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Khalid (live in Frankfurt 2019) © Torsten Reitz

Mit dem neuen Album "Free Spirit" hat Khalid gute neue Songs im Gepäck. Leider gehen die meisten Songs in der Frankfurter Jahrhunderthalle völlig unter, da das Konzert trotz ansprechender Bühnenshow akustisch weitgehend zu einem Desaster wird.

Das Konzert von Khalid in der Frankfurter Jahrhunderthalle steht unter perfekten Vorzeichen. Der junge R&B Sänger aus El Paso lieferte 2018 bei seiner ersten Deutschlandtour ein grandioses Debüt in Offenbach ab und konnte 2018 auch beim Rock Werchter Festival komplett überzeugen. Stimmlich stark und mit genialem Flow konnte er beide Male das Publikum begeistern.

In Frankfurt soll es 2019 noch größer und besser werden. Die Location ist dafür optimal, denn womöglich ist kaum eine andere Halle in Deutschland so gut zu beschallen wie die Jahrhunderthalle. Was tatsächlich geschieht, ist jedoch leider große Kunst im negativen Sinne. Denn es dürfte keine Leichtigkeit sein, eine Show unter solchen Voraussetzungen bis auf wenige Songs soundtechnisch derart in den Sand zu setzen.

Visuell überzeugend, akustisch enttäuschend

Die große Bühne nutzt Khalid voll aus. Mit zweigeteilter Band links und rechts, riesigem Videoschirm in der Mitte und sechs Tänzern und Tänzerinnen, die immer wieder um Khalid kreisen, liefern sie optisch eine tolle Show. Besonders cool ist der virtuelle weiße Lichttänzer auf der Videoleinwand. Auch Khalid ist wie immer offen und sympathisch, lacht und kommuniziert viel mit dem Publikum.

Das große Problem ist leider der fast durchgängig miese Sound. Der Bass dröhnt und verzerrt, lässt viele Ansätze von Melodie bereits im Keim ersticken. Dazu wirken die Hoch- und Mitteltöne wie störende Fremdkörper. Der Backgroundsound verhindert das Aufkommen jedweder Atmosphäre, nicht zuletzt auch durch die extreme Lautstärke. So gehen selbst eingängige Hits wie "Young, Dumb & Broke" weitgehend unter, auch wenn viele Fans trotzdem jeden Song lautstark abfeiern. Das junge Publikum im Saal liebt Khalid.

Die Highlights

Die wenigen Songs, die wirklich gut hörbar sind, zeigen gleich einen gewaltigen Qualitätssprung. Im Grunde sind es die vier Songs, bei denen der Backgroundsound als Störfaktor wegfällt. Die sanfte Ballade "Heaven" ist purer Soul. Mit samtig weicher Stimme zeigt Khalid sein ganzes Gefühl. Hier rastet das Publikum mal völlig zu Recht aus. Auch der groovige Sound von "Saved", gepaart mit der beeindruckenden Stimmmodulation von Khalid, kann auf ganzer Linie überzeugen.

Bei "Angels" hört man mit dem Keyboard sogar mal ein Instrument, das tatsächlich die Melodie transportiert. Khalid singt mit so viel Kraft und Emotion, dass es wunderschön und bitter zugleich ist – denn in diesen Momenten merkt man genau, was heute möglich gewesen wäre. Beim letzten Song "Saturday Nights" dringt die Akustikgitarre durch, das ist hörbare Qualität. Obwohl viele Zuschauer das Konzert bejubeln, ist es letztlich verdammt schade, wenn authentische Musik von solch überflüssiger Effekthascherei ruiniert wird.

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