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Die Fantastischen Vier (live in Frankfurt, 2019) © Peter H. Bauer

In der gut gefüllten Frankfurter Festhalle demonstrieren Die Fantastischen Vier gute zwei Stunden lang, warum sie immer noch zu den großen Stars der hiesigen Hip-Hop-Szene zählen - auch wenn nicht jede Idee zündet.

Die Fantastischen Vier sind unbestritten eine deutsche Hip-Hop-Institution. Seit nunmehr knapp 30 Jahren begeistert das Stuttgarter Quartett unzählige Fans. Die beiden MCs Smudo und Michi Beck haben es sogar zu Coach-Ehren bei "The Voice Of Germany" gebracht. Mainstreamiger kann Deutsch-Rap also kaum sein.

Doch ihre Fans haben den Fantas schon immer Dinge verziehen, die man anderen hiesigen Hip-Hop-Combos wohl eher nicht hätte durchgehen lassen. So ziehen Thomas D, And.Ypsilon und Co. dieser Tage einmal mehr durch die deutschen Lande, um die Hände der Zuschauer in die Höhe gehen zu sehen. 

O Captain! My Captain!

Zu ihrem 30-jährigen Bühnenjubiläum blicken die Fanta 4 aber nicht nur auf ihre lange Karriere zurück, sondern präsentieren auch ihre aktuelle sozialkritische Platte "Captain Fantastic". 

Einer der Tourstopps ist dabei die recht gut gefüllte Frankfurter Festhalle, in die sich an diesem Abend unter anderem auch die Badesalz-Legende Henni Nachtsheim verirrt hat.

Jetzt geht's ab

Ein Vorprogramm schenken sich Die Fantastischen Vier. Als Anheizer funktioniert dabei effektiv der Moment, in die Stuttgarter zum Titelsong ihres letzten Albums die Bühne betreten.

Wenig überraschend erhält die größte Resonanz in der Anfangsphase dabei der Klassiker "Was geht" aus ihrer "Lauschgift"-Phase. Generell hat man zu Beginn ihres Auftritts in der Festhalle das Gefühl, dass die älteren Stücke wie "Sie ist weg" und "Jetzt geht's ab" deutlich besser beim Publikum ankommen als etwa "Hot".

Aus allen Epochen

Dabei hat das Benztown-Quartett aber jede Menge "Captain Fantastic" im Programm. Manches davon, wie die Hitsingle "Zusammen", bei der Clueso auf der Videoleinwand erscheint, kommt gut beim Publikum an, während andere Nummern eine eher geringere Reaktion erzeugen.

Laut wird es dafür erwartungsgemäß bei den unzähligen Meilensteinen aus der langen Bandgeschichte wie "Die da?!", "Einfach sein", "MfG" oder "Troy". Auch der obligatorische Entspannungsmoment "Tag am Meer" steht natürlich auf der Liste.

Fantastische Altersweisheit?

Mit ihrem Status als "Elder Statesmen" des deutschen Hip-Hop scheinen sich Die Fantastischen Vier jedenfalls inzwischen abgefunden zu haben. In "Hitisn" philosophieren sie beispielsweise darüber, dass sie weiterhin Stadien füllen werden, ohne im Radio gespielt zu werden.

Ganz so abgehalftert wirken die Stuttgarter aber noch nicht – Alterswitze hin oder her. Immerhin erreichte "Zusammen" Platz 2 der hiesigen Singlecharts – und unter die angestammten Fans haben sich zudem einige jüngere Gesichter gemogelt.

Die politische Dimension

Dass die Fantas dabei, wie so viele andere Künstler, politisch Position beziehen, ist nicht überraschend. Zeitweise trägt Thomas D ein "No Racism"-T-Shirt. Dann wiederum wettern die vier nicht nur in den "Endzeitstimmung"-Zeilen "Geht mir weg mit eurem Stolz auf die eigene Nation, ihr seid nicht das Volk, ihr seid Vollidioten" gegen den aktuell vorherrschenden Nationalismus. "Zusammen" fungiert daher, nicht nur aufgrund seines Hit-Status, als eine Art Schlagwort des Abends.

Genau dieses Gefühl wollen Die Fantastischen Vier ihren Zuschauern vermitteln. Dabei werden sie unter Bezugnahme auf ihre Vergangenheit als warnende Propheten auf der Textebene gerne mal biblisch ("Ernten, was wir säen") oder philosophisch ("Es könnt' alles so einfach sein, isses aber nicht"). Beinahe könnte man mutmaßen, dass dabei der Spaß, für den die Fantas in ihrer Anfangsphase als bebrillte Bravo-Coverboys standen, ein Stück weit auf der Strecke bleibt.

Zu geil für diese Welt

Solche Befürchtungen erweisen sich allerdings als haltlos: Bei "Smudo in Zukunft" etwa rappen sich der namensgebende MC und seine beiden Kollegen Michi Beck und Thomas D geradezu in Ekstase, die unter den Fans nur noch durch das aus "Out Of Space" von The Prodigy bestehende Outro getoppt wird.

Auch der scratchende DJ And.Ypsilon darf sich im Zugabenteil beim Instrumental "Moduland.Y" austoben, nachdem die übrigen Fantas wenige Minuten zuvor bereits aus dem Krankenwagen "Danke" gesagt haben.

Troy bis zum Schluss

Die zweite Hälfte der Show in Frankfurt mutiert daher zu einer einzigen großen Party, an deren Ende sich Die Fantastischen Vier standesgemäß mit "Troy", ihrer Hymne an die Loyalität, von ihrem Publikum verabschieden.

Dem Beistand der Fans können sich die Stuttgarter jedenfalls sicher sein. Kaum eine Band hierzulande hat wohl ergebenere Fans als die Benztown-Combo. Auch wenn beim Auftritt in der Festhalle nicht alles gelingt, demonstriert das große Finale jedoch, warum es dafür gute Gründe gibt.

Setlist

Captain Fantastic / Fantanamera / Was geht / Bring It Back / Hot / Aller Anfang ist Yeah / Yeah Yeah Yeah / Die Stadt, die es nicht gibt / Sie ist weg / Jetzt geht's ab / Heute / Dann mach doch mal / Du mich auch / Buenos Dias Messias / Endzeitstimmung / Pump die Faust / Die da?! / Das ist mein Ding / Gebt uns ruhig die Schuld (Den Rest könnt ihr behalten) / Ernten, was wir säen / Tag am Meer / Pipis und Popos / Weitermachen / Spießer / Typisch ich / Einfach sein / Smudo in Zukunft / Danke / Tunnel / MfG / Ichisichisichisich / 25 / Zusammen // Moduland.Y / Hitisn / Troy

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