehautmomente sorgt. Mit "Los Endos" geht die Show nach mehr als zwei Stunden zu Ende und die Zuschauer erheben sich ein letztes Mal für einen der Großen des Prog-Rocks.

Setlist

Ace of Wands / The Devil's Cathedral / Spectral Mornings / Every Day / A Tower Struck Down / Camino Royale / Shadow of the Hierophant / Watcher of the Skies / Time Table / Get 'em Out by Friday / Can-Utility and the Coastliners / Horizons / Supper's Ready // Firth of Fifth / Los Endos->Slogans->Los Endos

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