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Freya Ridings (live in Frankfurt, 2019) © Leonard Kötters

Freya Ridings präsentiert sich in Frankfurt als stimmgewaltige Sängerin. Um ihr Potential voll auszuschöpfen, benötigt sie aber mehr musikalische und emotionale Vielfalt.

Für eine Sängerin ohne Studioalbum – ihr Debüt erscheint Ende Mai 2019 – verfügt Freya Ridings über eine beträchtliche Fangemeinde. Andere Frankfurter Locations wie Zoom oder Brotfabrik wären für die Fans, die den vorderen Teil der Batschkapp bevölkern, vermutlich zu klein gewesen.

Sympathischer Support

Bevor sie die Bühne betritt, darf der junge nordirische Sänger JC Stewart den Abend mit einem Soloauftritt eröffnen. Mit Witz und Charme bringt er das Publikum schnell auf seine Seite: "Ich habe einen wirklich schlimmen Akzent und ich rede sehr schnell, also werde ich meinen Namen mehrfach sagen", sagt er zur Belustigung des Publikums.

Aber auch gesanglich und musikalisch – Stewart spielt Gitarre und Keyboards – legt der Nordire einen überzeugenden Auftritt hin. Allein was etwas fehlt sind Songs, die auch am Tag danach noch im Gedächtnis bleiben. Eher erinnert man sich an seine sympathische Bühnenpersönlichkeit.

Dramatisch und schwermütig

Die aus London stammende Sängerin und Songwriterin Freya Ridings verkörpert in emotionaler Hinsicht eine völlig andere Herangehensweise. Ihre Songs sind dramatisch und oft schwermütig. In Hinblick auf ihre Stimme erinnert sie an eine traurige Marina (ehemals: Marina & the Diamonds).

Bemerkenswert dicht und durchdringend erklingt die Musik ihres Quartetts, die den Anschein erweckt, dass sie mit nur wenigen Anpassungen auch in einer Arena erklingen könnte. Kein Zweifel, Freya Ridings hat eine große Karriere im Blick.

Eine große Karriere?

Natürlich dominiert Freya Ridings als Sängerin und Pianistin vollständig das Geschehen. Ihre klassisch besetzte Band (Schlagzeug, Gitarre und Bass) erhält nur ganz zum Schluss die Chance im Mittelpunkt zu stehen, als die Sängerin nach dem letzten Lied kurz die Bühne verlässt.

Was trennt die Londonerin noch von der ganz großen Karriere? Es sind nicht die Songs, ihr Single-Hit "Lost Without You" und andere Lieder zeigen ihre Fähigkeiten als Songwriterin. Das Problem besteht darin, dass viele ihrer Songs eine sehr ähnliche emotionale Stimmungslage verkörpern.

Mehr Abwechslung

Ihr Hang zum Drama, manchmal zum Melodrama, und ihr Hang dazu, die Rolle der Betrogenen, Enttäuschten, Verlassenen vollauf auszuleben sorgt selbst bei der erwartungsgemäß geringen Dauer des Konzerts für den Wunsch nach mehr Abwechslung.

Zum Glück hat Freya Ridings mit "Castles" auch einen Uptempo-Song im Repertoire, der die Gleichförmigkeit durchbricht. In der Folge ist das Konzert abwechslungsreicher, aber der Eindruck, dass Freya Ridings mehr emotionale und musikalische Vielfalt transportieren muss, verfliegt nicht.

So hinterlässt das Konzert den Eindruck einer hochtalentierten Sängerin, die kurz davor steht, ihre eigene Stimme vollends zu finden. Ihr fast überreiches Potential hat der Auftritt in der Frankfurter Batschkapp jedenfalls eindringlich vermittelt.

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