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Oded Tzur (live in Mannheim, 2023) © Manfred Rinderspacher

Der israelische Saxophonist Oded Tzur präsentiert sich in der Alten Feuerwache in Mannheim als Grenzgänger zwischen orientalischen Klängen und typischen Jazz-Sounds - und vermag damit vollauf zu überzeugen.

Oded Tzur ist als relativer Neuzugang beim Münchner ECM Label kein Unbekannter in Deutschland. So hat sich eine respektable Anzahl Zuschauer in der Alten Feuerwache in Mannheim eingefunden, um sein Quartett zu erleben, mit dem er 2022 sein Album "Isabela" veröffentlicht hat.

Aus diesem Quartett ragt insbesondere Pianist Nitai Herschkovits hervor. Er überzeugt mit einem sehr gefühlvollen, minimalistischen Spiel, das dennoch stets die Spannung hält. Bassist Petros Klampanis und Schlagzeuger Otis Brown III (der nicht auf dem Album spielt) komplettieren die Formation.

Zurückhaltung an der Spitze

Obwohl Oded Tzur als Bandleader fungiert, hält er sich musikalisch überraschend stark zurück. In manchen Stücken spielt er nur das Thema und beteiligt sich am Finale und überlässt ansonsten den restlichen Musikern, seine Kompositionen zu interpretieren. In anderen steht er deutlich stärker im Zentrum, aber oft wirkt er eher wie ein Regisseur denn wie ein klassischer Bandleader.

Umso expressiver ist Tzur, wenn es darum geht seiner Musik körperlichen Ausdruck zu verleihen. Er vollführt drollig anzusehende Verrenkungen, wirft seinen Oberkörper nach vorne, zurück und verdreht sich seitwärts. Wie an Keith Jarretts Vokalisierungen gewöhnt man sich aber schnell an den ungewöhnlichen Eindruck.

Oded Tzur erweist sich auch als eloquent mit Worten. Er trägt zwei kurze Gedichte vor und erläutert sehr schön, wieso das Publikum für die Entstehung und Aufführung von Musik eine so wichtige Rolle spielt.

Viel Leidenschaft

Die Musik des Quartetts ist bisweilen lyrisch, verträumt, zärtlich und bisweilen sehr minimalistisch. Es gibt aber auch Passagen und Stücke, in denen die Band weitaus stärker zupackt und sehr viel energetischer spielt. Nie fehlt es aber Oded Tzur und seinen Mitstreitern an Leidenschaft.

Ihre Fähigkeit, allen musikalischen Situationen Leidenschaft abzugewinnen, ist vielleicht die größte Leistung des Konzerts. 

Vertraut und doch anders

Viel wurde im Zusammenhang aus Oded Tzurs Aussagen gemacht, Raga und Jazz zu verbinden. Man muss vielleicht Musikwissenschaftler oder Musiker sein, um zu beurteilen, wie viel "Raga" in seiner Musik steckt. 

Amateurhaft gesagt besteht das erste Set des Abends aus mehr orientialisch wirkenden Klängen, die aber eher arabisch/israelisch (das ist ja derselbe Kulturkreis) als indisch wirken. Der zweite Teil des Abends besteht aus eher klassischen Jazz-Sounds, die aber stets eine eigene Sprache verraten. Und das ist eine weitere schöne Erkenntnis dieses gelungenen Abends.