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Sigur Rós (live in Frankfurt, 2022) © Leonard Kötters

Sigur Ros melden sich nach fünf Jahren mit einer Europatour zurück, die sie auch in die ausverkaufte Jahrhunderthalle nach Frankfurt führt. Dort erleben die Zuschauer ein mit Spannung erwartetes Konzert, das aber erst ganz am Ende euphorisch bejubelt wird.

Es ist ein eindrucksvoller Abschluss des Konzertabends: Die Zuschauer stürmen zur Bühne und bejubeln "Popplagið" ausgelassen.

Nachdem der letzte Ton verklungen ist, verlassen Sigur Ros kurz die Bühne, um unter dem großen Applaus der Zuschauer zurückzukehren und sich dankbar zu verneigen. Wer nur diesen Moment erlebt, könnte von einer triumphalen Rückkehr der Isländer ausgehen.

Tatsächlich plätschert das Konzert in der ausverkauften Jahrhunderthalle in Frankfurt aber für zwei Drittel des Abends im Hinblick auf die Stimmung ein wenig vor sich hin. Die Gründe sind nicht leicht zu beantworten, denn der Auftritt ist weitaus besser als das etwas unterkühlte Konzert am gleichen Ort im Jahr 2017.

Schön inszenierte Klassiker

An der Musik gibt es eigentlich wenig auszusetzen. Sigur Ros beginnen mit den ersten drei Songs des Klammeralbums "( )". Während "Vaka" der wunderschönen Studioversion sehr ähnelt, klingt "Samskeyti" dissonanter als die Studioversion.

Gleiches gilt für "Ny batteri", das härter und unbeugsamer daherkommt als die vertraute Version von "Ágætis byrjun". Ihr vielleicht bekanntestes Lied "Svefn-g-englar" hat die Band mit einem eindrucksvollen Lichteffekt versehen, der zum typischen U-Boot-artigen Soundeffekt die Halle erleuchtet.

Das sehr noisige "Rafmagnið búið" von der Ny Batteri-EP mit seinen gewaltigen, verzerrten Gitarren und wenig erkennbarer Struktur ist im ersten Set ein wenig ein Fremdkörper. 

Ein neuer Song ist auch dabei

Da ein neues Album in der Mache ist, erhalten die Zuschauer auch einen Vorgeschmack darauf: Das im Duo performte "Gold 2" bietet einen imposanten Wall of Sound aus Keyboards und Gitarren, über den Jonsi sehnsuchtsvoll singt.

Für einen schönen Abschluss des ersten Sets sorgt das ruhige, sehnsuchtsvolle "Smáskifa", das einst als B-Seite von "Vaka" veröffentlicht wurde. Mit seinen wabernden Sounds und dem turmhohen Gesang sorgt es für einen angenehmen Kontrast. 

Auf dem Weg zum Höhepunkt

Das zweite Set beginnt mit durchweg gelungenen, weil sehr intensiven Versionen wohlbekannter Sigur-Ros Klassiker wie Glósóli, E-Bow und Sæglópur. Wirklich eindrucksvoll gelingt aber der Schlussakkord bestehend aus "Festival", "Kveikur" und "Popplagið", der das Publikum fast schon unerwartet zum Ausrasten bringt. 

Sigur Ros haben nicht viele fröhliche Lieder, aber "Festival" ist eines davon und es verfehlt nicht seine Wirkung, das Publikum aus den Sitzen zu reißen. "Kveikur" kann diese Stimmung aufgreifen, obwohl es weitaus düsterer ist, bis bei "Popplagið" alle Dämme brechen. Warum der Auftritt diesen langen Vorlauf benötigt hat, bleibt ein Rätsel.

Setlist

Untitled #1 – Vaka / Untitled #2 – Fyrsta / Untitled #3 – Samskeyti / Svefn-g-englar / Rafmagnið búið / Ný batterí / Gold 2 / Untitled #7 – Dauðalagið / Smáskifa / Glósóli / Untitled #6 – E-Bow / Sæglópur / Gong / Andvari / Festival / Kveikur / Untitled #8 – Popplagið

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