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Extreme (live in Frankfurt, 2017) © Beatrix Mutschler

Mit einer packenden zweistündigen Show fesseln Extreme ein begeistertes Publikum in der Frankfurter Batschkapp und beweisen eindrucksvoll, dass auch über ein Vierteljahrhundert nach ihren größten Erfolgen weiterhin mit ihnen zu rechnen ist.

Anfang der 1990er zählten Extreme rund um den stimmgewaltigen Sänger Gary Cherone und den technisch versierten Gitarristen Nuno Bettencourt zu den aufstrebenden Megastars der Hardrock-Szene.

Der mit Funk vermischte, von Queen, Van Halen und Aerosmith beeinflusste Stil des Bostoner Quartetts passt perfekt zu den Trends dieser Zeit. Ihre Hitballade "More Than Words" vom Album "Pornograffiti" erreichte Platz 1 der US-Charts, und mit einem fulminanten 20-minütigen Auftritt beim Freddie Mercury Tribute Concert begeisterten sie die Herzen eines Millionenpublikums.

Krise und Comeback

Doch dann endet der Höhenflug. Extreme lösten sich nach dem ambitionierten "III Sides To Every Story" und dem grungelastigen "Waiting For The Punchline" auf – und Cherone landet ironischerweise als wenig erfolgreicher Frontmann bei den von ihm so geschätzten Van Halen.

Nach einem Jahrzehnt Auszeit startet die Formation schließlich mit Bassist Pat Badger, dem neuen Drummer Kevin Figueiredo und der Platte “Saudades De Rock“ von vorne. Einige Tourneen später landen Extreme nun zum allerersten Mal in ihrer langen Laufbahn in Frankfurt, wo ein gespanntes Publikum auf sie wartet.

Fränkisch ist das neue Schwarz

Als Unterstützung für ihre aktuellen Shows in Deutschland haben sich die vier Bostoner heimische Unterstützung mitgebracht: Die Würzburger Hardrocker von The New Black stimmen die Zuschauer in der gut gefüllten Batschkapp eine gute halbe Stunde lang mit ins Ohr gehenden, aber dennoch nie langweiligen Riffgewittern auf die Funk-Hardrock-Legenden von der amerikanischen Ostküste ein.

Als sie schließlich die Bühne wieder verlassen, haben die Fans dank ihrer Performance trotz des Wintereinbruchs bereits Betriebstemperatur erreicht und freuen sich auf die Headliner des Abends.

Extremer geht’s nie mehr

Ihre Erwartungen werden nicht enttäuscht, denn Extreme legen los wie die Feuerwehr und heizen der Batschkapp von der ersten Sekunde an ein wie ein Hochofen.

Die vier Amerikaner rocken und das Publikum geht mit. Dabei ist es vollkommen egal, ob die gut aufgelegten Bostoner ihren jetzt schon euphorischen Zuschauern neuere Stücke wie "It ('s A Monster)" oder Klassiker à la "Get The Funk Out" und "Play With Me" servieren – die Fans in Frankfurt haben definitiv Appetit auf mehr.

Kurz den Fuß vom Gas nehmen

Extreme beherrschen aber die sanften Töne ebenso gut wie die fulminanten Riffs, und das nicht nur im Rahmen des obligatorischen, an diesem Abend von Cherone und Bettencourt als Zugabe vorgetragen "More Than Words".

Als kleine Verschnaufpause baut die Band nämlich außerdem in die Mitte der regulären Spielzeit ein kleines Akustikset aus "Midnight Express", bei dem der Gitarrist seine vielsaitigen Talente demonstrieren darf, und dem Hit "Hole Hearted" ein. Diese Ruhephase ist auch bitternötig, rennt doch gerade Gary Cherone ständig wie ein Besessener auf der Bühne herum.

Die Zeit zurückdrehen

Hommagen an ihre musikalischen Vorbilder lassen sich Extreme an diesem Abend ebenfalls nicht nehmen. Sei es nun das ursprünglich durch Elvis zur Berühmtheit gelangte "That’s All Right" mitten in "Take Us Alive", Led Zeppelins "Stairway To Heaven" als eine Art Einleitung zu "More Than Words" oder das von Nuno Bettencourt kurz "für die Kids" zum Besten gegebene Riff von Eminems "Lose Yourself" – das Bostoner Quartett präsentiert sich in der Mainmetropole zu jeder Zeit derart spielfreudig und quietschfidel, wie es ihnen nach all den Jahren wohl die wenigsten noch zugetraut hätten.

Spannung, Spaß und Spiel

Man merkt Extreme in der Batschkapp nämlich zu jeder Zeit an, wie viel Spaß ihnen diese Show zu bereiten scheint. Mal reißt Gary Cherone vor der zweiten Zugabe “Warheads“ vom “III Sides To Every Story“-Album der Witzchen darüber, dass er ja früher als Army-Kind die Vorschule in Frankfurt besucht habe.

Dann amüsiert sich Nuno Bettencourt gemeinsam mit seinem Frontmann, als sie auf die Ansage „Ich glaube, ihr kennt diesen Song“ hin lieber “Stairway To Heaven“ statt dem zu erwartenden Extreme(n) Über-Hit “More Than Words“ anspielen – und diese Freude überträgt sich auf die Fans.

Da fehlen einem die Worte

Als sich die Band nach einer fulminanten wie umjubelten Version von "Decadence Dance" zunächst vom Publikum verabschiedet, ist der Applaus dementsprechend hoch. Daran ändert selbstverständlich die erste Zugabe ebenso wenig.

Beim größten Erfolg der Bostoner kleben die Zuschauer bei jeder Silbe an Cherones Lippen und singen selbst dann lauthals weiter, als er sich zwischenzeitlich stimmlich kurz aus dem Stück ausklinkt. Egal wie totgespielt das Lied für Extreme als Gruppe mittlerweile auch sein mag – live entfaltet es, gerade mit Unterstützung eines Publikums, weiterhin eine besondere Wirkung.

Meister der Extreme

Nach etwa zwei Stunden haben schließlich sogar die Duracell-Häschen von Extreme keine Energie mehr und sagen langsam Lebewohl, jedoch nicht ohne sich mit der Ansage "Die letzte Nummer ist für euch, speziell in Deutschland: Ihr wisst gleich warum" zu verabschieden.

Denn nun geht die Band zum Covern über – und spielt Queens Megahit "We Are The Champions" in einer so ganz ohne Klavier etwas gewöhnungsbedürftigen, aber nicht minder überzeugenden Variante. Im Prinzip dient der Songtitel dann auch gleich als prägnantes Kurzfazit des Abends: Extreme sind noch immer Meister ihrer Zunft.

Setlist

It (‘s A Monster) / Hip Today / Get The Funk Out / Rest In Peace / Li’l Jack Horny / Kid Ego / Play With Me / Midnight Express / Tragic Comic / Hole Hearted / Cupid’s Dead / Am I Ever Gonna Change / Take Us Alive / Stop The World / Flight Of The Wounded Bumblebee / Decadence Dance // More Than Words / Warheads / We Are The Champions

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