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The Intersphere (live in Heidelberg 2019) © Rudi Brand

Die Mannheimer sind live ein Paradebeispiel einer bodenständigen und sympathischen Band, die mit ihrem technischen Können völlig vergessen macht, dass sie eigentlich gar nicht Vollzeit dieser Arbeit nachgeht.

Vier Jahre ließen sich The Intersphere Zeit, um nach ihrem von Kritikern hoch gelobten „Relations In The Unseen“ wieder mit neuer Platte durch deutsche Clubs zu touren. Dass sich ihre Show von der ersten Sekunde an so anfühlt, als hätten sie die vergangenen Jahre nichts anderes getan als Konzerte zu geben, spricht für die musikalischen Fähigkeiten jedes einzelnen der vierköpfigen Gruppe.

Gleiche Höhe

Erst recht, wenn man bedenkt, dass sich das bürgerliche Leben der Mitglieder nicht pausenlos um Band und Musik dreht – von Schlagzeuger Moritz Müller einmal abgesehen, der seine Brötchen unter anderem auch bei Pop-Größen wie Gianna Nannini verdient. Auf gleicher Höhe mit den anderen dreien ballert dieser derweil vom rechten Bühnenrand aus kompromisslos in Richtung seiner Kollegen und verschwindet dabei hinter großen Becken und Toms.

Das hat die Form eines Settings, wie man es auch von Sigur Ros oder Porcupine Tree kennt. In der Prog-Liga von letzteren sind The Intersphere noch nicht ganz angekommen, sie deuten mit ihrem neuesten Werk „The Grand Delusion“ aber ohnehin andere, poppigere Ambitionen an.

Don’t Synth Twice

Eventuell hat das auch mit einem Personalwechsel am Bass zu tun. Seit drei Jahren ersetzt Daniel Weber Sebastian Wagner, der sich mit seinem Ausstieg voll und ganz auf die Kölschrockband Kasalla konzentrieren möchte.

Weber wiederum hat für das neue Album erstmal die Synth-Bass-Anteile nach oben geschraubt, agiert in Songs wie dem Auftaktstück „Don’t Think Twice“ aber mindestens genauso druckvoll wie sein Vorgänger. Und selbst die älteren Stücke, wie etwa der Titelsong zur vierten Platte, spielt er heute so treffsicher, als wären es seine eigenen.

Er hat sich perfekt eingefügt in eine zuvor – zumindest von außen betrachtet – bereits völlig reibungslos funktionierende Band. Auch keine Selbstverständlichkeit, wie gekonnt er dabei als Zweitstimme zusammen mit Gitarrist Thomas Zipner die Choruszeilen von Frontmann Christoph Hessler unterstützt, der „Mind Over Matter“ oder „Secret Place“ entspannter klingen lässt, als seine Mine es manchmal vermuten lässt.

Absolute Liveband

Genau wie Thomas Zipner hat er schließlich nicht nur alle Hände voll zu tun. Die beiden Gitarristen müssen sich pausenlos durch ein großes Arsenal an Effektpedalen treten, um den voluminösen Sound der Songs zu stemmen, die bei der Show vor allem von den beiden aktuellen Alben stammen und so reibungslos und unverschämt tight sitzen, als hätten The Intersphere das Lehrbuch des Prog-Pop selbst verfasst.

Die Perfektion nach Vorschrift, die auf Platte bei den Herren zugegebenermaßen auch mal ermüdend wirken kann, entfaltet live seine volle Strahlkraft und wird zum dynamischen Bollwerk. Und die gut gefüllte halle02, die meist zu krummen Akzenten im Takt nickt, genießt bei aller Planung, Vorsorge und Konzeptkunst der Alben, nicht in erster Linie einzelne Songs daraus, sondern vor allem eine rundum sehr gute Live-Band, die ganz uneitel nach zwei Zugaben am Merchstand geduldig Hände schüttelt und Poster signiert.

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